Arielle, die Meerjungfrau (2023)
Inhalt
Arielle (Halle Bailey) ist die jüngste Tochter von König Triton (Javier Bardem) und für seinen Geschmack ist seine wunderschöne Tochter viel zu abenteuerlustig und neugierig, denn sie interessiert sich für die Welt jenseits des Meeres. Er verbietet ihr einen Kontakt nach oben, doch das animiert Arielle nur noch mehr, die sich schließlich in den ebenso abenteuerlustigen Prinzen Eric (Jonah Hauer-King) verliebt. Als sich die Seehexe Ursula (Melissa McCarthy) Arielle für ihre dunklen Pläne ausguckt, geht die junge Meerjungfrau einen Deal ein, dass sie das Leben an Land erkunden kann, doch das hat einen Preis.
Kritik
Während die ersten Realverfilmungen von Disney für die eigenen Klassiker noch eine Aufregung an sich darstellten (denn warum etwas neu machen, was schon gut ist?), hat sich das inzwischen weitestgehend gelegt. Offenbar ist es bei einigen mehr inzwischen angekommen, dass es nicht unbedingt schlecht sein muss, die geliebten Animationsfilme thematisch etwas mehr in unsere Zeit zu hieven. Es gelingt wahrlich nicht immer alles, aber letztlich löschen die Realverfilmungen die Klassiker nicht aus und das ist letztlich das Schöne, das sich alle das ihre aussuchen können. Da nun also inzwischen eine Realverfilmung an sich erstmal keinen Aufreger verursachen muss, müssen die Schlagzeilen eben woanders her und bei der angekündigten neuen Version von "Arielle, die Meerjungfrau" war es dann eben das Casting von Halle Bailey als die Titelfigur. Ich will jetzt auch gar nicht wiedergeben, welches Medienecho und vor allem was für Reaktionen sich in den sozialen Medien ausgebreitet haben, denn diese Einschätzungen brauchen keine Plattform mehr. Bei mir hat es umgekehrt aber dafür gesorgt, dass ich die Realverfilmung zu Arielle unbedingt sehen wollte. Zum einen um die Idee hinter dem Casting zu unterstützen, aber zum anderen auch aus genereller Neugierde, was sonst noch so angepackt wurde und was uns damit für ein Gesamtergebnis erwartet.
Fangen wir erstmal mit den Punkten an, die für mich nicht ideal waren. Nach dem ersten Teaser und nach dem ersten Trailer habe ich viele Stimmen verfolgt, die ihren ersten Eindruck wiedergegeben haben. Da war von zu dunkler Optik die Rede, da war aber auch die optische Gestaltung von Fabius ein großes Thema, aber es war auch im Gespräch, dass es neue Lieder gibt. Den Film habe ich an sich nicht als unangenehm dunkel empfunden. Natürlich ist die Darstellung nicht mit dem Animationsfilm zu vergleichen, der eindeutig heller und farbintensiver ist. Aber wenn ich mir eine Realverfilmung vornehme, dann sollte der Name auch Programm sein und im Ozean kann es ganz schön dunkel werden. Dennoch hat man immer alles sehen können, auch wenn ich gestehen muss, dass die dargestellte Unterwasserwelt für mich nicht so einladend wirkte wie beim Animationsklassiker. Was ich aber doch sehr bedauere, dass ist die Darstellung von Fabius. Da hat sich der erste Eindruck definitiv negativ bewahrheitet. Seine Ausgestaltung war wirklich sehr blass und nichtssagend. Aber auch für den Film spielte Fabius keine große Rolle. Er hat letztlich nur den großen ersten Auftritt in dem versunkenen Schiff, aber ansonsten wird ihm gnadenlos der Rang durch Sebastian (Daveed Diggs) und Scuttle (Awkwafina) abgelaufen. Vielleicht hat man sich deswegen nicht so viel Mühe mit ihm gemacht. Vielleicht wäre es mir auch gar nicht so negativ aufgefallen, wenn es eben nicht die Nummer "Unter dem Meer" geben würde, denn darin wird die Vielfalt des Meeres abgebildet und in wirklich tollen Farben, so dass im Vergleich dazu dann erst recht wieder auffällt, wie blass Fabius daherkommt und somit auch generell keinen großen Eindruck hinterlässt.
Ansonsten ist der Soundtrack eigentlich gut gelungen. Ich habe die Lieder in deutscher Übersetzung gehört, bin aber dennoch sehr gespannt, sie irgendwann mal im Originalton zu hören. Dennoch gefällt mir der deutsche Soundtrack genug. Die beliebten Lieder sind auch in neuer Interpretation gut rübergekommen und minimale Änderungen bei den Lyrics haben mich nicht gestört. Die drei neuen Lieder sind mir jetzt nicht sofort als Ohrwürmer im Ohr geblieben, das wäre vielleicht auch eine Erwartung zu viel. Jedoch muss ich zumindest kritisieren, dass es sich vielleicht etwas abnutzt, bei jedem Disney-Projekt Lin-Manuel Miranda an Bord zu haben. Er hat ein großes Talent, ohne Frage, aber er hat auch eine sehr spezielle Stilistik, die dadurch auch besonders bleibt, wenn sie nicht überall zu finden ist und dadurch für einen Einheitsbrei sorgt. Dieser Gedanke kam mir besonders bei Scuttles neuem Solostück "Klatsch und Tratsch" (im Original: "The Scuttlebutt"). Dieser Rapstil: Miranda pur. Auch wenn es zu einer Figur wie Scuttle durchaus passt, aber spätestens bei solchen Liedern zeigt sich auch immer, wie unterschiedlich manches in Sprachen funktioniert. Ich fand so "Klatsch und Tratsch" eher nervig und aus dem Soundtrack negativ herausstechend.
Nun aber zu den sehr gelungenen Teilen und die sind definitiv in weiter Überzahl. Die schauspielerischen Leistungen fand ich sehr, sehr gut. Ich kannte Bailey ja schon vorab durch "Grown-ish" und habe sie als sehr sanfte und dennoch starke Persönlichkeit wahrgenommen, was perfekt zu Arielle gepasst hat. Ich fand auch, dass es später gelungen ist, wo Bailey nicht mehr mit ihrer Stimme nachhelfen konnte, dass man dennoch an ihrer ganzen Art ihren Abenteuersinn und ihre Neugier auf die Welt deutlich erkennen konnte. Es war aber auch ein cleverer Schachzug, für Arielle mit "Es fühlt sich neu an" ein neues Lied zu schreiben, was sie quasi innerlich singt, nachdem ihr die Stimme durch Ursula genommen wurde. So wird ihr Sirenengesang immer noch abgebildet. Arielle beabsichtigt damit zwar nie was Böses, aber es macht sie auch maßgeblich aus, schön und verführerisch singen zu können. So zeigt der Song, dass Arielles Wesen immer noch da ist. Auch McCarthy als Ursula spielt die Rolle natürlich genial. Nachdem ich sie zuletzt in Komödien etwas abgenutzt fand, zeigt sich hier wieder sehr deutlich, dass sie Exzentrik gut kann, aber eben bitte nicht ins Lächerliche gezogen und das ist bei Ursula nicht nötig. Manchmal wirkt sie irgendwie wie eine Karikatur, aber Disney hat es immer schon geschafft, dass die Antagonisten dennoch immer ein Schicksal haben, wovon man etwas greifen und nachvollziehen kann.
Auch eine positive Überraschung innerhalb des Films ist die Ausgestaltung, die der Rolle von Eric zugestanden wird. Vielleicht wäre es jetzt überzogen zu behaupten, dass er in dem Animationsklassiker nur die Aufgabe hatte, schön auszusehen und sich in Arielle zu verlieben, damit es zum rettenden Kuss kommt, aber dennoch bekommt Eric in der Realverfilmung vielmehr Tiefe und auch eine Aufgabe, einen inneren Antrieb zugeschrieben. Ich finde das nur konsequent, wenn man sich die letzten Realverfilmungen so anschaut, denn es hat immer eine Anpassung gegeben, so dass die Geschlechterrollen gleichmäßiger verteilt sind. Das war zuletzt bei "Peter Pan & Wendy" der Fall, wo Wendy schon sichtbar im Titel auftaucht und warum soll nicht hier die männliche Rolle auch etwas mehr ausgearbeitet werden? Gerade wenn u. a. eine Liebesgeschichte erzählt wird, finde ich es auch wichtig, dass man für beide Seiten nachvollziehen kann, warum sie sich ineinander verlieben und was sie aneinander haben. Bei Eric wurde nun ganz deutlich unterstrichen, dass er genauso ein Abenteurer wie Arielle ist und dass sie ein paralleles Ansinnen haben. Arielle hat aus den Tiefen des Meeres heraus den Wunsch entwickelt, die Vorurteile gegen die Menschenwelt abzubauen und Eric hat eine ganz ähnliche Mission als Vertreter seines Königreichs, indem er zur größeren Verständigung neue Welten entdecken und erkunden will. Bei Eric ist aber auch charmant, dass sich mit seiner Figur wohl weiterhin das Gerücht halten wird, dass er ein Bruder von Elsa und Anna aus "Die Eiskönigin" sein könnte. Dass er nun von der Königin (Noma Dumezweni) adoptiert wurde und Arielle eben zu einem Schiffswrack taucht, passt da ganz gut ins Bild.
Eric kann mit der großzügigeren Erzählzeit etwas anfangen bzw. Hauer-King als sein Darsteller kann das und dementsprechend ist auch die Chemie zwischen ihm und Bailey sehr gelungen. Man hat den beiden das verliebte Paar sehr gut abgenommen. Auch abseits davon sind die Beziehungen sehr liebevoll ausgestaltet worden. Da kann man genauso Triton und Arielle nehmen, wo die einengende väterliche Liebe mit der Ahnung konkurriert, das Kind den eigenen Weg gehen zu lassen. Aber auch Sebastian, der gierend nach Tritons Anerkennung immer nur von Arielle genervt ist, weil sie seinen Job so viel schwerer macht. Aber am Ende besteht gar kein Zweifel mehr daran, dass er Arielles Rettung nicht für seinen König will, sondern für die junge Frau selbst. Neben den Beziehungen sind es dann auch die Botschaften, die ich als wichtig empfinde. Die Botschaften, die auch schon im Original eindrücklich hängen geblieben sind, die sind nicht verloren gegangen, aber sie sind noch um ein paar neue ergänzt worden. So fand ich die Szene, als Arielle so wirklich die Insel kennenlernt, sehr passend, weil es unvoreingenommenes Zugehen auf fremde Kulturen war. Ebenso hängt mir aber auch die Abschiedsszene nach, die Vielfalt in Großbuchstaben geschrieben hat, weswegen es ein Geschenk ist, dass Halle Bailey diese Rolle angeboten bekommen hat.
Fazit
Die Realverfilmung zu "Arielle, die kleine Meerjungfrau" ist in vielfältiger Form gelungen. Zwar hatte ich Kritikpunkte am Soundtrack und an einigen optischen Eindrücken, aber das Risiko besteht immer, wenn man etwas Bekanntes neu anhaucht. Sonstige Neuerungen und Modernisierungen finde ich aber absolut lobenswert, so dass ich diese Realverfilmung der Animationsversion nicht nachstellen möchte, sondern sie lieber als Ergänzung sehe, wo man jeweils gut auf seine Kosten kommt.
Mehr Realverfilmungen von Disney findet ihr in unserem Disney-Special!
Lena Donth - myFanbase
12.07.2023
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: The Little MermaidVeröffentlichungsdatum (USA): 26.05.2023
Veröffentlichungsdatum (DE): 25.05.2023
Länge: 135 Minuten
Regisseur: Rob Marshall
Drehbuchautor: David Magee
Genre: Romance, Musical, Fantasy, Familie, Abenteuer
Darsteller/Charaktere
Halle Bailey
als Arielle
Jonah Hauer-King
als Eric
Melissa McCarthy
als Ursula
Javier Bardem
als König Triton
Daveed Diggs
als Sebastian (Stimme)
Jacob Tremblay
als Fabius (Stimme)
Awkwafina
als Scuttle (Stimme)
Noma Dumezweni
als Königin
Art Malik
als Sir Grimsby
Jessica Alexander
als Vanessa
Martina Laird
als Lashana
Emily Coates
als Rosa
Christopher Fairbank
als Hawkins
John Dagleish
als Mulligan
Lorena Andrea
als Perla
Simone Ashley
als Indira
Karolina Conchet
als Mala
Sienna King
als Tamika
Jodi Benson
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