Bewertung
Felix Binder

Club der roten Bänder - Wie alles begann

"Füreinander da zu sein, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben"

Foto: Copyright: 2019 Universum Film GmbH
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Inhalt

Leo (Tim Oliver Schultz) ist ein leidenschaftlicher und guter Fußballer, der diesen Sport über alles liebt und gerne in seiner Freizeit ausübt. Seine Familie hat damit zu kämpfen, dass seine Mutter Hanna (Katinka Auberger) Krebs hat und einen gewissen Galgenhumor an den Tag legt, mit dem Leo aber nicht klar kommt. Als er eines Tages erneut Schmerzen im Bein hat und er vom Arzt erfährt, dass er Krebs hat, muss er ins Krankenhaus. Dort lernt er Benni (Jürgen Vogel) kennen, der ebenfalls Krebs hat, aber ganz anders mit seiner Erkrankung umgeht. Zusammen meistern sie ihren Alltag. Emma (Luise Befort) versucht ihren Eltern zu gefallen und entwickelt eine Magersucht, die sie ebenfalls im Krankenhaus bringt. Hingegen liegt Hugo (Nick Julius Schuck) nach einem Sprung vom 10-Meter-Brett bereits im Koma. Jonas (Damian Hardung) muss sich gegen seinen gewaltigen Bruder durchsetzen, der ihm sogar nach seiner Krebs-Diagnose das Leben zur Hölle macht. Alex (Timur Bartels) hingegen muss damit zurechtkommen, dass sein Vater seine Mutter mit dessen Lehrerin betrogen hat und die beiden verlässt und Anton (Ivo Kortlang) lebt fortan bei seinem Opa (Dieter Schaad), der aber auch nicht verhindern kann, dass sein Enkel nach einem Motorradunfall im Krankenhaus landet...

Kritik

Die Vox-Eigenproduktion "Club der roten Bänder" schlug im Jahr 2015 ein wie eine Bombe und feierte große Erfolge – vollkommen zurecht. Denn damit hat man bewiesen, dass man in der Lage ist, eine berührende Geschichte zu erzählen, die nicht nur auf einer wahren Begebenheit beruht, sondern auch aufzeigt, dass es bei so tragischen Schicksalsschlägen, wie es die Club-Mitglieder durchleben, auch darauf ankommt, dass man Menschen hat, auf die man sich verlassen kann und die einem trotzdem zeigen, dass das Leben fortan nicht trostlos sein kann und auch nicht sein darf. Drei erfolgreiche Staffeln wurden produziert, daher war es für mich auch nicht verwunderlich, dass bald darauf ein Film mit dem Titel "Club der roten Bänder – Wie alles begann" in Produktion gegeben wurde.

Das Problem, welches ich bei solchen 'Vorgeschichten' oftmals kritisch beobachte ist, dass sie oftmals nicht zu den Vorgängern bzw. in dem Fall zur Serie passen, eben weil Änderungen oder Erweiterungen vorgenommen werden, da man sich von dem Film eben noch einen größeren oder zumindest ähnlichen Erfolg verspricht. In diese Sparte darf und muss sich auch dieser Film einreihen. Zwar sind die zentralen Hauptdarsteller dieselben wie in der Serie, jedoch ist ihre Vorgeschichte teilweise so erweitert und ausgeschmückt worden, dass sie nicht zu dem passt, was man bereits kannte. So zum Beispiel, dass es sich bei Alex' Stiefmutter um dessen Lehrerin handelt, dass seine Mutter die Familie verlassen hat, zwar noch Kontakt zu ihrem Sohn hatte, in der Serie aber letztlich nie aufgetaucht ist. Ebenso Emma, deren Vater nie erwähnt wurde, man ihr noch einen Drogenkonsum im Film andichtet, was ebenfalls zuvor nie angesprochen wurde.

Ein weiteres Manko der Vorgeschichte bzw. des Films, findet man bei Jonas. In der Serie wurde nie erwähnt, dass er einen Bruder hat, der aber ganz woanders lebt und ihn auch noch nach der Krebs-Diagnose fertig gemacht hat. Das größte No-Go findet man aber tatsächlich bei Leo. Ganz davon abgesehen, dass sich der Großteil des fast zweistündigen (!) Films hauptsächlich um ihn dreht, lernt man daran plötzlich seinen ersten Bettnachbar Benni kennen. Es ist durchaus verständlich, dass man nicht jeden Bettnachbar erwähnt, wenn man längere Zeit im Krankenhaus verbringt aber bei Benni liegt der Fall dann doch etwas anders. Selbst an Krebs erkrankt und weiß, dass er diesen Kampf nicht überleben wird, zeigt er Leo aber auf, dass Humor (gerne auch Galgenhumor) und Freunde das Wichtigste sind. Benni war eine oder vielleicht die wichtigste Bezugsperson für Leo, denn durch ihn hat er erst einmal 'gelernt' mit seinem Schicksal umzugehen und wie wichtig es ist, ein 'Anführer' einer Gruppe zu sein. Warum also wurde Benni nie in der Serie erwähnt, wenn man doch im Film die Hauptzeit damit verbringt, die beiden und deren Freundschaft ins Herz zu schließen, sich dann aber nach dem Schauen ehrlich gesagt fragt, warum Leo ihn nie erwähnt hat. Vielleicht wollten die Macher des Films aber nur damit werben, dass Jürgen Vogel mitspielt, ein Name, den so ziemlich jeder kennen müsste und damit mehr Geld in die (Kino)Kassen spülen.

Ein weiteres Ärgernis war für mich auch Anton bzw. vielmehr sein Krankheitsbild. In der Serie habe ich es immer wieder gelobt, dass man seinen Autismus nicht klischeehaft darstellt. Kaum schaue ich mir diesen Film an merke ich, dass man doch von einem Klischee ins nächste latscht. Sehr schade, denn man hat in meinen Augen in der Serie bewiesen, dass man Klischees eigentlich gar nicht nötig hat. Über Dinge wie anderes Krankenhaus, Jonas und Leo, die im Film ganz anders leben, da hätte ich noch drüber wegsehen können. Aber meine oben genannten Mankos kann ich nicht einmal mit Augen zukneifen als minimal bezeichnen. Zumal man schon in der Serie dafür gesorgt hat, dass man Leo als Titelfigur ansehen muss, geschieht im Film genau das Gleiche und lässt die anderen ziemlich als Nebendarsteller dastehen. Apropos Nebendarsteller: Von Hugo hat man fast gar nichts gesehen, was schade ist. Bei ihm hätte mich seine Beziehung zu seiner Mutter brennend interessiert, die in der Serie ihn immer wieder besucht und versucht hat, ihn aus dem Koma zu holen.

Dennoch mag ich "Club der roten Bänder – Wie alles begann" nicht ganz verteufeln. Denn abgesehen von der darstellerischen Leistung des Casts und der besonderen Freundschaft zwischen Leo und Benni hat der Film noch für eine Botschaft gesorgt, die mir in guter Erinnerung blieb: Am Ende einer langen Reise trifft man auf die Menschen, die man an seiner Seite braucht.

Fazit

"Club der roten Bänder – Wie alles begann" hat deutlich gezeigt, wie man es nicht machen sollte. Würde der Film für sich alleine stehen, würde er prima funktionieren. Allerdings erzählt er eben die Vorgeschichte zur erfolgreichen Serie und ist in so vielen Punkten in meinen Augen baden gegangen, dass ich als Fan bitter enttäuscht zurückbleibe.

Daniela S. - myFanbase
07.04.2021

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