Bewertung

Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht

"There's been an awakening. Have you felt it? The Dark side, and the Light."

Foto: Copyright: 2015 & TM Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.
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Inhalt

Mehr als 30 Jahre nach der Zerstörung des zweiten Todesstern durch die Rebellen hat sich die Ordnung in der Galaxis abermals geändert. Die Mächte des Bösen herrschen nun unter dem Namen "Die erste Ordnung" mit diktatorischer Macht und haben einen neuen Herrscher in Person des Supreme Leaders Snoke (Andy Serkis). Seine ausführende Hand ist der maskierte Kylo Ren (Adam Driver), der mit Brutalität die Befehle seines Vorgesetzten ausführt. Auf der Suche nach einem Piloten des Widerstands (Oscar Isaac) überfallt Ren ein Dorf auf dem Planeten Jakku und befehligt seine Sturmtruppen-Armee die Einwohner zu töten. Der Stormtrooper FN-2187 (John Boyega) kann dem Grauen nicht mehr länger zusehen, wird abtrünnig und verbindet sich schließlich mit dem Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac). Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Damerons Droiden BB-8, der ein Dokument aufbewahrt, welches direkt zu dem verschollenen Luke Skywalker (Mark Hamill) führen soll. Auf ihrer Reise treffen sie auf die junge Rey (Daisy Ridley), die schließlich auch unvermittelt in die Suche reingezogen wird.

Kritik

Seit der Veröffentlichung des ersten "Star Wars"-Teils "Krieg der Sterne" in Deutschland sind nun schon fast 38 Jahre vergangen. Es folgten zwei Fortsetzungen und im Jahr 1999 die Entscheidung die Vorgeschichte der klassischen Trilogie mit einer neuen Reihe aufzuarbeiten. "Star Wars" hat sich seitdem ersten Film nicht nur zu einem filmischen Mythos, sondern einer intermedialen Marke gewandelt, bei der die Filme nur den Ausgangspunkt darstellen für eine riesige Vermarktungsmaschinerie mit einem undurchdringlichen Anzahl von Merchandise-Artikeln, Videospielen, Comics, Romanen, Fernsehserien und Live-Action-Rollenspielen.

Das "Star Wars"-Logo scheint allgegenwärtig, doch der einstige Glanz der "Star Wars"-Marke begann durch die neue Trilogie immer mehr zu bröckeln, die Filme wurden von enttäuschten Fans als infantiles und seelenloses Effektgewitter abgetan, die den Mythos nicht neu erweckten, sondern nach und nach dekonstruierten. Die Nachricht einer erneuten Wiederbelebung des "Star Wars"-Franchises wurde deshalb von Fans mit viel Skepsis begegnet. Auch die Wahl des Zeremonienmeisters in Person von J.J. Abrams, der mit gemischten Resultaten bereits das "Star Trek"-Franchise ins neue Jahrhundert geführt hat, ließ die Skepsis zunächst nicht gänzlich in Hoffnung umschlagen. Doch mit immer neuen Meldungen von den Dreharbeiten und dem wiederholten Bekenntnisses Abrams', selbst als Fan auf die Reihe zu schauen und sich der ungeheuren Tragweite und der kulturellen Bedeutung des Stoffes bewusst zu sein, machte sich immer mehr Optimums breit.

Das Besondere an "Star Wars: Das Erwachen der Macht" ist der Fortsetzungscharakter, denn der offiziell siebte Teil setzt mehr als 30 Jahre nach den Geschehnissen in "Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter" an und ermöglicht deshalb eine Rückkehr zu den alten Helden der Kindheit. Abrams selbst ist Jahrgang 1966 und mit dem alten "Star Wars"-Mythos quasi sozialisiert worden. Genau wie Abrams selbst sind damaligen kindlichen Zuschauer nun erwachsen geworden und hoffen mit der Fortsetzung der alten Geschichte die damalige Fantasie und Magie wieder aufleben zu lassen. Im Dunkel des Kinosaals mit dem Erklingen der alten Titelmelodie und den bekannten, langsam ins Bild fahrenden Texttafeln, kann optimalerweise die erwachsene Vernunft für zwei Stunden beiseite geschoben werden, um mit strahlenden Augen in eine weit entfernte Galaxie abzutauchen.

Um dieses Gefühl wieder aufleben zu lassen, musste Abrams einen schwierigen Drahtseilakt bewältigen: Einerseits gilt es die alten "Star Wars"-Fans zufrieden zu stellen und das alte, auf dem Weg erloschene Feuer wieder zu entfachen. Andererseits muss aber auch eine eine völlig neue Generation überzeugt und ein neues Franchise etabliert werden, um so einen neuen, anschlussfähigen Mythos zu kreieren, der Generationen übergreifend funktioniert, bei dem Vater und Tochter, Mutter und Sohn gemeinsam zum Träumen gebracht werden.

Zunächst muss eins gleich vorweggenommen werden: Die Revitalisierung des "Star Wars"-Franchises kann generell als gelungen bezeichnet werden, man spürt in jeder Szene den unbedingten Willen Abrams den Fans der Reihe ein kurzweiliges, mitreißendes und nostalgisches Seherlebnis zu geben, dabei gleichzeitig aber nach und nach die Last der Vergangenheit hinter sich zu lassen. "Star Wars: Das Erwachen der Macht" ist deshalb auch gleichzeitig als krachende Feier und leiser Abschied zu begreifen und somit eine Schaltstelle zwischen Altem und Neuem. Abrams wühlt in den Ruinen des Franchises, baut die Einzelteile auseinander und setzt sie in Form eines neuen narrativen Korsetts wieder zusammen.

Der Film ist eine rasante, grelle und wilde Achterbahnfahrt, welche sich traut auch der Dunkelheit und Grausamkeit Raum zu geben, sich von dieser aber nicht aus der Bahn werfen zu lassen, denn der nächste launige Unterhaltungsmoment wartet immer schon an der nächsten Ecke auf den Blockbuster liebenden Zuschauer. Wie bereits erwähnt sind viele Sequenzen und grundlegende Bestandteile der Geschichte angelehnt an Elemente der alten Trilogie, es gibt haufenweise intertextuelle Verweise, Anspielungen und Momente, in denen Fans begeistert auflachen werden. Das dieser offensichtliche Fan-Service den eigentlichen Film aber gerade nicht unter sich begräbt und diesen zu einer reinen Nostalgie-Show werden lässt, liegt vor allem an der Etablierung der neuen Hauptfiguren, die schnell zu Identifikationsfiguren und Sympathieträgern werden. Ohne viel zu verraten kann gesagt werden, dass es sich bei der zentralen Schlüsselfigur um die von der Britin Daisy Ridley gespielte Rey handelt, die zweifellos der Trumpf und die größte Stärke des Films darstellt.

Es kann durchaus als Wagnis bezeichnet werden eine so unerfahrene Schauspielerin in den Wahnsinn "Star Wars" zu schmeißen, aber das war bei den Stars von früher ähnlich. Rey wird als intelligent, gewitzt, zielstrebig und mutig dargestellt. Sie hat ihren eigenen Kopf und ist so der Dreh und Angelpunkt der sich rasant entwickelten Geschichte. Sie steht nun an der Speerspitze des neuen "Star Wars" und wird so sicher schnell zu einer wichtige Identifikationsfigur, genau wie es damals bei der Figur des Luke Skywalker auch der Fall war. Ihr zur Seite gestellt ist der von John Boyega gespielte Finn, ein ehemaliger Stormtrooper, welcher mit seinem Schicksal bricht und sich Rey anschließt Die Chemie zwischen den beiden Frischlingen, die wie eine neue Generation von Zuschauern mit großen Augen und Staunen auf den alten Mythos schaut, stimmt vom ersten Moment an. Die beiden spielen sich die Bälle geschickt zu und sorgen für die einige der größten Lacher des Films. Der heimliche Held und perfekter Sidekick ist aber der Android BB-8, ein kugeliges Wesen, welches einem ähnlich wie R2D2 sehr schnell ans Herz wächst.

Die interessanteste Casting-Entscheidung ist wohl die von "Girls"-Star Adam Driver als neuer finsterer Gegenspieler Kylo Ren und auch wenn man sich als Kenner von Drivers Arbeit im Independent-Bereich erst an den Umstand gewöhnen muss, diesen sehr speziellen Schauspieler nun in der zentralen antagonistischen Rolle eines millionenschweren Blockbusters zu sehen, gelingt es ihm doch nach und nach in diese Rolle hineinzuwachsen und in den zentralen emotionalen Momenten seine Stärke als Charakterdarsteller gekonnt auszuspielen. Die Figur wirkt letzten Endes zwar noch etwas grobschlächtig ausgearbeitet und bietet noch reichlich Potential zur weiteren Entwicklung, was Drivers Leistung aber keineswegs schmälert.

Das hohe Gesamtempo und die vielen Spielereien mit den bekannten Mechanismen der "Star Wars"-Erzählung kaschieren zwar einige halbgar ausgearbeitete Plotentwicklungen und vereinzelnde unterentwickelte Charaktere, ganz rund wirkt der Film aber dennoch nicht, was bei dem immensen Spaßfaktor und unter den schwierigen Voraussetzungen der Entwicklung dieser "Star Wars"-Neubelebung, aber zu verschmerzen ist. Letztendlich handelt es sich bei diesem Film auch um einen Auftakt für ein ganz neues Universum, weshalb ein gewisser serieller Charakter, welcher Leerstellen aufreißt, um sie dann erst in späteren Filmen nach und nach zu füllen, zwangsläufig vorhanden und leider schwerlich auszumerzen ist.

Fazit

J.J. Abrams Neubelebung des "Star Wars"-Franchises ist ein großes Blockbusterspektakel, welches seine Kraft und Selbstsicherheit zu großen Teilen aus der Vergangenheit zieht, um im Alten Raum für Neues zu schaffen und so langsam eine neue Vision zu kreieren, die sich in den noch folgenden Filmen erst noch entfalten muss. Dieser Film macht schlussendlich aber einfach Spaß. Und das ist für den Anfang schon mehr, als viele anfangs zu hoffen wagten.

Moritz Stock - myFanbase

Moritz Stock - myFanbase
16.12.2015

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