Bewertung
Tine Rogoll

Sachertorte

Die Liebe kann man nicht suchen, sie findet einen von ganz alleine.

Foto: Sachertorte - Copyright: Prime Video
Sachertorte
© Prime Video

Inhalt

Karl (Max Hubacher) lernt an einem Currywurststand in Berlin die attraktive Nini (Michaela Saba) kennen und verbringt einen netten Nachmittag mit ihr, bevor sie mit dem Bus wieder zurück nach Österreich fährt. Leider verliert Max die notierte Telefonnummer von Nini. Alles, was er nun noch weiß, ist, dass sie an ihrem Geburtstag immer 15:00 Uhr ein Stück Sachertorte in ihrem Lieblingsrestaurant "Sachar" in Wien isst. Karl will Nini unbedingt wieder sehen, glaubt er doch in ihr die große Liebe gefunden zu haben, und entschließt sich, nach Wien zu fahren und dort jeden Tag in dem Restaurant auf sie zu warten, weil er auch nicht weiß, wann sie Geburtstag hat. Er sucht sich eine WG und kann seinen Job als Quizfragengenerierer auch online aus Wien erledigen, wäre da nur nicht das Problem mit dem Wlan in seiner WG. Zum Arbeiten sucht er sich also eine kleine Konditorei, die von Miriam (Maeve Metelka) mit viel Leidenschaft geführt wird. Und da Max und Miriam sich nun täglich sehen, entwickelt sich zwischen ihnen ebenso eine Freundschaft wie zwischen Karl und Fanny (Krista Stadler), eine Dame, die ebenfalls täglich im "Sachar" Kuchen isst und allerlei Ratschläge für Karl hat.

Kritik

Wenn man die Storyline der Prime-Video-Eigenproduktion liest, dann erwartet man erst mal eine recht überschaubare RomCom, deren inhaltlicher Weg eigentlich vorgeschrieben ist. Auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass dies bei Romantikkomödien eigentlich fast immer der Fall ist. Insofern bin ich neugierig in dieses Regiedebut von Christine Rogoll gegangen und habe es einfach auf mich wirken lassen. Und schon die ersten Minuten haben gezeigt, dass der Film mit Charme und Leichtigkeit daher kommt, die Handlung also vor allem den Rahmen darstellt, die Erzählweise hier aber die Besonderheit ist. Kurzweilige, realistische Dialoge, absolut liebenswerte Charaktere, die ihre Eigenheiten haben, aber alles andere als aufgesetzt wirken. Es wird hier also keine übertriebene Romantik als Stilmittel verwendet, wie das durchaus gerne mal der Fall ist, sondern glaubhaft eine Handlung umgesetzt, die genau so wirklich passiert sein könnte. Keiner der Charaktere fällt ab. Die Hauptcharaktere sind zutiefst sympathisch und die Nebencharaktere bringen sich in ihren wenigen Minuten auf dem Bildschirm gekonnt und humorvoll ein, ohne sich aufzudrängen. Und so vergehen die Minuten wie im Fluge und das eigentlich zähe und sich endlos wiederholende Warten von Karl in Café "Sachar" wird eine ganz wunderbare Reise mehrerer Charaktere.

Dabei vergisst man fast, dass man mit Filmbeginn noch wegen einer vorhersehbaren Storyline Vorbehalte hatte, und wird dann überrascht, dass in den Nuancen und Details doch einige, kleine Überraschungen warten, die am grundlegenden Ausgang nicht viel ändern, die Erzählung aber trotzdem so interessant machen, dass man nicht mehr auf die Idee kommt, zu sagen, noch so eine Romance braucht die Filmwelt nun wirklich nicht. Im Gegenteil. Amazon hat mit "Sachartorte" sicherlich nicht den nächsten Filmpreis im Blick, hat aber einigen teilweise unbekannten Gesichtern die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren und zu zeigen, was in ihnen steckt. Insbesondere das Debut von Maeve Metelka soll hier erwähnt werden. Sie erinnert mich nicht nur oberflächlich an Elisabeth Moss, sondern kommt enorm sympathisch daher und wird hoffentlich noch viele weitere Projekte bekommen. Der Schweizer Max Hubacher weiß auch zu glänzen, wenn er zwischen hoffnungsvoll und enttäuscht im Sacher sitzt und sich mit einer tollen Krista Stadler anfreundet, die als Fanny mit weisen Sprüchen anderen zu helfen weiß, sich selbst dabei aber vergisst. Samuel Koch mal wieder zu sehen, hat auch Freude bereitet, weil sein Schicksal mit dem Unfall bei "Wetten dass…" doch prägend in Erinnerung geblieben ist, und es einfach toll ist, dass er einen Weg für sich gefunden hat, seinen Traum trotz allem weiter zu verfolgen und zu verwirklichen.

Fazit

"Sachertorte" ist ein überaus gelungenes Regiedebut von Christine Rogoll, das durch sympathische Charaktere und eine sehr glaubhafte Erzählung bei der schier unendlich großen Menge von Romantikkomödien seine Daseinsberechtigung bekommt. Für einen netten, gemeinsamen Abend auf der Couch ist der Film allemal geeignet.

Emil Groth - myFanbase
03.11.2022

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