Die Liebeskümmerer
Inhalt
Während Maria (Rosalie Thomass) aus Liebeskummer ein Geschäftsmodell entwickelt hat, ist der Journalist Karl (Laurence Rupp) überzeugt, dass Liebeskummer völlig überholt ist und es Freiheiten genug gibt, im Leben weiterzumachen. Daher will er Marias Arbeit entlarven, doch er richtet damit so viel Schlamassel an, dass er selbst zu einer Therapie bei ihr verdonnert wird. Als Karl dann nach und nach andere Patienten kennengelernt und Maria anders erleben darf, muss er sich seiner eigenen Vergangenheit stellen und sich fragen, ob die Liebe nicht doch die Gefahr von Liebeskummer wert ist.
Kritik
"Die Liebeskümmerer" ist eine deutsche Komödie, die bei Netflix veröffentlicht wurde und Inspiration aus dem realen Leben zieht. Denn die Agentur Die Liebeskümmerer gibt es tatsächlich in Berlin und wurde von Elena-Katharina Sohn gegründet. Diese hat dann ihre Erfahrungen mit Liebeskummer in einem Sachbuch verarbeitet, das dann wiederum als Grundlage für diesen Film diente. Ich finde die Agentur vom Gedanken her auch sehr spannend, denn Liebeskummer ist ein schwerer Einschnitt im Leben, der sich ähnlich wie ein Trauerprozess gestaltet, aber dennoch andere Nuancen hat, weil es ohne das Element Tod sich nicht ebenso endgültig anfühlt und die Wunden daher auch immer wieder durch neue Begegnungen aufgerissen werden können. Gleichzeitig ist Liebeskummer nicht nur rein auf romantische Weise zu sehen, denn man kann auch um Freundschaften so trauern. Der Film betrachtet aber vor allem die romantischen Beziehungen und präsentiert uns mit Maria und Karl sehr unterschiedliche Figuren, zumindest auf dem Papier. Maria wirkt mit ihrer Agentur und ihren damit verbundenen Veröffentlichungen und entwickelten Marketingprodukten sehr idealistisch und tatsächlich auch wie ein Kunstobjekt irgendwie. Als würde sie eine Rolle spielen, weil sie eine Marktlücke entdeckt hat und damit ihr Geld machen kann. Bevor ich aber auf ihr sehr ambivalentes Bild eingehen werde, kurz noch ein paar Worte zu Karl, der mit seinen Gefühlen überhaupt nicht aalglatt wirkt, sondern sehr impulsiv, sehr im Einklang mit sich selbst, auch wenn er damit ein wenig über die Strenge schlägt. Er wird uns vorgestellt, als sei er eben der Mann, der keine Bindungen eingeht, die emotionaler Natur sind, aber sich dann auch nicht gerne reinpfuschen lässt. Doch der Filmverlauf zeigt: Es ist selten alles so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Wir erleben von Maria zunächst nur die Agenturchefin, die sehr geschult wirkt, so dass man keinen Angriffspunkt findet. Wäre ich an Karls Stelle gewesen und hätte diese persönliche Verbindung nicht gehabt, dass meine Affäre gerade animiert worden ist, mich sitzen zu lassen, ich hätte mich wohl auch irgendwie provoziert gefühlt. Das Bild wandelt sich dann aber, als wir Maria im privaten Umfeld erleben oder zusammen mit ihrer Kollegin Martha (Maria Hofstätter). Wie viel sie wirklich von dem glaubt, was sie da vermittelt, das steht auf einem anderen Blatt, aber sie ist kein Roboter. Sie hat eindeutig viele Gefühle, die noch gar nicht so verarbeitet sind, wie sie es für sich wohl gerne hätte. Das beweist den Klassiker, dass man als Außenstehender immer vollumfänglicher etwas sehen kann, als wenn man selbst mittendrin ist. Natürlich kann man sich fragen, wieso predigt Maria Sachverhalte, an die sich für sich selbst gar nicht hält? Aber das ist eine Grauzone, wie dieser Film aufzeigt, denn den einzig wahren Ratschlag gibt es ohnehin nicht. Das wird deutlich, als Karl mehr oder weniger zur Therapie bei Maria gezwungen wird. Es sind aber nicht nur Einzelsitzungen, die zum Konzept gehören, sondern auch Gruppengespräche, durch die Turgay (Özgür Karadeniz), Sibylle (Denise M'Baye), Suzanne (Charleen Deetz) und Zolt (Jakob Schreier) eingeführt werden. Auch wenn Karl gar nicht selbst als Therapeut dabei ist, er aber interveniert. Was als Torpedierung von Marias Arbeit gedacht ist, trifft ungewollt auch ins Schwarze. Gleichzeitig erreicht Maria aber natürlich auch tagtäglich Ergebnisse und man hat eben auch schnell gemerkt, dass sie Karl durchschaut hat. Es gibt also nicht den einen Rat, sondern der Film zeigt gut auf, dass generell Zuwendung und Zuhören die Schlüsselmomente darstellen, so dass letztlich der ideale Ratschlag auch auf die jeweilige Person zugeschnitten sein muss.
Wahres wurde also durchaus erzählt, doch handwerklich war ich von dem Film manches Mal enttäuscht. Aufgrund der Synopsis hatte ich erwartet, dass die Gruppe eine größere Rolle spielen sollte und habe mir da gerade bei dem Retreat ein wenig eine Tragikomödie ausgemalt. Doch alleine Suzanne, über die ich nichts zu sagen weiß, sagt schon alles. Die anderen drei waren etwas präsenter, aber dennoch letztlich austauschbar und das hat mich etwas geärgert. Wenn man nur von zwei Figuren plus Tochter Hedi (Cora Trube) erzählen will, schön, aber dann muss man durch Andeutungen in Bezug auf die Nebenfiguren nicht Lust auf mehr machen. Gleiches gilt auch für Karls Mutter Hilde (Margarete Tiesel), die einen lockeren Auftritt hat, dann aber schnell wieder in der Versenkung verschwendet. Inhaltlich absolut korrekt ist sicherlich, dass sich Maria und Karl durch die Verhaftung auf Augenhöhe wiederfinden und letztlich sich gegenseitig bei ihrem Kummer helfen, den sie sich dadurch individuell schonungslos eingestehen können. Aber dennoch fand ich es vergeudetes Potenzial, dass der Retreat dafür abgebrochen wurde. Vor allem ist in der größeren Gruppendynamik auch der Humor besser zur Geltung gekommen. Den fand ich zwar durchgehend eigentlich überzeugend, aber dennoch habe ich noch gemerkt, wann es richtig klick machte und wann einfach clever geschrieben bzw. inszeniert worden ist.
Nachdem sich Maria und Karl dann so richtig näherkommen, folgt sicherlich der leichteste Teil des Films und ich mochte vor allem auch, wie gut sich Karl und Hedi verstanden haben. Es ist nicht selbstverständlich, die Kinder des neuen Partners so aufzunehmen und umgekehrt, dass natürlich auch das Kind offen ist und nicht nur zu sehr am alten Mama-Papa-Bild hängt, aber da ist Hedi ohnehin als sehr reif inszeniert worden. Aber ich mochte die Szene der beiden mit dem Liebeskummer und dann auf der Skateanlage selbst, weil das auch noch so Momente waren, die Karls Fassade weiter haben aufbrechen lassen. So harmonisch es zu diesem Zeitpunkt schon war, so unsinnig erschien mir dann das aufgerufene Drama, um das Happy End noch einmal hinauszuzögern. Dass Olaf (Timur Isik) wiederkehrt, das war durchaus passend, denn so musste sich Maria ein für alle Mal dem stellen, was sie in Bezug auf den Vater ihres Kindes noch fühlt. Aber Karls Reaktion fand ich sehr enttäuschend, zumal abrupter Kontaktabbruch nie in Ordnung ist. Genauso unsinnig war aber der noch abgegebene Blumenstrauß, der Maria ewig nicht beschäftigt hat, bevor sie im richtigen Moment doch mal aufwacht. Hier war es mir einfach zu offensichtlich, wie die Filmhandlung in die Länge gezogen wurde. Dafür hat mir der zweite Artikel von Karl sehr gut gefallen, denn er hat zu den nachdenklichen Tiefen gepasst, der der Film öfters bedienen konnte, nur eben nicht in aller Konsequenz.
Fazit
"Die Liebeskümmerer" ist eine sympathische Komödie, die gute humorvolle Momente hat und ganz nebenbei auch eine nette Liebesgeschichte erzählt. Ich fand die Grundausrichtung und auch die vermittelten Inhalte wirklich positiv, aber ich konnte nicht restlos überzeugt werden, weil der Film in einigen Punkten nicht konsequent genug war.
Lena Donth - myFanbase
19.02.2024
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 14.02.2024Länge: 94 Minuten
Regisseur: Shirel Peleg
Drehbuchautor: Antonia Rothe-Liermann & Malte Welding
Genre: Romance
Darsteller/Charaktere
Rosalie Thomass
als Maria
Laurence Rupp
als Karl
Cora Trube
als Hedi
Jakob Schreier
als Zolt
Jerry Hoffmann
als Anton
Denise M'Baye
als Sibylle
Charleen Deetz
als Suzanne
Maria Hofstätter
als Martha
Timur Isik
als Olaf
Özgür Karadeniz
als Turgay
Ariel Nil Levy
als Felix
Paula Schramm
als Santje
Margarete Tiesel
als Hilde
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