Bewertung
Fernando Gonzalez Molina

Drei Meter über dem Himmel

Und plötzlich passiert's. Etwas setzt sich in Bewegung. Mit einem Mal weißt du, dass sich die Dinge ändern werden. Dass sie sich schon geändert haben... Und dass ab jetzt nichts mehr so sein wird, wie vorher...

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Inhalt

Hugo (Mario Casas) kann es nicht lassen. Obwohl er gerade einen Prozess wegen schwerer Körperverletzung hinter sich gebracht hat, bringt er sich in immer neue Schwierigkeiten als er Babi (Maria Valverde) mitten im Berufsverkehr begegnet. Die lebhafte Schülerin aus gutsituiertem Hause ist zunächst auch überhaupt nicht angetan von den billigen Anmachversuchen des blasierten Motorradfahrers. Als sie ihn schließlich auf einer Party wiedersieht, weiß sie warum: Der rebellische Bad Boy hat es faustdick hinter den Ohren und ein "kleines" Aggressionsproblem. Blöd nur, dass ihre beste Freundin Katina (Marina Salas) ausgerechnet Hugos besten Freund Pollo (Álvaro Cervantes) datet und es fast unmöglich scheint, sich aus dem Weg zu gehen. Plötzlich ist das Liebeschaos perfekt. Denn Babi und Hugo führen komplett verschiedene Leben und diese sind nur schwer miteinander zu vereinbaren. Zumal Hugo Recht nicht immer recht von Unrecht zu unterscheiden vermag und Babis Eltern immer noch ein Wörtchen mitzureden haben...

Kritik

Endlich dürfen auch die deutschen Fans von Federico Moccias' Italo-Beststeller um Babi und Step auf Wolke Sieben schweben - oder eben dem Buch-/Filmtitel entsprechend "Drei Meter über dem Himmel". Lange genug gedauert hat es ja! Seit die Buchvorlage aus dem Jahre 1992 unaufhaltsam zum Kultroman heranreifte und die Italiener 2004 bereits mit "Tre metri sopra il cielo" filmisch beglückt wurden, ließ eine deutsche Synchronisation auf sich warten... und warten. Die Erlösung kommt nun aus Spanien. Dort erfuhr das explosive Liebesdrama vor vier Jahren, unter der Regie von Fernando Gonzalez Molina, eine eigene Interpretation und diese kann sich (leider "nur" auf DVD/Blu-ray) durchaus sehen lassen. Ein kleines Übel allerdings: Step heißt plötzlich Hugo. Das ist für Buchkenner sicherlich weniger cool, doch man kann wohl nicht alles haben.

Zugegeben, den Plot kann man nicht unbedingt als innovativ bezeichnen, jedenfalls in der heutigen Zeit begutachtet. Immerhin war in Literatur und Film alles irgendwie schon einmal da. So gesehen kennt man sie inzwischen zu gut, die Geschichte um das schöne Mädchen aus gutem Hause und dem coolen Bad Boy auf Rebellionskurs. Zunächst bekriegen sie einander. Dann können sie doch nicht die Finger voneinander lassen. Und wieder einmal bestätigt sich das Motto: Was sich liebt, das neckt sich. Achtung Klischee! Natürlich fährt ER auch noch leidenschaftlich gerne Motorrad und genießt den Adrenalinrausch inmitten illegaler Straßenrennen, während SIE von einem Chauffeur zur angesehenen Privatschule kutschiert wird und lieber gediegenere Partys feiert. Zwei Welten knallen also mit voller Power aufeinander und inmitten all des Chaos und der frechen Dialoge gedeiht sie unvermeidlich, die erste, große Liebe. Aufregend. Bittersüß. (Un)berechenbar.

Was für ein Zufall, dass sich die drei oben genannten Adjektive wunderbar auf die spanische Verfilmung übertragen lassen, die dem Roman von Federico Moccia in nichts nachsteht und sogar einen angenehmen Vorteil bereithält: Wo die Romanvorlage in der Erzählform (vor allem auf den letzten Seiten) gelegentlich verwirrt, schafft der Film eine schlüssige wie konsequente Atmosphäre. Die rosarote Brille ist derweil ebenso fehl am Platze, wie auf dem Papier. Denn auf eine witzige, dramatische und kitschfreie Art durchlebt man in "Drei Meter über dem Himmel" die Höhen und Tiefen einer feurig-romantischen Liebesbeziehung, die von ungezähmter Wut und differenzierten Wertvorstellungen überschattet wird. Entsprechend erlebt man als Beobachter bald selbst ein berauschendes Wechselbad der Emotionen - besonders in Bezug auf den männlichen Protagonisten.

Mario Casas macht es einem mit seiner überzeugenden Darstellung des jähzornigen Hugo aber auch wirklich nicht leicht. In seinem Filmcharakter trifft Charme auf Wahnsinn, verpackt in einem charismatischen Muskelpaket. Diesem kann man leider nur schwerlich widerstehen, obwohl reichlich Anlass zur Besorgnis bestehen müsste. Schließlich ist Hugo ein "Bad Boy" wie er im Buche steht – der Traum vieler Mädchen wird schnell zum Albtraum (zu Recht!) aller besorgter Eltern. Seine Gewaltausbrüche sind schon bedenklich (im Roman wie im Film) und demnach liegt es rein im Auge des Betrachters, ob die mittels Rückblenden eingebaute Hintergrundgeschichte eine gute "Ausrede" rechtfertigt oder eher gewollt in Erscheinung tritt.

Maria Valverde und Mario Casas glänzen indes nicht nur optisch, sondern auch schauspielerisch. Die Chemie stimmt! Zudem birgt diese Gefühlsachterbahn ein gewaltiges Konfliktpotential, sodass es bis zum bitteren Ende spannend bleibt und eine Charakterentwicklung spürbar wird. Allerhand klischeehafte Momentaufnahmen hin oder her! Bei dieser Liebesgeschichte kann einem durchaus schwindelig werden und das ist nur zum Teil den zuweilen rasanten Kamerafahrten geschuldet, die aufgrund furioser Straßenrennen des Nachts oder inmitten einer prickelnden Clubszene zum Einsatz kommen. Stets im Hintergrund: Stimmungsvolle Songs von u.a. Cecilia Krull ("Something's Triggered"), Dorian ("La Tormenta de Arena") sowie Alphaville ("Forever Young"). Da wächst die Vorfreude auf den August. Es folgt nämlich die Fortsetzung "Ich steh auf dich", dann ebenfalls auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Fazit

Insgesamt lässt sich "Drei Meter über dem Himmel" mit dem Prädikat "Eine gelungene Romanverfilmung" versehen. Wer den Roman liebte, kann hier eigentlich nichts falsch machen. Wer romantische Lovestories im Stil von "Meine erste Liebe" mochte und regelmäßig die Romane von Simone Elkeles ("Du oder das ganze Leben") verschlingt, dürfte mit Federico Moccias Kultroman-Verfilmung aus Spanien ebenfalls bald "Drei Meter über dem Himmel" schweben.

Doreen B. - myFanbase
19.07.2014

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