Proxy
"I couldn't tell you what was real and not."
Inhalt
Eine hochschwangere Frau namens Esther (Alexia Rasmussen) wird auf dem Nachhauseweg von ihrem Arzt brutal überfallen und verliert dabei ihr ungeborenes Kind. Um diesen Verlust verarbeiten zu können, tritt sie einer Selbsthilfegruppe bei, wo sie auf die Witwe Melanie (Alexa Havins) trifft, die ihren Mann und ihr Kind bei einem Autounfall verloren hat. Mehr und mehr beginnt Esther aber an der Geschichte von Melanie zu zweifeln, begibt sich immer tiefer in das Leben der wortgewandten Frau und verliert dabei immer mehr die Kontrolle über ihr eigenes Leben.
Kritik
Der Independent-Psychohorrorfilm "Proxy" des amerikanischen Regisseurs Zack Parker beginnt mit einer ungeheuren und in ihrer Brutalität einen förmlich überrumpelnden Eingangssequenz, die einem bereits nach wenigen Minuten komplett den Boden unter den Füßen wegreißt und einen Horrorfilm vermuten lässt, welcher die Grenzen des noch Ertragbaren permanent überschreitet. Die Wirkung der Gnadenlosigkeit des Anfangs hallt auch noch eine ganze Weile nach und sorgt immer mehr für ein Gefühl der Unruhe, was sich irgendwann aber in eine atmosphärische und auf Film gebannte Form der Irritation verwandelt. Die Erwartungshaltungen, die man an den Film heranträgt, werden dann permanent unterlaufen, was sich schlussendlich aber aufregender anhört, als es in der Umsetzung tatsächlich ist.
Das grundsätzliche Problem von Zack Parkers Film, bei dem er Regie geführt und am Drehbuch mitgeschrieben hat, ist die Länge von insgesamt zwei Stunden. Über diese lange Laufzeit hinweg gelingt es ihm leider nicht, die Spannung konsequent aufrechtzuerhalten und so lebt der Film eher von seinen brutalen Plottwists, die aber umrandet sind von vielen Momenten des Stillstands, in denen kaum bis gar nichts passiert und sowohl die Story als auch die Charaktere kaum etwas voranbringen. Der Film beginnt als Trauerdrama und stellt Esther in den Mittelpunkt des Geschehens, die unter dem Verlust ihres Babys leidet. Irgendwann beginnt sich aber alles mächtig zu drehen und der Film driftet immer weiter in düstere Gefilde des Psychohorros ab und landet in seiner überzeichneten Darstellung von Gewalt dann teilweise fast im Trash-Bereich.
Die vielen Twists und das Aufbauen einer Atmosphäre, in der irgendwann wirklich alles passieren kann, halten einen dann auch an der Stange, auch wenn die einzelnen Figuren seltsam unterentwickelt und eindimensional bleiben und vor allem auf ihre psychotische Natur reduziert werden, die dann aber nicht differenziert genug beleuchtet wird. Vieles wird nur angerissen und dann wieder fallen gelassen, weil plötzlich eine ganz andere Geschichte doch interessanter erscheint. Das führt zu einer gewissen Ziellosigkeit, die dem Film nicht gut tut und mehr und mehr dazu führt, dass man das aufrichtige Interesse an der Figurenentwicklung verliert und nur noch dem Schluss entgegensehnt, der das ganze mit Sinn auflädt. Der Schluss ist in seiner Offenheit zwar ein mutiger Schachzug, kann den Film dann aber nicht mehr wirklich retten. Zu ziellos treibt der Film über die ganze Laufzeit dahin und weckt einen immer nur durch den nächsten großen Schockeffekt, was dann aber auch irgendwann sehr mühsam wird.
Inszenatorisch hat Parker aber einige ganz innovative Momente zu bieten und auch darstellerisch weiß der Film durchaus zu überzeugen: Sowohl die beiden zentralen weiblichen Hauptfiguren Esther und Melanie, die gespielt werden von der noch unbekannten Darstellerin Alexia Rasmussen und der aus diversen Gastauftritten in bekannten Fernsehserien bekannten Alexa Havins, als auch die männliche Hauptfigur, verkörpert von Schauspieler und Independent-Regisseur Joe Swanberg, wissen zu überzeugen.
Fazit
"Proxy" beginnt mit einem festen Schlag in die Magengrube, flacht dann aber zusehends ab und hält das Interesse über die zu lange Laufzeit nur durch seine ständigen Storytwists aufrecht. Trotzdem sind einige interessante Ansätze und Gedanken in dem Film zu finden, der getragen wird von einem überzeugenden Ensemble, das die Unausgegorenheit des Drehbuchs aber schlussendlich nie gänzlich auffangen kann.
Moritz Stock - myFanbase
06.12.2014
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: ProxyVeröffentlichungsdatum (USA): 18.04.2014
Länge: 120 Minuten
Regisseur: Zack Parker
Drehbuchautor: Kevin Donner, Zack Parker
Genre: Thriller, Horror
Darsteller/Charaktere
Alexia Rasmussen
als Esther Woodhouse
Alexa Havins
als Melanie Michaels
Joe Swanberg
als Patrick Michaels
Kristina Klebe
als Anika Barön
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