Bewertung
James Gunn

Guardians of the Galaxy Holiday Special, The

Foto: The Guardians of the Galaxy Holiday Special - Copyright: 2022 Disney und seine verbundenen Unternehmen
The Guardians of the Galaxy Holiday Special
© 2022 Disney und seine verbundenen Unternehmen

Inhalt

Da Peter Quill (Chris Pratt) wegen des Verschwindens von Gamora (Zoe Saldana) immer noch geknickt ist, haben Mantis (Pom Klementieff) und Drax (Dave Bautista) die Idee, ihrem Freund ein tolles Weihnachtsfest zu bescheren, nachdem sie gehört haben, dass das irdische Fest eine spezielle Bedeutung für ihn hat. So setzen sie sich in den Kopf, dass sie Peter seinen Kindheitshelden Kevin Bacon schenken wollen. So reisen sie auf die Erde und lösen ziemliches Chaos aus.

Kritik

Zwar hatten die Guardians of the Galacy bereits in "Thor: Love and Thunder" ihren Auftritt, um die Zeit bis zu ihrem finalen Soloabenteuer zu überbrücken, doch dort war ihnen nicht mehr als eine Statistenrolle gewährt, so dass dieses Weihnachtsspecial unter der Regie von James Gunn ein wirklich nettes Gimmick ist. Wobei Gimmick vielleicht auch zu wenig ist. Zwar ist die Laufzeit einer entsprechenden Serienepisode entsprechend, doch das Special ist nicht einfach aus dem Kontext gerissen und als abgeschlossener Bonus zu sehen, sondern die neue Strategie des MCUs wird konsequent fortgesetzt. Nachdem Phase 4 für die Kinos mit "Black Panther: Wakanda Forever" abgeschlossen wurde, stellt den eigentlichen Abschied dieses Weihnachtsspecial dar. Das ist schon beachtlich, denn somit wird der Schlusspunkt im Streamingbereich gesetzt, was diesen Teilbereich weiter stärkt und unterstreicht, wie eng die Filme und die Serien nun miteinander verbunden sind. Dementsprechend wundert es auch nur wenig, dass das Special von vielen feinen Details durchzogen ist, die schon Weichen für die Zukunft stellen. Wer also glaubte, dieses Special könnte man getrost außen vorlassen, denkste, der rote Faden wird sorgfältig weitergesponnen.

Zu "Star Wars" wurde 1978 ein eigenes Special zu Weihnachten veröffentlicht, über das heute aus qualitativen Gründen kaum noch gesprochen wird, aber Gunn, der ein großer Star Wars-Fan ist, hat darin eine Inspirationsquelle gesehen, weswegen das Special beispielsweise mit animierten Sequenzen arbeitet. Ich fand diese Wahl, um die Verbindung von Peter zu Weihnachten mitsamt Yondu (Michael Rooker) darzustellen, aber auch auf einer symbolischen Ebene gut gewählt. Denn im zweiten Film mussten wir schließlich den Verlust von Yondu hinnehmen, dessen Darsteller Rooker zumindest stimmlich für das Special genutzt wurde, aber ihn nicht in echt zu sehen, unterstreicht den Umstand, dass er wirklich tot ist. Dementsprechend fand ich diese (mögliche) Doppeldeutigkeit gut gewählt. Aber auch inhaltlich fand ich diesen animierten Teil sehr passend und bewegend. Yondu und Peter hatten eine definitiv komplexe Beziehung, die mit dieser Weihnachtsthematik gut aufgefangen wurde. Dementsprechend war es am Ende rund, dass Yondu Peter definitiv nicht die Freude an Weihnachten genommen hat, sondern den Wert des Festes und seiner Botschaften mit etwas Verspätung erkennen konnte.

Nach der Ausgangslage, dass nun alle wissen, dass dieses ominöse Weihnachtsfest für Peter eine größere Bedeutung hat, gibt es ein erstes Highlight und zwar den Song "I Don't Know What Christmas Is (But Christmas Time Is Here)", der von einer Alien-Band performt wird und textlich von Gunn selbst beigesteuert wird. Es ist schon herrlich, dem Text zu lauschen, der gemäß dem Titel ein wildes Stochern im Dunkeln ist, was nun genau eigentlich dieses Weihnachten wirklich sein soll, aber dazu dann auch noch Peters Blicke und seine Kommentierungen, die meistens eher entsetzt sind, um dann an einigen wenigen Stellen doch eine gewisse Absurdität zugestehen zu müssen. Das fand ich für den Anfang schon gut gesetzt, weil es für mich die typischen Eigenschaften dieser speziellen Truppe vereint, nämlich Musik, Witz, Absurdität und grandioses Mienenspiel.

Hiernach hat der Film für mich aber eine kleine inhaltliche Delle. Zwar finde ich die Idee genial, Kevin Bacon als Peters Kindheitshelden zu nutzen und finde es auch bemerkenswert, dass der Schauspieler sich dafür hergeben hat, um eine fiktionalisierte Version von sich selbst zu spielen und dass auch seine Schauspielehefrau Kyra Sedgwick stimmlich eingebunden wurde, aber ich fand es etwas dünn und einseitig, dass nur Drax und Mantis aufbrechen, um Bacon zu entführen. So verschwindet der restliche Cast erstmal in der Versenkung, während für mich persönlich aus dem Duo Drax/Mantis nicht viel herausgeholt wurde. Vielleicht habe ich an der ein oder anderen Stelle mal geschmunzelt, aber es war mir aus zu wenig Inhalt zu viel Drumherum herausgeholt und habe mich manches Mal beim Denken erwischt, wie man nun noch einen guten Bogen machen will. Auch die Fahrt zurück zum restlichen Team war eher anstrengend und von zu viel konstruierten Witz umrahmt, aber ich drücke einfach mal beide Augen zu, weil es schließlich in einem versöhnlichen Finale endet.

Es war nämlich wirklich berührend, als Peter in seine Überraschung gelockt wird. Auch wenn die ganze Inszenierung nur wenig mit dem zu tun hat, wie ich Weihnachten empfinde und vor allem optisch erkenne, es kam dennoch eine deutliche Stimmung heraus, die dann eben auch die Botschaft von Weihnachten vermittelt. Auch wenn 99% der Anwesenden das Fest nicht verstehen, sie haben doch für Peter eine Weise gefunden, damit umzugehen und haben dann friedliche Eintracht, Mitgefühl und Zusammenhalt demonstriert. Spätestens als dann auch der völlig verängstigte Bacon begreift, wofür diese ganzen Umstände auf sich genommen wurde, agiert er ganz dem Schauspieler gemäß, setzt einfach eine Maske auf und macht bedingungslos mit. Es war dann herrlich, wie alle zusammen feiern, wie sie sich gegenseitig beschenken (mit sooo vielen Details!) und wie so eine Stimmung entsteht, die zum einen versöhnlich das Jahr abschließt, die dann aber auch schon richtig Lust auf Phase 5 macht.

Fazit

Die Idee zu dem Special für die Guardians ist eine wirklich lustige und wurde auch mit vielen Emotionen erzählt. Der Mittelteil war mir persönlich zu langatmig und einseitig, aber der Anfang und speziell das Ende sind sehr gelungen. Wer hier also die Chance hat reinzuschauen, sollte es sich definitiv nicht entgehen lassen, denn wie immer voll von Informationen, die möglicherweise auch für Phase 5 entscheidend sein werden.

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Lena Donth - myFanbase
06.12.2022

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