Revenant, The - Der Rückkehrer
My heart bleeds. But revenge is in the creator's hands.
Beschäftigt man sich etwas mit dem Film bevor man ins Kino geht liest man sehr häufig Sachen wie "oscarverdächtig" oder "Wenn Leo dafür keinen Oscar bekommt wofür denn dann?" Auch sticht der gute Cast oft hervor: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleason, Will Poulter. Aber ist der neue Film von Alejandro González Iñárritu wirklich so gut? Sind die zwei Stunden und 36 Minuten gut investiert?
Inhalt
"The Revenant – Der Rückkehrer" dreht sich um eine Gruppe von Fellsammlern, die zu Beginn des Films von Indianern angegriffen werden. Auf der Flucht verstecken die Männer ihre Beute, um schneller zurück in die Stadt zu kommen. Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) wird von einem Bären attackiert und, dem Tod näher als dem Leben, hält er die Gruppe so weiter auf. Andrew Henry (Domhnall Gleeson), der Chef der Gruppe, steht tief in Glass' Schuld und will diesen nicht zurücklassen, was John Fitzgerald (Tom Hardy), der nur um sein Geld besorgt ist, nicht gefällt. Als der Weg beschwerlicher wird, lassen sie Glass, bewacht von dessen Sohn, Fitzgerald und Jim Bridger (Will Poulter), zurück um ihm eine anständige Beerdigung zu verschaffen, sobald dieser stirbt. In einer Verkettung von Ereignissen bringt Fitzgerald Glass' Sohn um und begräbt seinen alten Herren halb lebendig. Glass überlebt jedoch und macht sich auf den langen, beschwerlichen Weg in die Stadt, um an dem Mörder seines Sohnes Rache zu nehmen.
Kritik
Der eben beschriebene Absatz umfasst gerade mal die ersten 30 bis 45 Minuten des Films, und, um dies gleich vorwegzunehmen, dies ist auch das größte Problem von Alejandro González Iñárritus "The Revenant": die Länge. Für 156 Minuten passiert einfach nicht genug. Bei einem Mix aus Drama, Western und Thriller erwartet man kein Actionkino, aber dennoch etwas mehr Handlung.
"The Reverant" ist klassisch dramaturgisch in Anfang, Mitte und Ende aufgeteilt. Während der Anfang sehr spannend ist und auch das Ende in Ordnung, hätte man die Mitte um gut eine Stunde kürzen können. Man weiß, dass Glass all seine Strapazen überleben muss, um am Ende seinen Sohn zu rächen. In diesem Film geht es um das Überleben in unmenschlichen Verhältnissen in Natur und Winter, aber das meiste wirkt vollkommen übertrieben. Glass wird von einem Bären angegriffen und stirbt fast. Mit zahlreichen Wunden und Verletzungen schafft er es dennoch häufig davon zu rennen, in einem eiskalten Fluss zu schwimmen und überlebt zu guter Letzt noch einen Sturz von einer sehr hohen Klippe – mit einem Pferd. Das völlig gesunde Pferd stirbt allerdings. Was Glass nur zu Gute kommt. Schließlich friert er nach dem Sturz, quasi zum ersten Mal im Film, und schläft im noch warmen Pferd. Natürlich passiert viel in der Mitte und es gibt einiges zu sehen, aber es ist immer wieder das Gleiche und wird somit sehr schnell langweilig und unrealistisch. "The Revenant" wurde von einer wahren Geschichte inspiriert, aber es fällt schwer dies zu glauben. Der menschliche Körper kann vielem Standhalten, aber so lange dem Tode nahe zu sein, immer wieder neue Unfälle zu haben und dann noch den Weg in die Stadt zu schaffen, und den Mörder zu stellen, ist schon fragwürdig.
Der ganze Film baut auf ein großes Ende hin: Ein finaler Kampf zwischen Glass und Fitzgerald. Das Ende kann auch relativ gut abliefern, auch wenn man sich hier etwas mehr gewünscht hätte, aber nach guten zwei Stunden unglaublich lang gezogener Handlung ist man nicht mehr aufnahmefähig und wünscht sich ein schnelles Ende. Nicht wenige Leute sind, nachdem das Ende immer wieder hinaus gezogen wurde, aufgestanden, gegangen und nicht wieder gekommen.
Auch wenn die Handlung für die Länge etwas dürftig ist, kann "The Revenant" kinematographisch voll überzeugen. Die Bilder sind unglaublich schön. Die Natur wird hier als tödlich dargestellt, und trotzdem sind die Aufnahmen von Wäldern, verschneiten Weiten, Bergen, Höhlen und Flüssen überaus gelungen. Die Situationen, in denen sich Glass wiederfindet, sind zwar übertrieben, trotzdem kann DiCaprio den Film prägen. Ob er nun von einem Bären fast getötet wird - eine Szene, die wohl in die Geschichte Hollywoods eingehen wird, da sie sowohl brillant gefilmt als auch gespielt ist - oder sich im eiskalten Wasser vor Indianern versteckt, er bringt die Situation vom Schauspiel her glaubhaft herüber. Doch auch Hardy, Gleeson und die anderen Schauspieler sind gut gecastet und arbeiten perfekt zusammen. "The Revenant" verschönert auch nichts. Er zeigt sowohl das Gute als auch das Schlechte im Menschen. Auch wenn die Indianer eine eher antagonistische Rolle einnehmen, sind ihre Motivationen dennoch verständlich und spiegeln sich quasi in Glass' Charakter wieder. Sie suchen ihre verlorene Tochter, die weiße Männer entführt haben - Glass will seinen verlorenen Sohn rächen.
Die Charaktere sind zwar gut gespielt, aber sie sind eindimensional und, sieht man mal von Glass ab, entwickeln sich nicht. Da der Film schon ziemlich brutal anfängt und die Überlebensszenen übertrieben sind, gibt es keine Steigerung. DiCaprios Figur ist zwar gut gespielt, aber die Dialoge lassen zu wünschen übrig. Glass hat kaum Text, sondern grunzt nur in etwa zwei Drittel des Films.
Fazit
"The Revenant – Der Rückkehrer" ist vor allem eines: ziemlich lang. Die Handlung fällt sehr schnell ab und wird bald langweilig. Dies ist schade, da der Film gut gemacht ist und die Schauspieler hervorragend gecastet sind und überzeugen. Doch all das kann den Film nicht retten, da er unnötig in die Länge gezogen scheint und die Situationen, in denen sich Glass immer wieder findet, übertrieben wirken. Auch wenn DiCaprio seinen Charakter gut spielt, gibt es dennoch nur 4 von 9 Punkten.
Martin Thormann - myFanbase
17.01.2016
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: The RevenantVeröffentlichungsdatum (USA, Kanada): 08.01.2016
Veröffentlichungsdatum (DE): 07.01.2016
Länge: 156 Minuten
Regisseur: Alejandro González Iñárritu
Drehbuchautor: Alejandro González Iñárritu, Mark L. Smith
Genre: Drama
Darsteller/Charaktere
Domhnall Gleason
als Andrew Henry
Leonardo DiCaprio
als Hugh Glass
Forrest Goodluck
als Hawk
Tom Hardy
als John Fitzgerald
Will Poulter
als Jim Bridger
Paul Anderson
als Anderson
Kristoffer Joner
als Murphy
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