Bewertung
Kim Farrant

The Weekend Away

Foto: Leighton Meester & Ziad Bakri, The Weekend Away - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Ivan Šardi/Netflix
Leighton Meester & Ziad Bakri, The Weekend Away
© 2022 Netflix, Inc.; Ivan Šardi/Netflix

Inhalt

Beth (Leighton Meester) und Kate (Christina Wolfe) sind seit den Studienzeiten beste Freundinnen. Auch wenn das Leben sie manchmal auseinandertreibt, sie kommen jährlich für einen Wochenendtrip zusammen. Dieses Jahr geht es nach Kroatien. Beth ist ganz frisch Mutter von ihrer Tochter Aster und lässt sie nur zurück, weil sie sie bei ihrem Ehemann Rob (Luke Norris) gut aufgehoben weiß. Kate wiederum ist frisch geschieden und will den Zugriff auf die Kreditkarten ihres Exmannes Jay (Parth Thakerar) ein letztes Mal ausnutzen. Doch das Wochenende wird zum Horror, als Kate eines Morgens verschwunden ist und sich die Hinweise verdichten, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Beth bekommt auf ihrer Suche nach Antworten Hilfe von dem Taxifahrer Zain (Ziad Bakri).

Kritik

Im Vorfeld hatte ich mich überhaupt nicht mit dem Inhalt von "The Weekend Away" auseinandergesetzt, sondern war einfach nur froh, Leighton Meester mal wieder auf dem Bildschirm sehen zu können. Bei dem Titel wäre ich aber intuitiv eher von einer Komödie ausgegangen, wobei das auch dadurch begründet sein kann, dass die ehemalige "Gossip Girl"-Hauptdarstellerin zuletzt in der ABC-Comedyserie "Single Parents" zu sehen war. "The Weekend Away" ist aber wahrlich keine Komödie, sondern ein Thriller. Nachdem ich das einmal begriffen hatte, habe ich mich auf jeden Fall gefreut, Meester mal wieder in einer so ernsten Rolle zu erleben. "Gossip Girl" war schließlich vorrangig eine Dramaserie, wenn oftmals mit einem humorvollen Unterton, aber dort hat sie genug emotionale Herausforderungen meistern müssen, weswegen sie für mich aus der anfänglichen 'Jugendclique' die stärkste Schauspielerin war. Dass sie es auf jeden Fall drauf hat, merkt man auch diesem Thriller an, denn Beth wird oft genug an ihre emotionalen Grenzen getrieben und da der Film ausschließlich ihrer Perspektive folgt, ist man als Zuschauer*in unweigerlich bei ihr und macht jeden Rückschlag auf ihrer Suche nach der Wahrheit mit. Das Schöne ist auch, dass sie mit Beth eine starke Frauenfigur spielen darf. Sie ist zwar oft am Rande eines Nervenzusammenbruchs und sie hat wahrlich nicht alles in ihrem Leben durchschaut, aber die Art, wie sie damit umgeht, das imponiert. Auch wenn in dem Film gar nicht so viel Zeit vergeht, man sieht, wie sie als Person wächst und dafür ist sicherlich auch ihre neue Mutterrolle verantwortlich. Denn sie ist nun nicht mehr alleine, sondern hat ihre Tochter Aster, auf die sie ihr Leben nun völlig ausgerichtet hat. Deswegen war die Schlusssequenz in ihrer Harmlosigkeit so gut gewählt, weil es Beth in dem Moment auf den Punkt trifft.

Abseits von meiner Schwärmerei für die Hauptdarstellerin ergibt sich aber ein recht ambivalentes Bild auf "The Weekend Away". Positiv möchte ich hervorheben, dass der Film sehr kurzweilig gestaltet ist und man mit dem entsprechenden Erzähltempo gleichmäßig durch die Handlung geführt wird. Zudem gelingt es recht geschickt, immer mit kurzen Sequenzen einen Eindruck vom Verhältnis der Figuren untereinander zu geben. Wo ich in einer Serie sofort sagen würde, ich bräuchte mehr, ist es hier auf diese knappe Art und Weise völlig in Ordnung, zumal es eben ein Thriller und dazu kein psychologischer Thriller ist, weswegen ich keine intensive Charakterarbeit erwarte. Zusätzlich ist die Ausarbeitung der Charaktere an manchen Stellen auch bewusst schmal gehalten, weil der Film natürlich mehrere Verdächtige anbieten will. Eine Figur wie Zain wird zwar nicht sofort suspekt inszeniert und dennoch wäre alles bei ihm möglich. Als der Verdacht gegen ihn dann einmal ausgesprochen ist, wird er dementsprechend aber auch wieder ausgeräumt. Es hat mir auch gefallen, wie mit Zain nahezu beiläufig ein Blick auf die Geschichte eines syrischen Flüchtlings geworfen wurde, aber die Szenen mit ihm sind unweigerlich hängengeblieben, auch weil man den Schmerz der Erinnerungen und Erlebnisse deutlich herausspüren konnte. An dieser Stelle kommt dann auch wieder Meesters schauspielerische Leistung ins Spiel, weil sie als Beth das ideale Gegengewicht darstellt und seinen Schmerz auffängt und das höchst einfühlsam. Zain gibt diese Stärke aber ebenso zurück. Zuletzt ist in Bezug auf die beiden lobend herauszustellen, dass die Beziehung, die sie innerhalb kürzester Zeit aufgebaut haben, zwar intensiv gewirkt hat, dennoch wurde keine Liebesbeziehung den beiden aufgedrängt, was leider immer seltener wird.

Was nun leider nicht so gut geklappt hat, das waren viele Thrill-Elemente sowie auch der Aufbau der Geschichte an manchen Stellen. Beths Weg in Kroatien ist regelrecht von verbrecherischen Männern begleitet, weswegen es auch immer wieder zu Sequenzen kommt, in denen sie sich gegen sie zur Wehr setzen muss. Dabei ist jedes Mal auffällig, wie mehr oder weniger zufällig Beth die Oberhand bekommt und die Männer unglücklich fallen. Einmal mag das ja noch in Ordnung sein, aber es hat sich konsequent durch den Film gezogen und das war mir viel zu übertrieben. Zumal an manchen Stellen dann deutlich gemerkt wurde, dass es gebraucht wurde, um die Geschichte in eine andere Richtung zu lenken. Ich bin mir sicher, dass es aber auch andere Möglichkeiten gegeben hätte, eine Verknüpfung zu finden, ohne dabei aber so wiederholend erzählen zu müssen. Dazu ist auch einfach die Menge an Figuren, wo es etwas Düsteres zu entdecken gab, viel zu viel gewesen. Dabei war auch auffällig, dass es immer die Männer waren, während die Frauen über den Dingen zu schweben schienen. Einzig Zain kommt noch ganz gut weg, aber selbst ihm wird zwischendurch eine Gangangehörigkeit angedichtet. So etwas ist mir zu einseitig erzählt, wenn ansonsten keine generelle Gesellschaftskritik festzustellen ist.

Bei den Frauen ist dann nur noch Kate sehr undurchsichtig gestaltet worden und das sind dann die angesprochenen Schwächen des Drehbuchs, die mich etwas enttäuscht haben. Es wurde schnell deutlich, dass Kate eine Freundin ist, bei der du dich glücklich schätzen kannst, wenn du sie auf deiner Seite weißt, aber bei der du ansonsten besser einen großen Bogen machst. Sie scheint ein ewig andauerndes Spiel zu spielen. Obwohl sie die Figur ist, die alles auslöst, überall involviert ist, so bleibt sie von der Entwicklung her nicht wirklich nachvollziehbar. Das zeigt sich vor allem nach hinten raus, wenn eine Wahrheit nach der anderen ans Tageslicht kommt. Da stellt sich nämlich die Frage, was ist überhaupt noch objektiv und was nicht schon längst subjektiv? Dazu setzt der Film auf mehrere Wendungen. Die anfänglichen sind natürlich leicht zu vernachlässigen, da schnell klar war, das sind nur Finten, um etwas die eigentliche Hauptentwicklung hinauszuzögern. Die letzten beiden sind natürlich ungleich wichtiger. Bei der ersten gehe ich noch zufrieden mit, selbst wenn es in der Nachbetrachtung auch nicht völlig überraschend war, aber die finale Wendung, ja, das war eher schwach, auch wenn es vom ganzen Verlauf her der logischste Ausgang war. Aber wenn die Logik auch überraschend sein soll, dann gilt es dementsprechend am Drehbuch zu arbeiten.

Fazit

"The Weekend Away" beweist definitiv, dass Leighton Meester viel öfters in Film und Fernsehen zu sehen sein sollte, weil sie bislang eigentlich jede Produktion getragen hat, an der sie beteiligt war. Sie ist also definitiv die Lichtgestalt des Thrillers. Dieser muss sich aber auch inhaltlich nicht völlig verstecken. Es gibt klare Mängel im Drehbuch und dennoch gibt es einige liebevolle Details, die gerade für einen Thriller nicht selbstverständlich sind. Also insgesamt ein Film, dem man durchaus gut weggucken kann.

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Lena Donth - myFanbase
07.03.2022

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