Bewertung
Richard LaGravenese

A Family Affair

Foto: Nicole Kidman, Joey King & Zac Efron, A Family Affair - Copyright: 2024 Netflix, Inc.; Tina Rowden/Netflix
Nicole Kidman, Joey King & Zac Efron, A Family Affair
© 2024 Netflix, Inc.; Tina Rowden/Netflix

Inhalt

Zara (Joey King) arbeitet schon einige Jahre als Assistentin für den Hollywood-Star Chris Cole (Zac Efron), weil sie immer gehofft hat, dass sie sich dadurch zur Produzentin hocharbeiten kann. Doch nach einem Zwischenfall kündigt sie und Chris taucht bei ihr zuhause auf, wo er Zaras Mutter Brooke (Nicole Kidman) trifft. Diese hat sich nach dem Tod ihres Mannes Charlie bislang der Liebe verwehrt, doch mit dem Star funkt es sofort. Als Zara den beiden aber auf die Spur kommt, kochen viele Konflikte hoch.

Kritik

Vor zehn bis 15 Jahren hätte ich wahrscheinlich wegen Zac Efron auf jeden Fall bei "A Family Affair" eingeschaltet, inzwischen ist es eindeutig Joey King. Ich habe sie gerade erst noch in der Miniserie "We Were the Lucky Ones" erlebt, die einen ernsten Hintergrund hatte, was sie auch gut gespielt hat, aber ich schätze sie vor allem für eine Art Lebensfreude, die in Komödien immer wunderbar rüberkommt. Sie steckt einen einfach an mit dem, wer und was sie ist. Mit King im Hinterkopf habe ich mich vorab nicht groß mit dem Inhalt beschäftigt, aber aufgrund des Titels war ich von einer Art Dreiecksbeziehung ausgegangen. Dann wiederum habe ich an "Als du mich sahst" denken müssen, da wir es so auch mit dem Thema größerer Altersunterschied zu tun haben würden, was durch den Film von Prime Video, in dem Anne Hathaway und Nicolas Galitzine das zentrale Paar gespielt haben, gerade sehr aktuell ist. Dann "A Family Affair" tatsächlich zu sehen, hat mir schnell gezeigt, da war doch einiges ganz anders als gedacht. Nein, es gab keine Dreiecksgeschichte und ja, es gab zwar eine Liebesgeschichte mit Altersunterschied, aber nein, es war nahezu kein Thema im Film selbst und es war keine wirkliche Liebesgeschichte für mich. Wenn King und Efron als Filmstar und Assistentin mehr Chemie miteinander haben als das Liebespärchen, dann ist das zentrale Problem des Films schnell auf den Punkt gebracht.

Letztlich ärgert es mich auch, dass mich Kidman und Efron als Brooke und Chris nicht überzeugen konnte, gerade weil der Film mich ansonsten auch in Aspekten sehr positiv überrascht hat. Aber die beiden, es ist schwer in Worte zu fassen, aber am ehesten trifft es wohl, dass man den beiden angemerkt hat, dass es nur gespielt ist. Es war Drehbuch auswendig gelernt und dann abgespult, aber es waren keine Funken und keinesfalls der Gedanke, dass diese Beziehung es wert ist, dass Brooke dafür ihre Beziehung mit ihrer Tochter gefährdet. Bei so einem zentralen Handlungspunkt und dass Brooke vor allem in Chris nicht einfach nur einem Abenteuer nachgeht, sondern schnell mehr empfindet und das, das erste Mal nach dem Tod ihres Mannes, da muss das dann auch sitzen. So war die Hälfte des Films auf eine Art einfach tot. Am besten wird der Film in den Punkten, in denen man die Figuren besser eher separiert sieht. Auch wenn Brooke und Zara als Mutter und Tochter besser funktioniert haben, aber Zaras Selbstzweifel angesichts des Erfolgs ihrer Mutter war auch kein Aspekt, der mich restlos überzeugen konnte. Ja, Brooke hat einen Pulitzer-Preis bekommen, aber der Erfolg liegt lange zurück und sie sieht sich selbst in einer Krise. Ausgerechnet in dieser Phase dem Schatten der Mutter als zu groß zu empfinden, das war etwas an den Haaren herbeigezogen. Zumal Zara auch nicht als Autorin, sondern lieber als Produzentin ihre Sporen verdienen will.

Bleiben wir also lieber bei Zara selbst, weil man mit ihrer Figur auch zeigen kann, dass der Film einen großen Spagat zwischen Komödie und ernsteren Tönen versucht. Sie hat wie gesagt die Art, mit der man hervorragend übersprudelnde Emotionen zeigen und dazu gehört auch Chaos. Zara war für mich in vielen Aspekten Chaos und deswegen musste ich auch mehrfach herzhaft über sie lachen, besonders natürlich, als sie ihre Mutter und Chris das erste Mal erwischt hat. Das ist dann Slapstick, der bestens funktioniert. In ihrem Chaos wurde aber ebenso deutlich, dass sie sich sehr schwer getan hat, in ihrer Überforderung für sich wichtige Aspekte zu sortieren. Auf eine Art hat sie sich von Chris auch mitreißen lassen und die Gefühle, die sie durch ihn durchlebt hat, einfach an andere weitergegeben. Denn für ihre beste Freundin Eugenie (Liza Koshy) war sie tatsächlich nicht die ideale Freundin, zumindest für den Zeitraum der persönlichen Krise. Denn eigentlich merkt man, dass Zara sehr viel fühlt. Ich fand nicht alles immer so nachvollziehbar, aber in ihrer wiederholten Eifersucht gegenüber ihrer Mutter war sie doch immer ehrlich um sie besorgt und wollte immer nur das Beste für sie. Dabei hat sie dann nur den Fehler gemacht, dass sie die Version von Chris eins zu eins auf Brookes Situation übertragen hat, aber das passiert leicht. Aber insgesamt hat man an Zara wirklich gut gesehen, dass "A Family Affair" unterhalten wollte, aber doch auch Anspruch auf mehr Tiefgang gesetzt hat.

Bei Efrons Chris Cole musste ich ein wenig an James Marsden denken, der für den Überraschungshit "Jury Duty" eine fiktionalisierte Version von sich selbst gespielt hat. Das war höchst unterhaltsam. Und ich habe auch den Eindruck, dass Efron und Chris sich da auf eine Art nichts gegeben hat. Ja, es war völlig drüber in vielen Momenten, aber ich denke auch, dass man als Hollywoodstar aus noch so normalen Verhältnissen stammen kann, mit dem Ruhm ist nichts mehr normal und das Leben ist anders. Vielleicht hätte "A Family Affair" in einigen von Chris' Angewohnheiten nicht ganz so weit vorpreschen sollen, weil es bei so einer Attitüde automatisch schwieriger wird, tiefer blicken zu können, aber es musste natürlich auch umgekehrt mit Zara passen und warum sie so an ihm verzweifelt ist. Efron hatte aber sichtbar Spaß an vielen Momenten des Films, von daher will ich das auch gar nicht so kritisch sehen. Zumal es auch ganz gut funktioniert, bei ihm Einblicke zu geben, wie einsam er eigentlich ist und wie eingeschränkt er vor allem in alltäglichen Dingen ist, was ihn auf eine Art von der Menschheit natürlich weiter entfernt. Das wurde am Beispiel Supermarkt doch anschaulich dargestellt. Es gab auch sehr gute Gespräche zwischen Chris und Brooke, die ich auch mehr zu schätzen gewusst hätte, wenn mir nicht parallel das Liebesprächen weiß gemacht worden wäre, das aber nicht funktionieren wollte. Am Ende soll Chris immer noch ein streitbarer Charakter bleiben, das ist klar, aber es wurde dennoch gezeigt, dass er sich mehr im normalen Leben als im Hollywood-Leben geankert empfinden möchte und ich denke, dass das zu Efron in vielen Aspekten auch passt, zumindest angenommen von dem, was man zu ihm so mitbekommt.

Kommen wir zuletzt noch zu Brooke, die in sich gesehen am besten und nachvollziehbarsten ausgearbeitet war. Da war aber weniger Zara auch für verantwortlich, sondern Schwiegermutter Leila (Kathy Bates). Schwieger- und Stiefmütter sind im fiktionalen Bereich oft ein Rollenprofil, das man gerne als Antagonist nutzt, aber davon war hier überhaupt nichts zu merken. Wenn nicht immer wieder betont worden wäre, dass Leila Charlies Mutter ist, dann hätte ich das wohl schnell vergessen, weil die beiden wunderbar vertraut miteinander waren. Ich fand vor allem ihr Gespräch zu Charlie und einem Geheimnis aus der Vergangenheit sehr bewegend, auch weil das nochmal viel zu Brooke auch erklärt hat. Ihre Art Schreibblockade rührte viel davon, dass sie sich nach Charlies Tod und wie anders alles hätte laufen können, wenn er nicht krank geworden wäre, nicht richtig stellen konnte. Aber auch wenn ich Brooke und Leila zusammen besser fand, aber Brooke war dennoch auch eine liebevolle Mutter. Sie hat Zara immer Freiraum gegeben, auch um Fehler zu machen, aber sie hat sie auch nicht nur blind bestärkt, sondern auch bewusst angesprochen, wenn sie Fehlentwicklungen sah. Man merkt an dieser Stelle wohl gut, dass die Figuren für sich und für die Filmlänge wirklich zufriedenstellend ausgearbeitet waren und dass es auch sehr angenehm war, einigen Gesprächen zu lauschen. Umso ärgerlich bleibt dieses große Manko, weil "A Family Affair" sonst wesentlich nachhallender geworden wäre.

Fazit

"A Family Affair" hat einen gut aufgelegten Cast versammelt und hat für die zentralen Rollen auch ein zufriedenstellendes Profil geschaffen. Warum aber müssen Efron und Kidman ein Liebespärchen spielen, das aber nichts von diesen Funken rüberbringt? Da diese Liebesgeschichte aber so zentral für vieles ist, macht sie den Film leider nur durchschnittlich, denn auch die ernsteren Momente und der vermittelte Spaß durch King waren so für mich zu sehr überlagert.

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Lena Donth - myFanbase
30.06.2024

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