Bewertung
Sydney Pollack

So wie wir waren

Some memories last forever

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Inhalt

Katie (Barbra Streisand) und Hubbell (Robert Redford) begegnen sich erstmals nach ihrer gemeinsamen College-Zeit wieder. Katie, eine Anhängerin des Marxismus, ist politische Aktivistin, Hubbell verdient sich seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben, eine Eigenschaft, die Katie schon immer zu dem smarten, All-American-Guy aufblicken ließ. Hubbell, der mittlerweile im Zweiten Weltkrieg dient, wohnt während seines Fronturlaubs bei Katie, die beiden beginnen eine Romanze. Zwischen Krieg, Karriere und Kommunistenverfolgung durchleben die beiden nicht nur die Höhen und Tiefe einer Nation, sondern auch ihrer eigenen Gefühle.

Kritik

Zwei Menschen, die nur auf den ersten Blick füreinander bestimmt zu sein scheinen. Zwei Schauspielgrößen, die einen unvergesslichen Film prägten. Sydney Pollacks Film über eine turbulente On-Off-Beziehung thematisiert nicht nur die facettenreichen politischen Verstrickungen im 20. Jahrhundert, sondern zeichnet ein Beziehungsbild, das typisch für die Geschichten des realitätsnahen New Hollywood in den 1970er Jahren war.

Romantische Komödien gibt es wie Sand am Meer. Dramen, die Beziehungen thematisieren, hat man ebenfalls schon zur Genüge gesehen. Wer auf ein versöhnliches Happy-End im Sinne von "... und sie lebten glücklich und zufrieden bis an das Ende ihrer Tage" hoffte, wird von diesem Film enttäuscht sein. Verfolgt man den Film jedoch aufmerksam, merkt man schnell, dass es hier vielmehr um die Momente im Leben geht, für die es sich lohnt zu leben und an die wir uns gerne erinnern. Es handelt sich um eine offene und ehrliche Darstellung einer Beziehung, die letztendlich nichts anderem als dem Leben standhalten muss. Auch wenn die Wege von Katie und Hubbell sich immer wieder kreuzen und eine Zusammengehörigkeit suggerieren, sind ihre unterschiedlichen Charaktere die ausschlaggebenden Pfeiler dieses Films. Sie, die furchtlose und politisch engagierte Kämpferin; er, der sorglose Typ Mensch, dem der Erfolg nur so zuzufliegen scheint. Auch wenn sich beide zueinander hingezogen fühlen, müssen sie für ihre Beziehung scheinbar einen hohen Preis zahlen. Dass das Glück dabei, zumindest auf Dauer gesehen, auf der Strecke bleibt, ist absehbar.

Auffallend ist nichtsdestotrotz das scheinbar mühelose Zusammenspiel von Redford und Streisand. Ohne einander die Show zu stehlen, haben beide haben eine enorme Präsenz auf der Leinwand, sie ergänzen sich perfekt, allein durch ihr Auftreten und die Bildkraft entsteht eine Ruhe, die dem Film sowohl Gelassenheit, als auch Tiefgründigkeit verleiht. Ihre gemeinsamen Szenen wirken so natürlich, wie selbstverständlich, und der Film wird umso brisanter, wenn die Geschichte um Liebe, Politik und Freundschaft einmal mehr zu eskalieren droht.

Eskalationspotential gibt es genug. Als Anhängerin des Marxismus stößt Katie schon in Collegezeiten immer wieder auf den Widerstand ihrer Mitmenschen. Die innenpolitische Situation wird im Film sowohl anhand des Zweiten Weltkriegs, als auch durch die McCarthy-Ära thematisiert und sorgt nicht nur im politischen Weltgeschehen, sondern auch in der Beziehungswelt von Hubbell und Katie für reichlich Wirbel. Letztendlich dient diese Einbettung einer marxistischen Jüdin in die Verwicklungen dieser Zeit nur als Antrieb für die Erzählung einer bewegenden Beziehung. Beide Protagonisten sind durch die Umstände ihrer Zeit auf unterschiedliche Weise geprägt. Pollack erzählt die Geschichte ohne rein chronologisch, oder allzu detailliert vorzugehen. Katie und Hubbell sind Dreh- und Angelpunkt des Films. Ihre Emotionen, ihre Fortschritte, sowie auch ihre Rückschläge stellen den Zugang zum Film dar. Während sich der Zuschauer auf die beiden Protagonisten konzentriert, zieht nicht nur die filmische, sondern auch die reale Zeit erbarmungslos vorüber. Nach der Frage, wie alles ausgehen wird, kommt die Frage, wie alles genau so kommen konnte. Es sind die Erinnerungen an die Momente, die sie erlebten und an die Gefühle, die sie teilten. Gemeinsam, getrennt. So wie sie waren.

Fazit

Ein wundervoll ehrlicher Film über Beziehungen und das Leben. Das von Streisand gesungene Titellied rundet das Filmerlebnis perfekt ab.

Gabriel Knierim - myFanbase
21.09.2015

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