Bewertung
Lu Yang

Brotherhood of Blades

"Beenden wir es. Und danach betrinken wir uns." - So die Kampfansage von "Brotherhood of Blades". Doch ganz so schnell ist es dann doch nicht vorbei – im Gegenteil! – und feuchtfröhlich wird es in diesem Film ebenfalls nicht. Dafür schnell, ironisch, tragisch.

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Inhalt

In die reale Geschichte des Falles der mächtigen Ming-Dynastie und ihrem Eunuchen Wei Zhongxian werden drei Elitekämpfer der kaiserlichen Garde eingebaut: Lian (Chang Chen), Jianxing (Wang Quianyuan) und der junge Yichuan (Ethan Li) sollen im Jahre 1627 Wei töten. Sie haben sich der Bruderschaft geschworen, im Namen ihrer mächtigen Schwerter – doch sie alle haben dunkle Geheimnisse. Wer ist gut, wer ist böse?

Kritik

Bereits 2010 stand das Skript für "Brotherhood of Blades", Produktionsgeld wurde aber erst mit der Besetzung von Chang Chen als Shen Lian eingetrieben. Zeit genug, denkt man, dass die Einführung der Charaktere stimmiger verlaufen könnte im Bezug auf ihre Freundschaft. Die Bruderschaft der militärischen Geheimpolizei muss als gegeben hingenommen werden, dafür ist von Anfang an klar, was jeder der drei vom Leben will: Eine Beförderung, nicht mehr erpresst werden, die Kurtisane Zhou Miaotong (das zarte Starlet Liu Shishi) befreien sowie deren Liebe. Große Emotionen sprießen dafür auf jeden Fall gegen Ende und auch die Zuschauervermutungen werden dort bestätigt.

Dennoch überrascht "Brotherhood of Blades" immer wieder mit Wendungen – wenn auch vielleicht nicht immer logisch. Der Autorin Chen Shu, die mit Regisseur Lu Yang am Drehbuch arbeitete, verdankt man sicher auch die starken Frauencharaktere (Bodyguard Ting, gespielt von der burschikosen Dan Zhu, und die rebellische und kluge Arzttochter Zhang Yan alias Qing Ye). Doch sie selbst prangerte bei einer Diskussionsrunde kürzlich an, dass in China der Drehbuchautor am wenigsten zählt und andere Dinge viel wichtiger sind, als eine schlüssige Story. So waren ihr vermutlich die Hände gebunden bei manchen Plots.

Das heißt, dass die Effekte überzeugen müssen. Und das ist leider nicht wirklich der Fall: Das Blut ist zum größten Teil dem CGI zu verdanken. Dafür kommt ein Blutspritzer auf der Kamera dann doch wieder gut, egal, wie künstlich eine abgehackte Hand wirkt. Der Kriegsfilm lässt durch seine Schwertchoreographien natürlich die Münder offen stehen, da gibt es nichts zu meckern. Der Film, der auf dem Münchner Filmfest 2015 (die Bezeichnung "Kung-Fu Thriller" im Programmheft ist vielleicht etwas hoch gegriffen) lief, findet dafür auch außerhalb der Kampfszenen interessante Kamerawinkel und –einstellungen. Manchmal ist das Tempo des Films gar zu schnell, doch dem Zuschauer wird nicht langweilig, schon gar nicht bei den außergewöhnlichen Zooms. Rückblenden kommen unvermittelt, doch sie sind nicht die einzigen, die in den Lichtverhältnissen plötzlich so verändert sind, dass man eine Zeitveränderung merkt – nur ist das manchmal leider eben gar nicht beabsichtigt. Das tut dem Film jedoch keinen Abbruch.

Richtig beeindruckend sind die Kostüme, designt von Liang Ting Ting und 2014 auch mit einem Golden-Horse-Award ausgezeichnet. Trotz der historischen Gewänder wirkt "Brotherhood of Blades" unglücklicherweise stets einen Tucken zu modern für seine Zeit. Die orchestrale Musik von Nathan Wang ist noch dazu fast ausschließlich hetzend, auch wenn dies gar nicht hätte sein müssen.

Schade ist der Punkt Synchronisation. Hier hatte das Synchrondrehbuch leider die Schwierigkeit des Originaltons in Mandarin – Lippenbewegungen passen manchmal einfach gar nicht, Stimmfarben wirken dabei merkwürdig. Zum Glück gibt es Untertitel für diesen typisch überzeichneten, aber bestens unterhaltenden Actionfilm.

Fazit

Durch die rein gerenderten Blutspritzer ist "Brotherhood of Blades" durchaus etwas für schwache Nerven. Die Besetzung überzeugt, vor allem die Charaktere der Fraktion "starke Frau". Die Kameraführung ist spannend – doch der Schluss zieht sich leider etwas. Vielleicht hätte es bei der einen Szene bleiben sollen – kurz vor Schluss, als es schneit. Schnee als Symbol für Leere, Neuanfänge, eine Welt frisch zu gestalten. Für diese Metapher und das schöne, traurige Bild nimmt man auch das danach folgende, nicht mehr hundertprozentig überzeugende Ende in Kauf.

Simone Bauer - myFanbase
29.09.2015

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