Bewertung
Anna Boden & Ryan Fleck

Captain Marvel

Der erste Solofilm der Marvel Studios mit einer Frau in der Hauptrolle konnte an der Kinokasse absolut überzeugen. Mit Erscheinen der DVD zu "Captain Marvel" ist es spätestens auch um uns geschehen.

"Du hast zugesehen, wie ich mich abgemüht habe, während du einfach nur…" "Ich wollte dir nicht die Show stehlen!"

Foto: Copyright: 2019 Marvel
© 2019 Marvel

Inhalt

Die selbstbewusste Kriegerin Vers (Brie Larson) gerät bei einem Kampf auf dem Planeten Torfa in die Hände der Skrulls unter der Herrschaft von Talos (Ben Mendelsohn). Langsam kommt sie dadurch ihren Albträumen auf die Spur: Erinnerungsfragmente zeigen sie als Pilotin für die U.S. Air Force und den Teil eines Namens - "Carol Dan", komplett: Carol Danvers. Die Skrulls wollen ihre scheinbare Mentorin Dr. Wendy Lawson (Annette Bening) aus ihrer Erinnerung aufspüren. Carol möchte ihnen auf jeden Fall zuvor kommen!

Kritik

Die blonde Superheldin wird ohne Umschweife etabliert und das ist schon der erste, ungewöhnliche Punkt. Die Zuschauerschaft erfährt erst viel später, woher Captain Marvel wirklich kommt und ebenso ihre unglaublichen Kräfte, Photonenstrahlen aus ihren Händen feuern zu können. Nicht nur diese sind überragend animiert, auch die Schnitte, Farbschemen und Musik geben in Kombination ein fesselndes Bild ab.

Die coole Weltraumästhetik zu Beginn wird gleich mit einem Kampf getoppt, der es in sich hat. Jude Law ist in seiner Rolle als Yon-Rogg der Mentor von Vers, doch sie kann ihn mit einem glühenden Faustschlag besiegen. Immer wieder erinnert er sie eindringlich daran, dass sie Kontrolle über sich erlernen muss, da ihr die Oberste Intelligenz jederzeit ihre Kräfte wieder wegnehmen könne. Es folgt ein düsterer Kriegsschauplatz, Gefangenschaft - und bald eine rasante Verfolgungsjagd auf der Erde.

Da die Geschichte 1995 spielt, wurde auf signifikante Songs - wie der schmissigste "No Doubt"-Hit schlechthin aus diesem Jahr - zurückgegriffen. Dieser Fokus auf die Vergangenheit verschafft altgewohnten Charakteren einen neuen Blickwinkel. So nahm Samuel L. Jackson seine Rolle als Nick Fury wieder auf - allerdings eben in einer deutlich jüngeren Version. Die Bearbeitung des Schauspielers lässt ihn sowie und einige weitere aus dem MCU bekannte Darsteller tatsächlich fünfundzwanzig Jahre jünger aussehen und sorgt für ein weiteres Highlight in Sachen Special Effects. Auch die kultige Katze Goose wird zum Weggefährten Carols; das Tier ist faszinierend von einer echten Katze dargestellt, gemischt mit Animationen und Attrappen. Um das Team zu ergänzen, zieht Carol ihre ehemalige Kollegin und beste Freundin Maria "Photon" Rambeau (Lashana Lynch) hinzu, eine Single-Mutter ohne Superkräfte, die trotzdem ziemlich mutig ist.

Obwohl Captain Marvel gar gottähnliche Kräfte hat, macht sie doch Fehler und ist im Grunde menschlich - es gilt daran zu wachsen, ohne in Kitsch abzudriften. Dies gelingt dem Film auf ganzer Linie. Außerdem ist ohnehin nicht immer alles, wie es scheint, und das durch das schnelle Tempo und die vielen Verstrickungen durchaus nicht vorhersehbar. Brie Larson verkörpert die Rolle mit angespanntem Kinn - und lässt sich sowas von gar nicht sagen, doch einmal zu lächeln. Selbstbewusst wirft sie mit sarkastischen Anmerkungen um sich und haut ihre Gegner so richtig um.

Ihre Feinde, die Skrulls, können ihre Gestalten wandeln, was für einigen Comic Relief sorgt. Aliens auf dem Seziertisch sorgen für ein fast nostalgisches Sehvergnügen; der ganze Film wurde bewusst als Hommage an Sci-Fi-Filme der Neunziger angelehnt. Natürlich ist der Besuch im Internetcafé beispielsweise nicht nur für die Zuschauer des 21. Jahrhunderts lustig, sondern auch für die Weltraumerprobte Carol äußerst merkwürdig.

Fazit

"Captain Marvel" gibt seiner Zuschauerschaft eine Frauenfreundschaft, die es in sich hat, starke und furchtlose Protagonistinnen und ordentlich witzige Dialoge. Brie Larson spielt, als wäre sie für den Superheldinnenanzug geboren worden. Zudem sei herausgestellt, dass man bewusst auf Sexiness in dieser Erscheinung verzichtet hat. Sicher auch, weil genug Frauen an den richtigen Positionen saßen, um diesen Film zu dem zu machen, was er ist - und man weiß ja, dass Frauen im Filmgeschäft nicht immer dort eingesetzt werden, wo sie sein sollten. In genau diesem Zug kämpft sich Carol Danvers über ihre Selbstzweifel hinweg - und man kann es kaum erwarten, zu sehen, was die nächsten Abenteuer für sie bringen.

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Simone Bauer - myFanbase
17.07.2019

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