Out of my Mind: Mit Worten kann ich fliegen
"Sometimes I need a push, but I won't be pushed around"
Inhalt
Meldoy Brooks (Phoebe-Ray Taylor) ist zwölf Jahre alt und ein intelligentes, wissbegieriges Mädchen. Sie ist die Art von Mädchen, welches man aufgrund ihrer freundlichen Art gerne um sich hat. Allerdings wurde sie mit Zerebralparese geboren. Diese genetische Krankheit sorgt dafür, dass sie zwar intelligent ist, aber körperlich in ihrem eigenen Körper gefangen ist und auch nicht verbal kommunizieren kann. Das einzige, was ihr zur Kommunikation dient, ist ihre Tafel, die an ihrem Rollstuhl befestigt ist und mit verschiedenen Worten, Buchstaben und Karten ausgestattet ist. Außer ihren Eltern Chuck (Luke Kirby) und Diane (Rosemarie DeWitt) sowie ihrer Nachbarin Mrs. V (Judith Light) weiß niemand, wie schlau Melody ist. Erst als Katherine Ray (Courtney Taylor) in das Leben des Mädchens tritt, ändert sich das und Melody soll einmal die Woche in den normalen Schulalltag intrigiert werden.
Kritik
Buchadaptionen sind manchmal eine Sache für sich. Nicht mal, weil ich auch diesmal das Buch vorab gelesen habe, sondern weil ich manchmal finde, dass die Änderungen zu massiv sind und ich sie nicht logisch nachvollziehbar finde. Ähnlich erging es mir an manchen filmischen Stellen bei "Out of my Mind: Mit Worten kann ich fliegen". Vor der Veröffentlichung des Films auf Disney+ wusste man aber schon dank des Castings und des Trailers, dass man mit Phoebe-Ray Taylor eine Hauptdarstellerin gefunden hat, die die gleiche Erkrankung hat wie Melody selbst. Hier muss ich erst einmal Geena Davis erwähnen. Sie hat 2004 das Geena Davis Institute of Gender in Media gegründet. Vor ein paar Jahren erhielt sie einen Preis für ihre Arbeit, denn sie und ihr Team sorgen dafür, Sendern und allen Verantwortlichen aufzuzeigen, wie es möglich ist, Inklusion und Repräsentation im Fernsehen zu zeigen und wie Meryl Streep einmal sagte: 'Wir wollen alle einbezogen werden' und genau deshalb war "Out of my Mind" schon vor seiner Veröffentlichung bei Streamingdienst Disney+ so wichtig und wurde zum Hype.
Bei Buchadaptionen, die als Filme umgesetzt werden, ist mir nicht mal so wichtig, dass alles 1:1 umgesetzt wird. Hier ist es etwas anders. Als ich das Buch von Sharon M. Draper gelesen habe (zur Rezension), fand ich die Charakterkonstellationen wahnsinnig interessant, weil sie für mich auch viel über die Figuren und deren Beziehungen zueinander verraten haben und für mich waren diese sogar das Herzstück des Buches, besonders Melodys Beziehung zu Mrs. V. war wunderschön zu lesen. Ich freute mich tatsächlich darauf, das auf dem Bildschirm zu sehen und mit Judith Light, die für diese Rolle besetzt wurde, konnte man in meinen Augen nichts falsch machen. Ich fand es dann aber doch extrem schade, als ich schon in den ersten Minuten des Films erkennen musste, wie viel von den Charakterbeziehungen anders gemacht worden ist, worunter auch die besagte Beziehung gehört. Phoebe-Ray und Judith haben gewiss Szenen zusammen und bei den wenigen bemerkt man auch genau dieses vertraute Verhältnis zwischen den beiden und dennoch empfand ich es einfach als zu wenig. Zu wenig Szenen zwischen den beiden, aber auch allgemein zu wenig Szenen, bei denen ich das Gefühl gehabt hätte, was ich beim Lesen hatte. Man bekommt zwar geboten, dass die Familie oft zusammen ist und viele Aktivitäten gemeinsam unternimmt, aber bei alldem entstand bei mir eben nicht dieses Gefühl, dass sie wirklich zusammenhalten oder wirklich mit Melody kommunizieren bzw. beim Zuschauer und bei der Zuschauerin genau das transportiert werden sollte. War es im Buch recht ausgewogen, dass sich Chuck und Diane für Melodys Bedürfnisse einsetzen, bekommt man im Film nur einen kleinen Dialog mit, dass Diane sich vor Jahren mal mit Ämtern und alldem herumgeschlagen hat und jetzt eher froh zu sein scheint, Melody irgendwo schulisch gut aufgehoben zu wissen. Im Film sind es dann Chuck und Katherine, die sich für die schulische Weiterbildung von Melody einsetzen. Hier auch schon mal ein großes Lob an Luke Kirby, der besonders in einer wichtigen Szene so viel Emotionalität gezeigt hat, dass ich fast vor Begeisterung applaudiert hätte. Aber wie schon gesagt scheinen die Rollen der Eltern vertauscht worden zu sein oder besser gesagt, auf die beiden Kinder verteilt worden zu sein, da sich Diane mehr um die jüngere Tochter Penny (Emily Mitchell) kümmert und manchmal hatte ich sogar den Eindruck, Diane schien froh drüber zu sein, was mich manchmal etwas genervt hat.
Etwas seltsam fand ich auch, wie man die wichtigen Szenen, wie man mit Melody beispielsweise beim Baden umgeht, so sehr aneinandergereiht hat, dass ich manchmal schon dachte: Hat man endlich die wichtigen Szenen alle schön reingequetscht? Denn obwohl der Film knapp zwei Stunden ging, wirkte er an manchen Stellen gehetzt und dadurch auch emotionslos, wie eine Szene gegen Ende des Films, die mich im Buch unglaublich berührt hat. Ein bisschen unglücklich fand ich auch die innere Stimme. Wie im Buch hat man auch im Original Jennifer Aniston sprechen hören und in der synchronisierten Fassung Ulrike Stürzbecher. Im Originaltrailer ist es mir noch gar nicht so aufgefallen, im fertigen Film wirkte Melodys innere Stimme aber manchmal fast deplatziert und wie ein Anhängsel nach einem fertig gedachten Gedankengang. Und leider hatte ich bei der synchronisierten Fassung und gerade bei der inneren Stimme den Eindruck, Melodys Gedanken werden nicht so mit Nachdruck gemacht, wie es im Originaltrailer durch Jennifer Aniston oder auch Judith Light geschehen ist.
Bei dem ganzen 'Gemeckere' hat man sicher den Eindruck, ich fand den Film absolut daneben. Nein, fand ich nicht. Wie man nämlich nachgestellt hat, mit was Melody durch die Gesellschaft tagtäglich zu kämpfen hat, war absolut nachvollziehbar und erinnerte mich auch an eine Aussage von jemanden, die sich aber auf Rassismus in der alltäglichen Sprache bezog. Ich möchte es dennoch hier anbringen, denn Menschen mit körperlichen Einschränkungen setzen sich meiner Meinung nach einem ziemlich ähnlichen Kampf aus, der hier filmisch verdammt gut umgesetzt wurde.
Ich denke, die meisten Menschen merken noch nicht einmal mehr, was sie negativ in einem auslösen mit dem, was sie von sich geben und je länger ich darüber nachdenke, dass es bei den alltäglich rassistischen Äußerungen ebenfalls der Fall ist, desto mehr könnte ich mir auch an den Kopf fassen. Hier auch ein großes Kompliment an Phoebe-Ray Taylor, die Melodys Gefühlsausbrüche und Emotionen super zum Ausdruck gebracht hat. Anders als ihre Filmfigur kann sie sprechen, allerdings hat man sie auch im Film größtenteils nonverbal gelassen, was ich umso authentischer fand, denn Melodys Emotionalität haben die einzelnen Szenen noch doppelt und dreifach unterstrichen. Es waren in diesem Fall nicht ihre Gedanken, die dafür gesorgt haben, dass man mit ihr mitleidet, es waren tatsächlich die Gesichtsausdrücke, die Melody hatte, wenn über sie oder mit ihr gesprochen wurde, als sei sie dümmer als ein Stück Toast. Auch hat man eine (leider) sehr gute Zeichnung davon bekommen, dass Sonderpädagog*innen oftmals nur nach Protokoll gehen und nicht den Menschen als das bewerten, was er ist: menschlich. Besonders schlimm war dann doch der Lehrer Mr. Dimming (der im Buch zurecht Dumming genannt wurde). Bei solch einem Lehrer frage ich mich auch, warum er nicht erstmal im Umgang mit Kindern, die anders sind, etwas lernt. Dafür hat Melodys Rede am Ende absolut gesessen und gleich noch dem Lehrer erklärt hat, was sein Fach Geschichte bedeutet: Die Geschichte lehrt uns, es in der Zukunft besser zu machen. Das ist vielleicht sogar die Kernaussage des gesamten Films. Dann hätten wir noch Rose (Maria Nash). Im Buch hat sie mich noch nicht so aufgeregt, obwohl man da auch schon am Anfang gespürt hat, dass es da noch ein böses Ende gibt. Im Film fand ich interessant, dass es nicht nur so früh ist, sondern dass es Dianes Reaktion auf Rose war, die die ersten Alarmglocken bei mir läuten ließen. Während Claire (Kate Moyer) ziemlich offen mit ihrer Abneigung umgeht oder ihrem Unwissen, ist bei Rose immer etwas Unterschwelliges zu spüren, was auch Melody früh bemerkt, jedoch nichts sagt, sondern für ihre Freundin sogar auf was verzichten würde, obwohl es ihr zusteht, weil sie wahrscheinlich schon wusste, welche Lawine dadurch ausgelöst wird und auch wenn Rose verletzt war, treffen einen die wenigen Sätze, die sie zu Melody sagt, wie mehrere Messerstiche gleichzeitig. Und dennoch ist man stolz auf Melody, welche Kraft sie aufbringen kann, den anderen entgegen zu treten und zu sagen: Ihr habt mich zwar schlecht behandelt, ich bleibe dennoch.
Fazit
"Out of my Mind: Mit Worten kann ich fliegen" macht ein wahnsinnig tollen Job wenn es darum gegangen ist, wie Melody von anderen und der Außenwelt gesehen und behandelt wird. Zudem wurde es super von Phoebe-Ray Taylor gespielt. Ein bisschen schade ist es, dass der emotionale Grundkern des Buches in den einzelnen Charakterkonstellationen ziemlich wenig zum Tragen gekommen ist, was man noch besser hätte machen sollen, aber das macht den Film nicht weniger sehenswert.
Daniela S. - myFanbase
26.11.2024
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Out of my MindVeröffentlichungsdatum (USA): 22.11.2024
Veröffentlichungsdatum (DE): 22.11.2024
Länge: 109 Minuten
Regisseur: Amber Sealey
Drehbuchautor: Daniel Stiepleman & Sharon M. Draper (Vorlage)
Genre: Familie
Darsteller/Charaktere
Phoebe-Rae Taylor
als Melody Brooks
Luke Kirby
als Chuck Brooks
Emily Mitchell
als Penny Brooks
Rosemarie DeWitt
als Diane Brooks
Judith Light
als Mrs. V
Nylan Parthipan
als Carl
Cristiano Buchanan
als Willy
Elena Liu Hung
als Jill
Pip McCallan
als Maria
Sharron Matthews
als Mrs. Anastasia Billups
Maria Nash
als Rose Spencer
Paulyne Wei
als Sue
Gabriela Francis
als Jodie Norcroft
Courtney Taylor
als Dr. Katherine Ray
Catherine McNally
als Schulleiterin Antenucci
Kim Huffman
als Mrs. Gardner
Shaun Shetty
als Carls Vater
Vicki Kim
als Jills Mutter
Michael Chernus
als Mr. Dimming
Maya Lee O'Connor
als Elena
Gavin MacIver-Wright
als Rodney Welsh
Isaiah Rockcliffe
als Leon
Mia Burke
als Beth
Anabelle Dietl
als Bess
Miley Haik
als Chloe
Isaak Bailey
als Jonah
Ian Ho
als Connor Bates
Kate Moyer
als Claire West
Janet Porter
als Sandrine
Lauren Piech
als Dr. Hughly
Thomas Ellenson
als Patient im Warteraum
Lauren Esdale
als Freundin im Warteraum
Lisa Michelle Cornelius
als Roses Mutter
Christian Rose
als Paul
Nicholas Fry
als Trevor
Jackie English
als Marias Mutter
Jonathan Eliot
als Rodneys Vater
Marlon Masimba
als Roses Vater
Jeff Roop
als Mr. Potts
Jennifer Aniston
als Melodys innere Stimme
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