Bewertung
Shinji Higuchi

Attack on Titan - Part I

Inhalt

Es geht um nichts weniger, als das Ende der Menschheit. Aber natürlich auch - Freundschaft, Liebe und Gerechtigkeit. "Attack on Titan" geht in die erste Runde.

Mikasa Ackerman (Kiko Mizuhara), Eren Jäger (Haruma Miura) und Armin Arlert (Kanata Honou) reden über ihre Träume, in einer Szene voller reicher Farben abseits der sonstigen Dystopieästhetik. Die jungen Menschen kennen kein Meer, keine Freiheit, denn das Dorf umzingeln seit hundert Jahren Mauern. Grund: die furchtbaren Titanen. Für das Trio nur eine Legende, auch wenn der schlaue Armin doch dran glaubt. Er soll Recht behalten. Aber Eren will raus und gerade, als er die anderen zur Flucht anstiften will, geschieht's: ausgerechnet da greifen die Titanen an.

Kritik

Beklemmende Massenpanik und Zwei-Klassen-Gesellschaft vermögen ungemein zu fesseln. Dabei tut die Hintergrundmusik ihr Übriges, die von Orchestralem zu Industrial wechselt im blitzschnellen Auftauchen des Bösen. Und das Böse futtert gerne Menschen.

Getrennt von den anderen will Eren schließlich von seinem Versteck aus zu Mikasa, die ein Baby beschützen möchte - und seine Flucht nach vorne rettet ihn vor einem Blutbad. Hier findet schon eine der signifikanten Abweichungen zum Original statt, denn eigentlich wird Erens Mutter in einer langen Sequenz gefressen. Aber auch Mikasas Mutter - denn eigentlich ist Mikasa in Anime und Manga Erens Adoptivschwester... Stattdessen ist Eren hier elternlos und Mikasas Verschwinden sein Antrieb, den Feind zu hassen.

Zeitsprung: der Horror ist vorerst vorbei, doch in den Köpfen stets präsent. Gezeichnet sind sie alle und der Film vermag jedem Nebencharakter seine Hintergrundgeschichte auf die eine oder andere Weise zu geben.

Armin und Eren wollen für den Stoßtrupp Titanen töten und die verbliebene Innenmauer schützen. Hunger zeichnet ihre Heimat - die liebevoll dargestellte Sasha Blouse (Nanami Sakuraba) muss sich gar über rohe Kartoffeln hermachen. Die große Lehre: zuvor haben die Menschen im Überfluss gelebt und es nicht zu schätzen gewusst.

Regisseur Shinji Higuchi inszenierte den Stoff von Mangaka Hajime Isayama eindrucksvoll. Besonders cool kommt der 3D-Manöverapperat - und Mikasas Rückkehr. Haruma Miura ("Tokyo Kouen") und Kanata Honou ("NANA 2", "GANTZ", "Prince Of Tennis") stehen der Kollegin Kiko Mizuhara ("Naokos Lächeln") in Sachen Intensität in nichts nach - ihnen hängen immer passend dramatisch Haare in die Augen.

Feindschaft entspinnt sich in der Truppe, Kameraden fallen. Für Comedy sorgt Zoë Hange (Satomi Ishihara). Die Markenzeichen stimmen, doch wurden die Charaktere ohne ihre bekannten Haarfarben übernommen - was natürlicher wirkt. Ebenfalls vom Vorteil ist das reifere Aussehen der jungen Schauspieler, wo andere Interpretationen oft auf zu kindliche Gesichter zurückgreifen.

Wenn mit Kanonen auf ekelige Titanen geschossen wird oder unschuldige Menschen zum Snack werden, hält die Kamera drauf - eine Mischung aus künstlich und einfach nur ekelig lassen Blut und Schleim einen noch Stunden später nicht aus dem Kopf gehen. Aber hey, Hollywood zeigt die Mägen komischer Riesen gar nicht erst!

Apropos - quasi fast - Canon: Levi, der in Fankreisen gerne mit Eren geshippt wird, wurde mit dem überdrehten, neuen Charakter Shikishima (Hiroki Hasegawa) ausgetauscht. Auch von der beliebten Krista Lenz (und ihrer angedeuteten Freundin Ymir) fehlt jegliche Spur. Kein Wunder, dass dies viele Fans schon im Vorfeld enttäuschte.

Fazit

Mit der "Anime Night" ermöglicht Kazé 2016 einmal im Monat eine japanische Geschichte dem Auftritt auf der großen Leinwand. Viele Fans, die den einmaligen Termin nicht schaffen, finden: gerne öfter! Die Stimmung im Saal ist gut - speziell bei für Japaner beinahe expliziten, erotischen Szenen ist das Fremdschämvergnügen groß. Bemängelt wurde schon im Vorfeld, wie Eren Mikasa begehrt. Was mit Blicken, Schaldrappierungen und Mitziehen zwar schön gedreht wurde, ist schwer vom Ursprungscanon in den Fanköpfen abzukoppeln. Wer sich davon freimachen kann, erlebt gutes Popcornkino.

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Simone Bauer - myFanbase
29.09.2016

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