Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, Der
Wenn sie mich umbringen wollen, müssen sie sich beeilen, weil ich... weil ich schon hundert bin.
Inhalt
Allan Karlsson (Robert Gustafsson) kann auf ein aufregendes Leben zurückblicken. Kein Wunder, dass ihn ausgerechnet an seinem 100. Geburtstag erneut die Abenteuerlust packt. Ohne lange zu zaudern, öffnet er das Fenster des Altersheims und macht sich über das Blumenbeet davon, während die Geburtstagsvorbereitungen auf Hochtouren laufen. Sogar die Presse ist eingeladen, um über dieses besondere Ereignis zu berichten. Na und! Allan marschiert lieber zum Malmköpinger Bahnhof und kauft sich ein Busticket nach Irgendwo. Hauptsache weg! Kurz bevor die Reise richtig beginnen kann, bekommt er von einem ungehobelten Rocker plötzlich einen Koffer in die Hand gedrückt, damit dieser seine Blase auf der Bahnhofstoilette erleichtern kann. Allan zögert nicht lange und zieht mit dem Koffer einfach von dannen, nichts ahnend, dass er nun um 50 Millionen Kronen reicher ist. Gemeinsam mit seinen neuen Weggefährten Julius (Iwar Wiklander), Benny (David Wiberg) und Gunilla (Mia Skäringer) hat der Hundertjährige schließlich ein neues Ziel vor Augen. Unterdessen lässt er sich von der wütenden Rockerbande um die "Never again" nicht aus der Ruhe bringen, die nun Jagd auf den reuelosen Dieb machen.
Kritik
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine Geschichte mit dem Buchtitel "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" einschlägt wie eine Bombe? Man kann es nicht anders sagen, aber mit seinem Debütroman hat Jonas Jonasson erreicht, wovon viele Autoren träumen. Im Jahr 2011 eroberte der schwedische Autor die Bücherwelt mit seiner bissigen Krimikomödie und verteidigte infolgedessen 32 Wochen lang die Spitzenposition der Spiegel-Bestsellerliste. Derweil wurde das wunderliche Leben des Allan Karlsson in 35 Ländern verkauft und mit einem gleichnamigen Theaterstück in Hamburg gefeiert. Der Kinofilm, inszeniert von Regisseur Felix Herngren, folgt nun auf dem Fuße und verspricht einen explosiven Roadmovie der skurrilen Art.
Ein Hundertjähriger, der sich spontan aus dem Fenster eines Seniorenheims schwingt und zum Kofferdieb wird, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Eine Geschichte, in welcher der Romanheld von einer Horde Banditen gejagt wird, deren Denkvermögen nicht weiter als bis zur Haustüre reicht, hingegen schon. Somit ist es eigentlich weniger verwunderlich, welch bizarre Wendungen "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" durchlebt haben wird, hat er das Ziel seines spontanen Roadtrips von Schweden bis nach Indonesien schließlich erreicht. Ohne Frage, in der Konfliktlösung - nebst eines stereotypen Mafiabosses - lässt sich Jonas Jonassons Krimisatire in den Grundzügen wunderbar durchschauen. Spaß bringt sie trotzdem! Denn je kalkulierbarer sich der Plot gestaltet, hat man das Muster einmal durchschaut, umso phantasievoller entfaltet sich auch die Story um sonderbare Weggefährten, sporadische Sprünge in frühere Zeitepochen und einer entspannten Lebensphilosophie, wie man sie in der Realität leider viel zu selten lebt.
Die Rolle des verschrobenen Hundertjährigen wurde dem schwedischen Kultkomiker Robert Gustafsson in der Romanadaption im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschneidert. Die optische Verwandlung vom Jungspund zum alten Kauz ist schon erstaunlich, unterdessen Gustafsson sich leidenschaftlich (und wortwörtlich) durch die Weltgeschichte sprengt und die sympathische Unbedarftheit des Allan Karlsson meisterhaft über die Bühne bringt. Ganz, wie es für das skandinavische Völkchen üblich ist, mit seiner entspannten Mentalität und warmherzigen Gastfreundschaft, besticht auch der Filmheld mit einer ausgeglichenen Haltung, die keinerlei Hektik duldet, getreu seinem Lebensmotto: Reue ist eine Verschwendung. Es kommt eben, wie's kommt!
Infolgedessen wird der Beobachter etwa Zeuge, wie Allan Karlsson seinerzeit höchst persönlich beim Bau der ersten Atombombe mitwirkte, sich bei einem Plausch mit Stalin bedenklich um Kopf und Kragen redete und während seiner Zeit in einem Arbeitslager fast an der Inkompetenz von Herbert Einstein (dem von Jonasson erfundenen Halbbruder von Albert Einstein) verzweifelte. Um nur einige der geschichtlichen wie politischen Episoden zu nennen, in die der passionierte Sprengmeister während seines unglaublich aufregenden Lebens stets wie zufällig stolperte – vornehmlich mit einem Gläschen Schnaps an den Lippen.
Alsbald wird deutlich: Einen Zeitgenossen wie Allan Karlsson in eine Schublade pressen zu wollen, ist zwecklos. Ausgezeichnet! Schließlich sind es in der Romanvorlage gerade die ausgefallenen Charaktere aus Gegenwart und Vergangenheit, die dieses Abenteuer um einen 50-Millionen-Kronen-Koffer zu einem beispiellosen Lesevergnügen ad absurdum machten. Dieses Konzept bewährt sich auch im Film. Eine irrwitzige Situationskomik erweist sich zudem als eine amüsant-charmante Reisegefährtin. Manchmal legt sie etwas makabere Züge an den Tag, driftet aber nie ins überzogen Lächerliche ab. Etwa, wenn Allans Begeisterung für Dynamit bereits in Kindertagen zum Ausdruck kommt und ein ungewolltes Opfer fordert. Man könnte sagen, ähnlich schwarz wie die Asche zahlreicher Explosionen, präsentiert sich auch der Humor, während sich die Darsteller in ihren exzellent visualisierten Filmfiguren sichtbar wohlfühlen. Allen voran der schwedische Theater- und Filmschauspieler Iwar Wiklander mit seiner erfrischenden Performance des lebenslustigen Julius Jonsson.
Dennoch könnte Jonas Jonassons Romanverfilmung unter Umständen eine Geschmacksfrage sein. Hauptsächlich geht es schon höchst entspannt zu, wenn der Kofferdieb gemeinsam mit seinen neu gewonnenen Freunden durch die malerisch idyllische Natur Schwedens tourt und der skurrile Krimizirkus gemächlich dem Ende entgegen spaziert. Wie's kommt, so kommt's eben. Somit darf sich 114 Minuten lang relaxt zurückgelehnt und herzhaft gelacht werden.
Fazit
Mit der skurrilen Krimikomödie "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" macht Regisseur und Drehbuchautor Felix Herngren der gleichnamigen Romanvorlage von Bestsellerautor Jonas Jonasson alle Ehre.
Doreen B. - myFanbase
14.03.2014
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvannVeröffentlichungsdatum (Schweden): 25.12.2013
Veröffentlichungsdatum (DE): 20.03.2014
Länge: 114 Minuten
Regisseur: Felix Herngren
Drehbuchautor: Felix Herngren, Hans Ingemansson
Genre: Komödie, Abenteuer
Darsteller/Charaktere
Robert Gustafsson
als Allan Karlsson
Iwar Wiklander
als Julius Jonsson
Benny
als David Wiberg
Gunilla
als Mia Skäringer
Jens Hultén
als Pike (Der Boss)
Alan Ford
als Pim
Ralph Carlsson
als Inspector Aronsson
David Shackleton
als Herbert Einstein
Koldo Losada
als General Franco
Kerry Shale
als Harry S. Truman
Algirdas Romualdas
als Josef Stalin
Guhn Andersson
als Schwester Alice
Eleanor Matsuura
als Rebecca
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