Bewertung
Sam Levinson

Malcolm & Marie

Foto: Malcom & Marie - Copyright: 2021 Netflix, Inc.
Malcom & Marie
© 2021 Netflix, Inc.

Inhalt

Nach einer erfolgreichen Filmpremiere kommt Filmemacher Malcom (John David Washington) mit seiner Freundin nach Hause, um dort mit ihr zu feiern, doch er merkt schnell, dass Marie (Zendaya) überhaupt nicht glücklich ist. Daraus entwickelt sich eine heftige Diskussion über ihre Beziehung, die ihre Liebe auf eine harte Probe stellt.

Kritik

Gleich einen Tipp vorweg: Solltet ihr wie ich anderen nicht gut beim Streiten zuhören können, dann solltet ihr "Malcolm & Marie" mit einer gehörigen Portion gute Laune angehen, denn dieser Film geht definitiv an die Nieren, weil eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle vom Feinsten geboten wird. Sam Levinson hatte die Idee zu diesem Film während der Corona-Pandemie und hat sich hierfür mit dem neuen Star am Filmhimmel, Zendaya, die er bereits in der preisgekrönten Serie "Euphoria" von HBO vor der Kamera hatte, sowie John David Washington zusammengetan. Dabei ist ein Film entstanden, der gar nichts mit der Pandemie zu tun hat, aber durch nur zwei Darsteller und ein großzügiges Setting wunderbar für eine den Hygienevorschriften entsprechende Produktion geeignet ist.

Der Film hat zwei zentrale Erzählstränge, die auch im Wesentlichen die einzelnen Hoch und Tiefs einer Achterbahn abbilden. Auf der einen Seite haben wir das Filmgeschäft mit einem besonderen Fokus auf People of Color, womit ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen wird, das spätestens bei jeder Preisverleihung wieder brandaktuell wird, sowie die Beziehungsproblematik von Malcolm und Marie. Auch wenn das Filmgeschäft den Streit der beiden auslöst, so lassen sich dort auch viele Berührungspunkte der beiden finden, wodurch sie sich zwischendurch immer wieder annähern und das sind die Momente, wenn der Fahrwagen auf der Achterbahn gen Spitze zieht. Der Zuschauer bekommt so die Möglichkeit, tief durchzupusten und sich auf die nächste emotionale Abfahrt vorzubereiten. Denn diese kommt auf jeden Fall, da die privaten Streitigkeiten zwischen Malcolm und Marie den Schwerpunkt der Handlung einnehmen und dabei wird man definitiv an die Grenzen des Ertragbaren getrieben.

Die Darstellung des Filmgeschäfts für People of Color ist für diese Rezension schneller abgehakt. Diese ist schonungslos. Wenn sich Betroffene an die Öffentlichkeit wenden, weil sie nicht gehört werden, dann kann man sich vieles denken, aber hier legt der Film doch anschaulich dar, dass wirklich jeder einzelne Aspekt eines Films unter dem Aspekt seziert wird, dass ein Schwarzer Regie geführt hat und was das wohl zu bedeuten hat. Niemand will bei diesem Punkt voreingenommen sein, aber ist es in der Konsequenz doch. Dass das wie eine unüberwindbare Hürde erscheint, kann ich nach diesem Film wirklich sehr gut nachvollziehen.

Das Beziehungsdrama zwischen Malcolm und Marie lebt von einer grandiosen schauspielerischen Leistung von Zendaya und Washington, die sich unendlich viele Monologe gegenseitig an den Kopf knallen und dabei immer eindrucksvoll die Emotionen transportieren, die beim Zuschauer auch ankommen sollen. Ich würde dennoch einschränken, dass beiden Schauspielern eine gewisse innere Bremse an die Hand gegeben worden ist, denn in einigen Momenten hätte ich vollständig verstanden, wenn nun alle Dämme gebrochen werden. Stattdessen wirken Malcolm und Marie selbst bei den schmerzvollsten Spitzen noch kontrolliert. Das wirkt in einer zunehmend emotionalisierten Gesellschaft fast schon unrealistisch.

So faszinierend die Wortgefechte der beiden Figuren auch waren, so unerträglich waren sie oft auch, denn Malcolm und Marie hatten ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch ein Ziel, sich gegenseitig zu verletzen. Gerade in der Szene in der Badewanne hätte ich Malcolm gerne geschüttelt, damit endlich die Klappe hält, denn mit jedem weiteren Wort hat er das Messer nur noch tiefer in Maries Fleisch gestoßen. Erst befürchtete ich auch, dass sie als weibliches Geschlecht alles abbekommen wird, weil sie das typische Opfer ist, aber Marie bekommt im weiteren Verlauf ihren Moment für ausgleichende Gerechtigkeit. Hiernach sind aber auch wirklich alle Hässlichkeiten offen auf den Tisch gelegt. Angesichts dieses geschilderten Eindrucks wird man verstehen können, warum ich für den zweiten Handlungsstrang so dankbar war, denn am Stück hätte ich ihren Streit nicht gänzlich aushalten können. Dem angemessen gibt es auch kein Happy End. Es gibt einen Schritt in die versöhnliche Richtung, aber es ist nur ein kleiner von ganz vielen weiteren nötigen. Das macht diesen Handlungsstrang so realistisch, zumal ich überzeugt bin, dass Streitereien wie in diesem Film zuhauf in Beziehungen stattfinden.

Fazit

"Malcolm & Marie" ist technisch und schauspielerisch ein echtes Meisterwerk. Inhaltlich wurde im Grunde auch nichts falsch gemacht, außer vielleicht, dass die Darstellung beider Themenblöcke zu realistisch war. Das reale Leben ist oft nur schwer zu ertragen, und wie es in diesem Film dargestellt war, definitiv auch nicht. Nach den 106 Minuten ist man psychisch definitiv am Ende. "Malcolm & Marie" ist damit definitiv kein Film, den ich mir ganz oft anschauen könnte. Dennoch sind die Umstände nicht hoch genug zu hängen und wie gut jeder Einzelne diesen Film ertragen kann, ist sowieso subjektiv.

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Lena Donth - myFanbase
15.02.2021

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