Bewertung
Ernie Barbarash

Weihnachten in der Wildnis

Foto: Rob Lowe & Kristin Davis, Weihnachten in der Wildnis - Copyright: Ilze Kitshoff
Rob Lowe & Kristin Davis, Weihnachten in der Wildnis
© Ilze Kitshoff

Inhalt

Kaum ist der gemeinsame Sohn (John Owen Lowe) fürs College ausgezogen, wird Kate (Kristin Davis) von ihrem Ehemann Drew (Colin Moss) sitzen gelassen. Daher muss sie die zweiten Flitterwochen in Sambia, mit denen sie ihn überraschen wollte, alleine verbringen. Die ehemalige Tierärztin wird zufällig Teil der Rettung eines Babyelefanten und verliebt sich dadurch in die Arbeit des Naturschutzes vor Ort. Aber auch der Hauptverantwortliche Derek (Rob Lowe) fasziniert sie.

Kritik

"Weihnachten in der Wildnis" ist mir im letzten Jahr irgendwie durchgerutscht, obwohl genau diese Art von Weihnachtsfilm gerne bei mir gesehen ist, denn in gleich mehreren Aspekten setzt sie sich von für das Genre üblichen Filmen ab. Zum einen spielt "Weihnachten in der Wildnis" zu großen Teilen in Sambia, was natürlich rein atmosphärisch nicht unbedingt Weihnachtsstimmung entstehen lassen will, aber das Fest der Liebe wird nun mal weltweit gefeiert, weswegen ich es nur berechtigt finde, auch mal Weihnachten in Afrika miterleben zu dürfen. Zwar wird die Vorlage leider nicht genutzt, ein typisch afrikanisches Weihnachten mitsamt traditionellen Einblicken zu präsentieren, denn das zu Sehende mit geschmücktem Baum und gebackenen Plätzchen ist wohl doch eher westliche Tradition, aber dennoch finde ich diesen drastischen Setting-Wechsel nett. Zudem muss man natürlich auch festhalten, dass Weihnachten nur einen kleinen Teil einnimmt, denn die Handlung findet über mehrere Monate hinweg statt, so dass auch hier ein typisches Kriterium eines Weihnachtsfilms nicht getroffen wird.

Ein zweiter Aspekt ist, dass man in Weihnachtsfilmen oft Protagonisten in den 20ern oder frühen 30ern antrifft, hier stammt die zentrale Paarung aber aus einem gestandenen Lebensalter, was dem Film trotz viel Witz und Humor eine gewisse Ernsthaftigkeit mitgegeben hat. In dem Alter laufen Liebesgeschichten dann doch deutlich unkomplizierter ab, denn wenn man sich einmal die Gefühle eingestanden hat, dann wird nicht mehr viel gezögert, denn der Glaube, noch das ganze Leben gemeinsam vor sich zu haben, ist der Überzeugung gewichen, jeden Moment gemeinsam auskosten zu müssen. Da die Handlung zudem an mehreren Stellen im Zeitraffer dargestellt ist, ist es auch völlig klar, dass man die Beziehung nicht langsam entwickeln sieht, aber Davis und Lowe sind auch gestandene Schauspieler, die eine besondere Chemie auch ohne viel Schnickschnack rüberbringen können.

Und dieser Zeitraffer ist auch so wichtig, weil es nicht nur um zweite Chancen im Leben geht, sondern auch um die Herausforderung von Eltern, den eigenen Nachwuchs loslassen zu müssen. Dieses Loslassen wird nicht nur durch Luke, sondern auch durch Elefantenbaby Manu dargestellt, wobei wir bei einem weiteren Herzensthema dieses Films sind. Hauptfigur Derek ist nämlich Naturschützer für eine Organisation, verwaiste Elefanten nach Wilderei aufgreift, um diese in geschützter Umgebung aufzuziehen, bis sie wieder auf das Leben in Freiheit vorbereitet sind. Nicht erst seit meinem diesjährigen Interview mit dem Synchronsprecher Michael Deffert, der sich stark im Tierschutz engagiert, ist mir das Thema Wilderei in Afrika, aber auch auf anderen Kontinenten bekannt. Und "Weihnachten in der Wildnis" ist der ideale Film, um zu unterstreichen, dass wir als Weltbevölkerung vor diesen Ereignissen nicht die Augen verschließen dürfen. Der Film bringt seine Botschaft nicht mehr dem mahnenden Zeigefinger hervor, stattdessen ist es ein Wohlfühlfilm, der aber dennoch seine Wirkung nicht verliert. Denn nicht nur Hauptfigur Dr. Kate verliebt sich in das Land, auch als Zuschauer begreift man, warum es immer mehr Menschen nach Afrika zieht. Aber man muss sich auch bewusst machen, dass der Kontinent viel an Reiz verliert, wenn Flora und Fauna systematisch zerstört werden und damit dürfte die Botschaft schon rübergekommen sein.

Fazit

"Weihnachten in der Wildnis" ist ein untypischer Weihnachtsfilm, der aber definitiv die benötigte Wohlfühlatmosphäre kreiert, nur mit völlig anderen stilistischen Mitteln. Hier geht es vor allem darum, den Zuschauer mit dem Charme des afrikanischen Kontinents zu überwältigen und dabei das Thema Wilderei in Afrika anhand von Elefanten näherzubringen. Wen das nicht überzeugt, der bekommt aber trotzdem auch ein wunderbares Beispiel der Weihnachtsbotschaft präsentiert und dürfte den Film nach 90 Minuten zufrieden für sich abschließen können.

Lena Donth - myFanbase
05.11.2020

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