Bewertung
Mel Gibson

Apocalypto

Am 14. Dezember 2006, pünktlich zum Fest der Liebe, kommt der umstrittenste Film des Jahres ins Kino. Und nun das Besondere, "Apocalypto" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck historischen Ausmaßes, myFanbase präsentiert aus diesem Grund: Die erste schizophrene Filmkritik der Welt! René von Borks Gibsoypto "Der Untergang von Mel Gibson" oder auch "Mel Gibson – der neue Kevin Costner".

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Inhalt

Ein kleines Dörfchen, mitten im mexikanischen Regenwald. Die Bewohner tollen herum, spielen Fange, erlegen Wildschweine, essen Schweinehoden, erhalten ihre Art und so weiter und so fort. Plötzlich stürmen noch größere, noch geschminktere, noch Körperschmuck behangenere Mamas, äh Mayas das friedliche Dorf und metzeln alles nieder. Die Überlebenden werden gefangen genommen und abtransportiert. Hier kristallisiert sich langsam die Hauptfigur des Films heraus "Felge des Rolls Royce", ach Quatsch "Pranke des Jaguars". Er muss mit leidvollen Augen mit ansehen, wie seinem Dad die Kehle aufgeschnitten wird.

Royce Prada Pranke hat auch noch einen Sohn und eine schwangere Frau. Die Madonna des Urwalds kann Good Old Pranke gerade noch so in einen Brunnen schmeißen. Dort muss die Gebärfreudige ein paar Tage ohne ihren Mann auskommen. Auf ihren Weg über die goldene Straße werden die Sklaventreiber noch gewarnt "Obacht vor dem Bonobo!" Das wurde natürlich gut und gerne ignoriert. Endlich angekommen in der Hauptstadt der Maya wird deutlich, wozu die Sklaven dienen. Zur Opfergabe! Sie müssen sterben, um die Götter zu besämpftigen. Die Mayas drohen unter anderem wegen einer Dürreperiode auszusterben. Als Jagi geopfert werden soll, verdunkelt sich der Himmel.

Kritik

Also wirklich Mel, wenn die Sklaven nach Paris siedeln, sehen die mit ihrer blauen Farbe aus, wie eine Horde Schlümpfe. Hier liegt auch der Zwiespalt in "Apocalypto". Der Film ist an vielen Stellen unfreiwillig komisch. Stellenweise wirkt es so, als karikiert sich Gibson selber. Drei Mal derselbe Film hintereinander. "Braveheart", "Passion Christi", "Apocalypto". Ebenfalls zwiespältig ist, wie toll "Apocalypto" bis etwa zur Halbzeit ist. Die Bilder sind unheimlich faszinierend, die Atmosphäre ist für einen solchen Film gigantisch. Aber selbst bei diesen Höhen muss man immer wieder sagen "6, setzen"! Die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung. Als wenn die Zuschauer noch nie gesehen hätten, wie der eigene Vater vor den Augen der Familie stirbt. Ständig, in jedem Mafiafilm, UND WEISS GOTT WO SONST NOCH! Auch die Wanderschaft der Brüder sieht in jedem Werner Herzog Film besser und spannender aus. Wenn man etwas schon so oft gezeigt bekommen hat, stumpft der Zuschauer ab. So etwas muss anders inszeniert werden. Gibson müsste das eigentlich wissen. Da hätte man definitiv mehr erwartet!

Dann gibt es aber wieder diese tollen Momente der Enthauptung, der Opfergabe. Hier ist der Zuschauer geneigt, die Luft anzuhalten. Wieder Zwiespalt, dieselbe Szene konnte man vor über 20 Jahren in "Conan der Barbar" sehen. Danach kommt allerdings der Höhepunkt. Der Höhepunkt eines uninspirierten Gibson. Die Pranke des Jaguar überlebt die Opfergabe, denn er ist der Auserwählte. Gibson konzentriert sich weniger auf Geschichtliches, er gibt sich dem Mythos hin. Jaguar hat die Chance zu entkommen und tötet dabei den Sohn eines Anführers.

Anführer und ein paar andere böse Männer rennen nun dem Jaguar hinterher. Durch einen Wald. Das ist die zweite Hälfte des Films. Und während der Jaguar so durch den Wald gurkt, stellt er fest "Hoppla, das ist mein Wald, ich bin der Auserwählte, ich kann nicht sterben". Jaguar überlebt einen Speer im Rücken, einen Pfeil im Herzen und einen Sprung von einem zwölf Lichtjahre hohen Wasserfall. Das Problem dabei, hier wird exakt "Rambo 1" kopiert! Mann im Wald bringt Leute um, die ihm Unrechtes tun wollen, vorher wurde er gequält. An der Stelle wäre ein Mini-Video über die Affenart "Bonobo" interessant gewesen. Diese fechten Duelle mit ihren erigierten Gliedern aus. Das hat erstens echtes Skandalpotential und zweitens blieben so unfreiwillige Lacher aufgrund großer Selbstironie erspart. Yo, und dann endet der Film auch schon.

Da stellt sich doch die Frage, wie kann ein Film in der einen Hälfte visuell so ein Ultrahammer sein und mit einigen tollen Ideen glänzen (zum Beispiel, dass der Film zum Großteil die Handlung nur durch seine Bildsprache transportiert) aber zum anderen so dermaßen uninspirierte Wiederholungen beinhalten? Wie geht das? Warum hat Gibson das gemacht? Man möchte nach dem Film rausgehen und Mel eine Backpfeife verpassen. Falls man nicht während der zweiten Hälfte eingeschlafen und zum Prügeln zu müde ist. Brutal ist "Apocalypto" aber allemal. Wirklich schockierend ist das allerdings nicht. Höchstens eine Szene gegen Ende des Films. Die Szene, wo sich der wahre Horror im Kopf abspielt. Die schwangere Frau ist im Brunnen. Es fängt an zu regnen. Das Wasser steigt ihr über den Kopf. Das Baby drückt sich langsam heraus. Wassergeburt. Pranke des Jaguars schafft es noch, seine Familie zu retten. Doch was ist mit der Nabelschnur? Wie hat er es geschafft, seine Frau aus dem Brunnen zu ziehen, ohne dass das Baby mit seinem Kopf ständig gegen den Brunnenfells klatscht?

Im Teaser zum Film wurden teilweise Aufnahmen verwendet, die so im Film nicht zu sehen sind. Diese Aufnahmen vermitteln den Eindruck, was aus "Apocalypto" hätte werden können, aber leider nicht ist. Dann ein groß angepriesener Soundtrack vom legendären Komponisten James Horner. 100 Soundtracks für die größten Hollywood Blockbuster hat der Mann erschaffen. Und ein uninspirierter Film wäre ja kein uninspirierter Film, wenn der Soundtrack nicht auch noch uninspiriert ist. Hugatschaka, hugatschaka, I can’t stop this feeling, lalala. Gibt es bei jedem Panflöter am Bahnhof zu kaufen oder auf anderen Indio CDs bei Amazon zu erwerben. Kein Geld für den "Apocalypto" Soundtrack ausgeben. Pure Geldverschwendung. Vielleicht auch von Gibsons Seite.

Fazit

Wenn Gibson so weiter macht, wird er auf jeden Fall zum neuen Kevin Costner. Mit "Der mit dem Wolft tanzt" komplett abgeräumt und dann ganz tief gesunken in "Waterworld". Mel Gibson, deine Polarkappen beginnen langsam zu schmelzen.

René von Bork - myFanbase
11.12.2006

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