Meet Cute
Inhalt
Sheila (Kaley Cuoco) trifft am Abend eines ihrer schlimmsten Tage in einer Bar auf Gary (Pete Davidson) und die Funken sprühen gewaltig. Ihm gefällt vor allem ihr Humor gut, denn sie behauptet, dass sie in ihrem Nagelstudio eine Zeitmaschine gefunden hat, mit der sie immer 24 Stunden zurückreist. Gary spielt das Spielchen mit, doch er ahnt nicht, dass Sheila die Wahrheit spricht und dass sie sich verzweifelt an die Vergangenheit klammert, weil die Zukunft sie zu sehr ängstigt.
Kritik
"Meet Cute" als Titel und dazu noch Cuoco und Davidson in den Hauptrollen? Wer da nicht sofort an Komödie und speziell RomCom gedacht hat, der war wohl bedeutend cleverer als ich. Auch wenn Komödie als Genrezuteilung nicht völlig wegfällt, weil der Film durchaus oft genug mit Humor spielt, so trifft auch genauso gut Satire und Drama zu. Dennoch gerät man so sofort in eine Zwickmühle, weil Erwartungen und Realität mit Karacho aufeinander zuknallen. Selbst wenn man die Synopsis vorher gelesen hat, so verrät der Film erst sehr, sehr spät Sheilas Motivation. Das ist für einen Spannungs- und im Grunde dann auch Überraschungseffekt sehr hilfreich, aber es tröstet zwischendurch über einige Längen nicht hinweg, weil man eben als Zuschauer*in zu spät darauf gestoßen wird, wo man die doppelten Bedeutungen schon aufspüren muss. Durch die Zeitschleifen-Motivik ist eine gewisse Eintönigkeit sicherlich immer inbegriffen, aber dadurch, dass die Protagonisten eben oft gegen ihr Schicksal ankämpfen und immer wieder etwas Neues ausprobieren, kommt Abwechslung ins Geschehen. In "Meet Cute" liegt der Fall anders, denn Sheila erlebt denselben Tag ganz bewusst immer wieder. Sie klammert sich an diese Eintönigkeit, bis es ihr selbst immer langweiliger wird, doch da hat der Film vielleicht auch schon längst einige Zuschauer*innen verloren. Insgesamt finde ich aber dennoch, dass sich das Einschalten gelohnt hat und hier erfahrt ihr, wieso genau.
"Meet Cute" ist für Cuoco die logische Fortsetzung zu ihrem HBO Max-Hit "The Flight Attendant", könnte man meinen. Die Krux, dass die Serie mit ihren beiden Staffeln bei den Preisverleihungen immer als Komödie eingestuft worden ist, hat meine Kollegin Dani oft genug kritisch in Frage gestellt, denn Cassies Schicksal ist definitiv mehr tragisch als lustig. Sie kommt durch ihre naive Art durchaus in humorvolle Situationen, aber das nimmt der stets präsenten Lebenswahrheit dennoch nicht die Schärfe. Aber an genau dieser Kreuzung von Witz und Tragik setzt auch "Meet Cute" an. Sheila ist von Cassie nicht weit weg. Auch sie ist von ihrem Leben überfordert und klammert sich regelrecht an ihre spektakuläre erste Begegnung mit Gary, die für beide Seiten offensichtlich Liebe auf den ersten Blick war. Dafür nimmt sie die Zeitschleife immer wieder auf sich. Sie nimmt Gary zunehmend die Worte vorweg, weil sie ohnehin schon weiß, was er sagen wird und auch den anderen Menschen um sich herum, wie Barkeeper Phil (Kevin Corrigan) und Restaurantbesitzer Amit (Rock Kohli), nimmt sie viele Sätze schon ab, weil sie genauso untrennbar zu diesem magischen Abend gehören wie Gary. Wenn Sheila den Männern also immer wieder begeistert zuruft, dass man sie ja morgen wiedersehe und sie immer irritierte Blicke erntet, dann ist das lustig. Punkt. Zu der Atmosphäre trägt sicherlich auch June (Deborah S. Craig) bei, die mit ihrer extrem trockenen Art wie das schlechte Gewissen von Sheila fungiert. Aber auch bitterböse kann der Humor dieses Films, denn so leidenschaftlich wie sie tagtäglich ihr zweites Ich mit dem Auto überfährt (damit es keine zwei Versionen gibt), da deutet sich dann endgültig an, wie fragil Sheilas Psyche eigentlich ist ("Palm Springs" lässt grüßen).
Nachdem der Film damit angefangen hat, dass Sheila eine lange Passage über im Close-Up über die Straße läuft, ist eigentlich auch schon der Grundton verraten worden, aber danach setzt eben gleich die erste Begegnung der beiden Hauptfiguren an, die mit dieser Stimmung wieder bricht, weil es eben süß ist mitzuerleben, wie diese beiden sich kennenlernen. Daher geht es einem im Grunde wie Gary, denn als Sheila von der Zeitmaschine anfängt, glaubt man an eine humorige Flirtstrategie, die immerhin schon mal das Kriterium 'außergewöhnlich' erfüllt. Doch als das Date dann wieder anbricht, kristallisiert es sich langsam als Wahrheit heraus. Schließlich wird eben auch verraten, dass es eine selbstgewählte Zeitschleife ist und damit öffnet sich der Film für das Interesse, warum Sheila das so unbedingt will. Zunächst ist es süß, weil ich gut verstehen konnte, dass sie Gary mit verschiedenen Charakternuancen getestet hat. Dafür hat Sheila nichts spielen müssen, aber wir kennen es eben alle, dass nicht jeder Tag gleich ist und man dementsprechend mal gelöster, mal glücklicher, mal trauriger, mal körperlich unwohler agiert und all das hat sie eben ausgetestet und Gary hat jedes Mal gleich positiv reagiert, was sie in ihrer Annahme bestätigt hat, dass er ihr Seelenverwandter sein muss. Doch hier fängt eben die Krux an, denn angesichts dieser positiven Nachricht wäre es doch eigentlich logisch gewesen, selbstbewusst in der Zukunft weiterzumachen und sich auf dieses Band zu verlassen. Das tut Sheila aber nicht und es bleibt zunächst offen, warum genau. Das ist dann eben die Stelle, wo "Meet Cute" sich mal für 15 Minuten selbst verliert. Im Übrigen wurde genau dieses Moment auch mit dem Abspann bestätigt. Denn was zunächst wie Outtakes erscheint, ist aber nur eine weitere Ergänzung der ganzen kleinen Abweichung zwischen den einzelnen Dates und es zieht sich einfach unfassbar. Es mag im übertragenen Sinne die harte Realität sein, aber die Realität ist nun mal oft genug nicht unterhaltsam anzusehen.
Sheila macht also immer weiter und hier nimmt der Film schließlich die große Wendung, denn der Humor kann sich nur noch selten durchsetzen. Nach einem Jahr erkennt Sheila nämlich langsam, dass ihr Plan Tücken hat. Der Partnertest von Gary war in seiner Verlässlichkeit lange ein beruhigendes Gefühl, doch da Gary eben in diesen immer wieder neu aufgelegten 24 Stunden nicht wachsen kann, Sheila es aber sehr wohl tut, öffnet sich eine große Kluft. Was sich auch sonst in langjährigen Beziehungen ereignet, weil sich beide Partner auseinanderleben, passiert hier eben auch, weil das Glück niemals für ewig zu konservieren ist. Hier wird "Meet Cute" richtig tiefsinnig. Und auch wenn ich diese Ebene im Vorfeld so nicht erwartet habe, fand ich sie im Nachklang sogar am stärksten, weil sie mich sehr nachdenklich gemacht hat. Denn nach dem ersten Fehler hat Sheila einen Fehler nach dem nächsten gemacht, weil sie so Angst vor der Zukunft hatte. Dabei hat sie aber nicht gemerkt, wie sehr sie auch Garys Leben auf Pause gesetzt und wie egoistisch das letztlich war. Davidson ist wahrlich noch kein erfahrener Schauspieler und ich glaube auch, dass er zu Cuoco in diesem Film eher schmückendes Beiwerk ist, aber es ist ihm gut gelungen, sich zurückzunehmen und er hat auch eine recht ernste Rolle gespielt. Da er offen mit seinen eigenen Depressionen umgeht, passt er in diesen Film und er hat als Gary auch die wichtigste Ansprache an Sheila. Hier läuft auf einer tiefsinnigen Ebene vieles Gutes zusammen. Auch wenn es am Ende sicherlich kein klassisches Happy End ist, es ist doch voller Hoffnung und das ist ein guter Endpunkt.
Fazit
"Meet Cute" ist eine Achterbahn an Gefühlen. Während es zunächst noch recht charmant-lustig zugeht, zeigen sich im Film dann erste größere Längen, aber ich kann nur raten, diese durchzustehen, denn anschließend gibt es eine tiefsinnige Wendung, die auf Depressionen mithilfe der Zeitschleifen-Thematik eine interessante Perspektive liefert. Daher als Warnung: eine Rom-Com ist es wahrlich nicht, aber deswegen nicht weniger empfehlenswert, um sich selbst ein Bild zu machen.
Lena Donth - myFanbase
17.01.2023
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Meet CuteVeröffentlichungsdatum (USA): 21.09.2022
Veröffentlichungsdatum (DE): 25.11.2022
Länge: 89 Minuten
Regisseur: Alex Lehmann
Drehbuchautor: Noga Pnueli
Genre: Komödie, Drama
Jetzt bestellen
DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen
Darsteller/Charaktere
Kaley Cuoco
als Sheila
Pete Davidson
als Gary
Kevin Corrigan
als Phil
Deborah S. Craig
als June
Rock Kohli
als Amit
Pat Bowie
als Ethel
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr