Bewertung
Ron Oliver

Weihnachten im Hotel Fontaine

Foto: Madelaine Petsch & Mena Massoud, Hotel for the Holidays - Copyright: 2022 Amazon Freevee; Shane Mahood/Amazon Freevee
Madelaine Petsch & Mena Massoud, Hotel for the Holidays
© 2022 Amazon Freevee; Shane Mahood/Amazon Freevee

Inhalt

Das alteingesessene Hotel Fontaine in New York City steuert wieder auf das alljährliche Single Mingle-Fest zu, bei dem das Personal für alle, die an Weihnachten alleine sind, ein harmonisches und gemütliches Beisammensein auf die Beine stellt. Während auch innerhalb des Personals einige Funken fliegen, verfolgt Managerin Georgia (Madelaine Petsch) ihre eigenen Pläne, den sie will endlich ihr eigenes Hotelprojekt leiten dürfen, weswegen sie in dem abgedankten Prinzen Raymond (Max Lloyd-Jones) den perfekten Geldgeber erahnt. Doch je mehr sie hinter dem Rücken aller agiert, desto mehr verliert sie Zugriff auf den Zusammenhalt des Miteinanders und muss sich schließlich fragen, was sie wirklich will.

Kritik

"Weihnachten im Hotel Fontaine" (Original: "Hotel for the Holidays") ist der erste Weihnachtsbeitrag von Amazons kostenlosem Streamingdienst Freevee, der in diesem Jahr nach einem Relaunch neu durchgestartet ist. Auch wenn ich inzwischen wohl nicht mehr verheimlichen kann, dass ich bei Weihnachtsfilmen immer zugreife, so geht in dem Überangebot durchaus immer mal einer durch, aber diesem Schicksal konnte "Weihnachten im Hotel Fontaine" schon entgehen, weil es in den Hauptrollen mit Madelaine Petsch, die ich aus "Riverdale" kenne, und Mena Massoud, der als Aladdin seinen Durchbruch geschafft hat, besetzt ist. Mit den beiden ist auch das Marketing betrieben worden, weswegen ich angesichts des Endergebnisses dann doch etwas überrascht war, dass es eher ein Ensemblefilm mit vielen kleinen Geschichten ist, die über das Hotel Fontaine miteinander verbunden sind. Deswegen fiel es mir auch erstmal etwas schwer, in die Filmhandlung hineinzufinden, weil die Erwartungen etwas anders waren. Grundsätzlich ist es am Anfang aber auch chaotisch, denn alle Geschichten wollen in Gang gesetzt werden, so dass es erstmal etwas Sortieren braucht, aber wenn das einmal geschafft ist, dann kommt nach und nach auch mehr der Spaß auf und die Dankbarkeit dafür, dass so unterschiedliche Schwerpunkte erzählt werden können, die aber natürlich qualitativ dennoch unterschiedlich sind.

So haben wir Popsängerin Pandora (Kayleigh Shikanai), die am Tiefpunkt ihrer Karriere ist und von ihrem Assistentin Jimothy (Augusto Bitter) eine Auszeit verordnet bekommt. Auch wenn Pandora mit viel Tamtam anreist, so erkennt sie irgendwann unweigerlich, dass sie neue Inspiration braucht und mischt sich als Aushilfe Pam unter das Personal, so dass sie erstmals mit 'richtigem' Weihnachten in Kontakt kommt, da sie zeitlebens gedrillt wurde, ein Popsternchen zu werden. Auch wenn ich ihr Lied am Ende wunderschön war und man daran wirklich merkte, dass sie sich als Künstlerin neu öffnen konnte, so waren sie und Jimothy definitiv das anstrengendste an dem Film, weil gerade die anfängliche Inszenierung völlig drüber war. Dennoch war es eine schöne Entwicklung. Etwas losgelöst vom ganzen Geschehen war Hotelgast AJ, der mit seinem Hündchen einem einsamen Weihnachten entgegensieht, nachdem die letzte Beziehung in die Brüche gegangen ist. Doch er muss nicht erst auf den Single Mingle-Ball warten, denn schon vorher sorgt sein Hund für eine Begegnung mit Hunter (Aldrin Bundoc), der zufällig ein Geschäft für Hundeausstattung führt. Diese Geschichte war definitiv am unaufdringlichsten, aber gerade deswegen schätze ich sie in der Nachbetrachtung auch, weil es in mancher Hektik des Films eine gewisse Ruhe und Zuverlässigkeit verkörperte.

Beim Hotelpersonal ist einiges los. Kiki (Jamison Belushi), die in dem Hotel nicht nur Georgias beste Freundin, sondern auch Mädchen für alles ist, hat eine unterhaltsame Hassliebe mit dem Santa (Morgan Lever), der sich in der Adventszeit vor dem Hotel platziert hat, um die Menschen zu beglücken. Es ist klar, dass er einen Narren an Kiki gefressen hat und sich schon auf die tägliche Begegnung freut, bei denen er es immer mit neuen Strategien versucht. Sie wiederum tut genervt, aber insgesamt genießt sie es wohl auch, denn es ist zu offensichtlich, dass ihr die meiste Aufmerksamkeit durch ihn zuteil wird. Handwerker Milton (Neil Crone) wiederum schwärmt für die Barmanagerin Florence (Jayne Eastwood), die daran zu knabbern hat, dass ihre kleine Familie es nicht nach New York über die Feiertage schafft. Parallel sind die beiden Angestellten Anna (Catherine Saindon) und Victor (Gabriel Davenport) schon ein Paar und eine süße Geste sorgt hier für ein Missverständnis bei Milton, was aber letztlich dazu führt, dass er und Florence einen wichtigen Schubser bekommen, um sich auch im Alter noch das Glück zu gönnen. Hier hat man im Miteinander wirklich gemerkt, dass die Belegschaft eine kleine Familie ist, aber nicht nur jeweils in den Duos, sondern auch untereinander, weil sie immer füreinander einspringen und sich beistehen. Toll war sicherlich auch die Freundschaft zwischen Victor und Luke (Massoud), denn Ersterer wusste immer genau, was sein Freund gerade fühlt und hat ihm dafür ein paar Sprüche gedrückt, die aber immer liebevoll gemeint waren. Zu diesem Eindruck hat dann auch perfekt Hotelbesitzerin Madame Fontaine (Lisa Langlois) gepasst, die man zwar die meiste Zeit des Films dekadent im Strandurlaub sich die Zeit vertreiben sieht. Aber hier zeigt der Film, dass der äußere Schein eben nicht alles ist und obwohl sie von Georgia ein vielversprechendes Angebot gemacht bekommt, das oberflächlich so viel besser zu ihr zu passen scheint, so schlägt ihr Herz doch für das Familienhotel, so alt und unmodern es vielleicht an manchen Stellen wirken mag. Ihre Einstellung ist es sicherlich, die auch das Miteinander der anderen fördert.

Zuletzt haben wir dann eben Georgia und Luke, die trotz der ganzen Geschichten schon eine etwas exquisitere Stellung noch einnehmen. Mir ist wieder extrem aufgefallen, dass ich Massoud wahnsinnig gerne sehe, weil er zu den Schauspieler*innen gehört, der das Talent hat, seinen Szenenpartner durch die eigene Art strahlen zu lassen. Er ist so charmant in seinem Schauspiel, dass man unweigerlich die Freundschaft/Liebe (oder was auch immer) für die anderen spüren kann. Das war schon in "Aladdin" so, aber auch in diesem Jahr schon für den Netflix-Film "The Royal Treatment". Bei Petsch wiederum freue ich mich einfach, dass sie auch mehr und mehr ihre Soloprojekte bekommt, da das Ende von "Riverdale" unmittelbar bevorsteht. In der Serie zwischen Exzentrik, Antagonistin und Fanliebling schwankend ist es doch schön, dass die Schauspielerin nicht stereotyp besetzt werden muss und sie zeigt eben, dass sie so eine Handlung immer im Griff haben kann. Schade, dass aber das Drehbuch ausgerechnet diese beiden etwas im Stich gelassen hat, denn es ist die Rede von einer langen Freundschaft, doch mir fehlten manchmal die Beweise und die entsprechenden Szenen dafür. Bei Luke konnte man sofort merken, wie sehr er für Georgia schwärmt und dass er für sie wohl alles stehen und liegen lassen würde, während sie aber so ihrem engstirnigen Traum hinterherjagt, dass sie manchmal etwas kühl und empathielos wirkt. Natürlich bekommt der Film am Ende wieder die Kurve, ist natürlich klar, aber ich hätte es mir dennoch etwas anders gewünscht, um schließlich auch ihre Gefühle für Luke besser verstehen zu können. Auch wenn nie die Gefahr bestand, dass Raymond für sie eine Rolle spielt (sollte der eigentlich Wink mit dem Zaunpfahl auf Prinz Harry sein?), so ist es für Georgia eigentlich mehr eine Liebesgeschichte mit dem Hotel. Sie hatte ein wenig aus den Augen verloren, was sie durch diesen Job geschenkt bekommen hat, denn dort hat sie alles. Kurzum: in den ganzen Liebesgeschichten ist die 'wichtigste' Liebesgeschichte etwas untergegangen.

Fazit

"Weihnachten im Hotel Fontaine" beginnt etwas holprig, aber wenn sich dann nach und nach besser der Ensemblefilm mit sehr unterschiedlich erzählten Liebesgeschichten herauskristallisiert, dann findet man für diese spezielle Zeit eine wirklich schöne Unterhaltung, die mit Abwechslungsreichtum punktet.

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Lena Donth - myFanbase
17.12.2022

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