Geschmack von Rost und Knochen, Der
Moi j'étais très... J'aimais bien qu'on me regarde. J'aimais bien sentir que je les séduisais, j'aimais bien sentir que je les excitais, mais après... ça m'ennuyait en fait.
Inhalt
Ali (Matthias Schoenarts) reist mit seinem Sohn Sam (Armand Verdure) nach Südfrankreich in einen Nachbarort von Cannes. Beide finden bei Alis Schwester Anna (Corinne Masiero), einer Supermarktverkäuferin, und deren Mann Unterkunft. Während Anna sich mehr und mehr um Sam kümmern muss, jobbt Ali als Türsteher in einer Discothek. Dort lernt er eines Abends die schöne Stéphanie (Marion Cotillard) kennen. Der Muskelprotz und die Waltrainerin scheinen kaum Gemeinsamkeiten zu haben und ihre Wege trennen sich schnell wieder. Nachdem Stéphanie nach einem Arbeitsunfall beide Beide verloren hat, treffen sich die beiden wieder...
Kritik
Cannes steht nicht nur als Inbegriff für die sonnige Cote d'Azur, sondern zumindest ein Mal im Jahr für Stars, Glamour und eine Menge Blitzlichtgewitter. Wenn dann jedes Jahr im Mai die Filmfestspiele tagen, trifft man dort auf das Who-is-Who der Filmbranche und kann sich auch auf die eine oder andere Filmperle freuen. Regisseur Jacques Audiard präsentierte 2012 auf eben jenem prestigeträchtigen Filmfest eine Charakterstudie über zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Einen Film, der ohne Kitsch und Klischees auskommt und uns Cannes in einem im wahrsten Sinne des Wortes neuen Licht präsentiert.
Das Filmplakat verspricht nicht zu viel. Matthias Schoenaerts trägt Marion Cotiallard auf dem Rücken. Beide sind im Strandoutfit, die Sonne durchflutet mit ihren warmen Strahlen die Umgebung und lässt die beiden Charaktere fast schon selbst erstrahlen. Licht. Es hat eine trügerische Wirkung; wer den Film gesehen hat, weiß , dass gerade hinter dieser wunderschön abfotografierten Szene ein viel größeres Drama steckt. Im Film lässt die Sonne die Cote d'Azur immer wieder in warmen Farben erstrahlen. Oftmals scheint das sonnige Flair nicht zur tristen Handlung zu passen, auf der anderen Seite scheint es diese perfekt zu ergänzen. Es sind diese Momente, die einen kurz innehalten lassen, es wirkt als wenn der Film die Strahlen einfängt, der Sonne ihren Lauf lässt und die Szenerie durchdringt. Kameramann Stéphane Fontaine hat hier ganze Arbeit geleistet. Die Bilder wirken dabei immer sehr natürlich, die Farben sind satt und trotzdem echt, nie gekünstelt.
Ebenso ist es auch mit den Charakteren. Ali ist einfach gestrickt. Egal ob als Türsteher, oder beim Sicherheitsdienst, man erwartet von ihm keine schlauen Kommentare oder bahnbrechenden Erkenntnisse. Als Vater ist er miserabel, seine Schwester wird von ihm zum Babysitter degradiert. Tiefer gehende familiäre Bindungen sucht man vergebens, selbst die Beziehungen zu Frauen sind auf das für ihn Notwendigste reduziert. Aus diesem Grund beginnt auch die Beziehung zu Stéphanie, gespielt von Marion Cotillard, eher einsilbig und pragmatisch. Geprägt durch einen Arbeitsunfall ist sie gezwungen, ein neues, anderes Leben zu führen. Ihre Behinderung wird nie zu offensichtlich in Szene gesetzt. Stéphanie wird zugleich als starke, als auch fragile Person dargestellt. Der Balanceakt zwischen Fremd- und Selbstbestimmung wird von Marion Cotillard sehr überzeugend dargestellt, ihre Verwandlung von einer gebrochenen, depressiven Frau bis hin zur hoffnungsvollen Kämpferin wirkt niemals gestellt, sondern ganz im Gegenteil fast schon schmerzhaft authentisch. Ebenso trumpft auch Matthias Schoenarts schauspielerisch auf. Er verleiht dem wortkargen Ali die körperliche Präsenz und die Aura eines Verlierers, der sich durch das Leben und die Resignation boxt.
Es sind die Kontraste zwischen dem groben, einfältigen Kampfsportler Ali und der sich auf einer Gefühlsachterbahn befindenden Stéphanie, die den Film als besonderen Liebesfilm auszeichnen. Schlussendlich handelt es sich um Charaktere, die vom Leben gezeichnet sind. Sichtbar, oder nicht. Sie stützen sich gegenseitig, lernen sich kennen und vor allem auch zu akzeptieren wie sie sind. Zumindest am Ende des Films. Ob beide zu einander finden, ist bis dahin nicht offensichtlich. Ali, der bis dahin eher durch seine körperliche Präsenz protzen konnte, muss unter Beweis stellen, dass auch er ein Herz hat. Seine Metamorphose ist im Gegensatz zu der von Stéphanie eher subtil. Im Laufe des Films fällt er immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück, sein Körper ist sein ganzes Kapital. Dieser hilft ihm durch diverse Boxkämpfe und stellt zugleich das dar, was Stéphanie so dringend fehlt. Er ist ihr Fels und hilft ihr zurück ins Leben. Ohne es zu ahnen, macht sie dasselbe für ihn. Es ist der Geschmack von Liebe und Geborgenheit.
Fazit
Eine bewegende Charakterstudie über zwei Menschen, die vom Leben gezeichnet sind. Ein Film, der uns leuchtende Farben präsentiert und zugleich tiefe Abgründe aufzeigt. Ein gelungener Balanceakt sowohl schauspielerisch, als auch inszenatorisch.
Gabriel Knierim - myFanbase
08.04.2015
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: De rouille et d'osVeröffentlichungsdatum (Frankreich / Belgien): 17.05.2012
Veröffentlichungsdatum (DE): 10.01.2013
Länge: 120 Minuten
Regisseur: Jacques Audiard
Drehbuchautor: Jacques Audiard, Thomas Bidegain & Craig Davidson
Genre: Romance, Drama
Darsteller/Charaktere
Marion Cotillard
als Stéphanie
Matthias Schoenarts
als Alain van Wersch
Armand Verdure
als Sam
Céline Sallette
als Louise
Corinne Masiero
als Anna
Bouli Lanners
als Martial
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