Bewertung
Mouly Surya

Trigger Warning

Foto: Trigger Warning - Copyright: 2024 Netflix, Inc.
Trigger Warning
© 2024 Netflix, Inc.

Inhalt

Parker (Jessica Alba) arbeitet bei der CIA und ist die meiste Zeit des Jahres auf geheimen Missionen unterwegs. Zwischen zwei Aufträgen wird sie informiert, dass ihr Vater Harry (Alejandro De Hoyos) verstorben ist. Sie kehrt in ihre Heimatstadt zurück, wo ihr Ex Jesse (Mark Webber), der auch der Sheriff ist, sie informiert, dass es Selbstmord gewesen sein könnte. Parker hat schnell Zweifel daran und nutzt ihre Kontakte, um tiefer in das Mysterium einzutauchen und sie kommt einer Verschwörung auf die Spur.

Kritik

In den 00er Jahren war Jessica Alba ganz eindeutig eins der Gesichter, an denen man kaum vorbeikommen konnte. Seien es im Serienbereich "Dark Angel" oder dann vor allem ihre Filmrollen in "Honey" oder der "Fantastic Four"-Reihe, Alba hat wirklich viele Erfolge gefeiert. Auch wenn sie inzwischen nicht mehr so intensiv vor der Kamera steht, ihre letzte TV-Rolle war beispielsweise "L.A.'s Finest", so ist sie als Unternehmerin mit vielfältigem Interesse erfolgreich und ihr Name zieht immer noch. Der Thriller "Trigger Warning" wurde bereits 2021 abgedreht, es hat also ganz schön lange gedauert, bis Netflix sich zur Veröffentlichung durchgerungen hat. Die Gründe für so eine Entscheidung sind oft vielschichtig und undurchsichtig, aber nun war es endlich soweit und Alba schärft damit weiter ihr Profil, auf dem Bildschirm gerne eine toughe Frau zu spielen, was ihr auch durchaus gut steht.

Ich musste bei "Trigger Warning" und konkret mit der Atmosphäre des Settings und des Handlungsverlaufs sehr oft an die erste Staffel von "Reacher" denken. Da der Film im Verlauf der Entwicklung u. a. auch mit der "John Wick"-Reihe verglichen wurde, passt mein Vergleich wohl ganz gut, auch wenn ich John Wick als Figur nur vom Hörensagen kenne, aber es ist definitiv ein Dunstkreis. Wenn ich solche Parallelen vor Augen habe, dann bin ich oft eher genervt, denn auch wenn man nicht alle Genres ständig neu erfinden kann, so ist offensichtliches Kopieren und auf der Erfolgswelle von anderen reiten, doch eher ein No Go. Dennoch war ich hier nicht wirklich böse drum, denn Jack Reacher und John Wick als Vergleichsfiguren zu haben, verrät schon eins. In diesem Action-Genre sind es doch oft die Männer, die solche Rollen auf den Leib geschrieben bekommen, während Frauen es alleine aufgrund der Zielgruppe eher schwerer haben. Es gibt immer tolle Ausnahmen und Alba hat ganz eindeutig auch die entsprechende Ausstrahlung, um so eine einsame Wölfin gut und überzeugend darzustellen.

Dennoch will ich auch bei einer einsamen Wölfin auf Rachemission ordentliche Charakterarbeit sehen. Gerade bei so einem starken Rache-Motiv, denn Rache ist immer wieder etwas, was im fiktiven Geschehen näher betrachtet wird und was oft an dem Punkt auskommt, dass Rache ähnlich wie Gier ist: Hat man einmal das vermeintliche Endziel erreicht, dann macht es dennoch nicht zwangsweise glücklich. Deswegen besteht auch so ein riesiger Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit. Dementsprechend hätte ich mir in "Trigger Warning" da mehr Tiefe gewünscht. Der Film versucht es eigentlich mit Parkers Rückkehr in ihre Heimatstadt zunächst sehr gut, denn als sie nach vielen Jahren wieder einige Bereiche sieht, kommen Erinnerungen an eine jüngere Version von sich mit ihrem Vater hoch. Das gibt einen guten Eindruck der Beziehung von Vater und Tochter, die sehr eng war, die aber durch Parkers Berufswahl vor allem über Briefe stattfand, nicht aber mehr wirklich über persönlichen Austausch. Doch nachdem diese Sequenzen auf einmal völlig eingestellt wurde, hörte es auch völlig auf, sich bei Parker als Figur besser hineinversetzen zu können. Was hat sie zu ihrer Berufswahl motiviert? Wie war der Kontakt zu Harry überhaupt noch und warum hat sie ihre sicherlich zahlreichen Kontakte zu deutlich einflussreicheren Menschen als kleine Swann-Bürger nicht genutzt? In der ersten großen Sequenz des Films erleben wir schließlich Parker, die einen Kollegen davon abhält, sinnlos Gefangene zu erschießen. Dort wurde das Thema Moral also mal kurz aufgegriffen, nur um es dann später komplett begraben zu lassen.

Parker ist die wichtigste Figur des Films und dementsprechend verwundert es nicht wirklich, dass die blasse Charakterarbeit an ihr natürlich am meisten schmerzt, aber auch bei den Nebenfiguren ist es nicht wirklich besser gelungen. Am interessanten fand ich da eigentlich noch Jesse, denn er hat viele Seiten bekommen, die sich oft gegenseitig im Zwiespalt stehen, aber man hat ihn nicht nur einfach in zwei Schubladen, mit jeweils einem Bein in eine, gesteckt, sondern man hat auch das Gefühlschaos gesehen. Figuren wie Spider (Tone Bell) und Mike (Gabriel Basso) fand ich sympathisch, weil sie jeweils großen Respekt vor Parker ausgestrahlt haben und sie mit ihnen wahrscheinlich auch jeweils ihr natürlichstes Ich sein konnte. Beide Figuren haben aber auch Humor hineingebracht, doch so individuell für sich gesehen waren sie nicht wirklich aussagekräftig. Basso hätte ich unter dem Vollbart sogar beinahe nicht erkannt. Aber er passt eigentlich als Schauspieler an dieser Stelle gerade auch so gut, denn The Night Agent mit ihm erzählt auch in eine ähnliche Richtung, aber die Netflix-Serie kümmert sich deutlich mehr um das Figurenrepertoire. Das war dann bei "Trigger Warning" dann letztlich auch schade, weil gerade am Ende ein wenig versucht wurde, den Endshowdown als Gruppenaktivität zu inszenieren, aber eigentlich war es doch eher Parker gegen den Rest der Welt.

Oberflächliche Charaktergestaltung muss aber noch lange nicht das ganze Drehbuch in die Richtung dieses Urteils führen, doch bei "Trigger Warning" ist es schon ein Gesamturteil. Dazu kommt dann noch das Stichwort 'Vorhersehbarkeit'. Anthony Michael Hall als Ezekiel und Jake Weary als Elvis müssen nur für ihre jeweils erste Szene auf dem Bildschirm zu sehen sein und die Geschichte erzählt sich eigentlich von selbst. Das war also tatsächlich etwas schade, dass die zentralen Enthüllungen so früh offensichtlich waren. Damit würde ich "Trigger Warning" auch viel mehr als Action denn als Thriller einstufen, denn die mysteriöse Komponente kann nicht lange aufrechterhalten werden. Action-Filme sind dann im nächsten Schritt nicht mein Spezial-Genre, deswegen fällt mir das Einschätzen von Kampfszenen etc. eher schwieriger, aber immerhin ist Parker nicht als Über-Frau inszeniert, denn sie muss auch einiges einstecken. In jedem Fall ist es aber so, dass der Film bis zum Ende unterhält. Auch wenn es zwischendurch in fast allen Bereichen zu wenig war, aber es gibt eine gewisse Ausstrahlung in dem ganzen Geschehen, die zieht.

Fazit

"Trigger Warning" hat Jessica Alba mit der Titelrolle sicherlich viel Freude bereitet, das merkt man, aber der Film ist an sich leider nur Durchschnittsware. Mir hat vor allem die Charakterarbeit gefehlt und ich hätte gerne noch ein paar mehr Wendungen gehabt. Insgesamt lässt sich der Film durch seine Kurzweiligkeit aber gut bis zum Ende durchschauen.

Zum Netflix-Special auf myFanbase

Lena Donth - myFanbase
26.06.2024

Diskussion zu diesem Film