Bewertung
Rob Epstein, Jeffrey Friedman

Lovelace

"You know I spent exactly seventeen days in the pornography industry and somehow these seventeen days are supposed to define who I am for the rest of my life."

Foto: Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
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Inhalt

Als sich die 21-Jährige Linda Boreman (Amanda Seyfried) Anfang der 1970er Jahre in den etwas älteren Chuck Traynor (Peter Sarsgaard) verliebt und ihn heiratet, entkommt sie so ihrem strengreligiösen Elternhaus. Chuck ist jedoch in windige Geschäfte verstrickt und hat Schulden bei den falschen Leuten. Um ihm zu helfen, wirkt Linda in dem Pornofilm "Deep Throat" mit, der zu einem Sensationserfolg wird. Linda steigt unter dem Künstlernamen Linda Lovelace zur Ikone auf. Einige Jahre später kehrt sie in die Öffentlichkeit zurück und enthüllt, wie sie von Chuck permanent bedroht, misshandelt und zum Mitwirken in "Deep Throat" gezwungen wurde.

Kritik

1972 geschah etwas nie Dagewesenes, das sich so auch bislang nicht wiederholt hat: Ein Pornofilm wurde zum Kassenschlager und zum viel diskutierten Phänomen, das Anwälte, Richter, Journalisten, FBI-Agenten und Kirchenvertreter auf den Plan rief. Bei einem Budget von ca. 25.000 Dollar, überwiegend von der Mafia beigesteuert, spielte der Film schätzungsweise 600 Millionen Dollar ein - eine sensationelle Gewinnspanne, von der moderne Mainstream-Blockbuster nur träumen können. Der Name dieses legendären Streifens lautet "Deep Throat".

Hinter einem Phänomen steckt aber auch immer eine Geschichte, die erst nach und nach an die Öffentlichkeit gerät. Die Geschichte hinter "Deep Throat" lässt sich zweifellos als kontrovers bezeichnen. Es ist bis heute umstritten, wie freiwillig die Teilnahme der Hauptdarstellerin Linda Lovelace, gebürtig Linda Boreman, an dem Streifen wirklich war. Einige Jahre nach "Deep Throat" erhob sie schwere Vorwürfe gegen ihren Mann und wurde zu einer Kämpferin gegen das Pornobusiness. Später nahm sie ihre Aussagen aber teilweise wieder zurück und wirkte sogar erneut in Pornos mit.

Der Film "Lovelace" will das Leben von Linda Lovelace und die Entstehung von "Deep Throat" nachzeichnen, tut dies aber letztlich zu halbherzig. Wie man es leider von vielen biographischen Filmen aus der Hollywood-Schmiede kennt, klammert "Lovelace" einige kritische Punkte aus und vereinfacht die Story derart, dass für den Zuschauer kaum noch Interpretationsspielraum bleibt. So wird Linda in diesem Film ganz klar als Opfer dargestellt, das immer wieder körperliche und emotionale Gewalt erlebt. Linda bekommt von dem Gewinn, den "Deep Throat" macht, nichts ab, während ihr Mann versucht, aus ihrem plötzlichen Ruhm jeden Cent zu pressen.

Absolut positiv herauszustellen ist Amanda Seyfried, die das Beste aus dem zu unkontroversen, mutlosen Drehbuch herausholt. Auch die Nebenrollen sind interessant besetzt. Sharon Stone ist in der Rolle von Amandas erzkonservativer Mutter kaum wiederzuerkennen und Adam Brody bekleidet einen recht amüsanten Part als Pornodarsteller Harry Reems. Sehenswert sind auch die Kulissen und Kostüme, welche die 1970er Jahre wieder aufleben lassen.

Fazit

Schauspielerisch und optisch macht "Lovelace" nichts verkehrt, doch die Story ist zu vereinfacht und oberflächlich. Das Thema hätte mehr hergegeben.

Maret Hosemann - myFanbase
27.12.2013

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