Bewertung
Edward Zwick

Blood Diamond

Mit "Blood Diamond" bringt Warner Bros. dieser Tage einen hochbrisanten wie atemberaubenden Film in die Kinos...

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Inhalt

Anfang der 90er, in Sierra Leone herrscht Bürgerkrieg, ausgelöst durch Rebellen, die immer größere Teile des Landes kontrollieren. Auch das Dorf des Mende-Fischers Solomon Vandy (Djimon Hounsou) wird von den Rebellen eingenommen. Seine Familie muss sich zwingend teilen und während der Mutter sowie Vandys Töchtern die Flucht gelingt, wird sein Sohn in eines der Rebellen-Lager verschleppt. Auch Vandy selbst überlebt und wird zur Arbeit in einer der zahlreichen Diamantminen gezwungen.

Zur gleichen Zeit ist Ex-Söldner und Schmuggler Danny Archer (Leonardo DiCaprio) auf Diamantenjagd... und landet prompt im Gefängnis. Dort trifft er auf den Fischer und erfährt, dass er einen seltenen rosa Rohdiamanten während seiner Befreiung durch die Regierungstruppen verstecken konnte. Aus dem Gefängnis freigekauft ist auch Vandy dank Archer bald auf freien Füßen. Und obwohl die beiden Afrikaner und ihre Ziele unterschiedlicher nicht sein könnten, finden sie einen gemeinsamen Weg. Beide stecken existenzielle Hoffnungen in den Diamanten, denn während Archer das große Geld und endlich den Weg aus Afrika schon riechen kann, möchte Vandy seine Familie zurück.

Nach anfänglicher Abneigung gegenüber der schönen Reporterin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), die auf der Suche nach einer großen Story über die Blutdiamanten ist, findet Archer in ihr schon bald den einzigen Weg, in den Unruheprovinzen Sierra Leones voranzukommen. Zu dritt begeben sie sich auf eine gefährliche Reise. Und alle sind sich klar: Der Stein könnte ihr Leben verändern oder in den Tod führen...

Kritik

Mit dem Millionen Dollar schweren Filmprojekt "Blood Diamond" widmete sich Regisseur Edward Zwick ("Last Samurai") gleich mehreren brisanten Themen. Neben den Schicksalen der Kindersoldaten und korrupten Söldnern dient als großer Aufhänger das der Öffentlichkeit eher weniger bekannte Problem der Blut- bzw. Konfliktdiamanten. Diamanten, die damals der Finanzierung der Rebellen dienten, was in Zerstörung und zahlreichen Bürgerkriegen endete, die Tausenden Menschen das Leben kostete. Da ist es ganz klar, dass die Diamantenindustrie diesen Film nicht gerade mit größter Freude erwartete. Gerade in den USA, wo "Blood Diamond" in der ersten Adventswoche in den Kinos anlief, reagierte man prompt mit zahlreichen Kampagnen. Und doch werden wohl weitaus weniger Diamanten unter den Weihnachtsbäumen geglitzert haben.

Dabei gelingt es Zwick mit "Blood Diamond" nicht in reines Blockbuster-Kino zu verfallen, sondern die Thematik gekonnt in Szene zu setzen. Die zahlreichen ohne jeglichen Schnick-Schnack und unnötige Spielerei auskommenden Actionszenen sind schnell, schonungslos und emotional hart, jedoch nie übertrieben. Die großen Momente des Films liegen in der Verzweiflung der Charaktere. Szenen, die dem Zuschauer einen bitteren Nachgeschmack mit auf den Weg geben und auch hier in einer großartigen Bildgewalt daherkommen. Wie von Zwick erwartet, wird er (s)einem großen optischen Anspruch gerecht und zeigt neben Zerstörung, Verzweiflung und Gewalt auch wundervolle Landschaftsaufnahmen.

Den drei Hauptdarstellern gelingt es, ihren Figuren stets die erfordernde Tiefe zu verleihen. Djimon Hounsou sticht dabei besonders hervor. Er spielt den friedvollen Fischer und Familienvater Solomon Vandy und geht in dieser Figur vollkommen auf. Gerade in den Momenten voller Verzweiflung, voller Hoffnung und voller Angst liefert er seine wohl bisher stärkste schauspielerische Leistung ab. Auch Leonardo DiCaprio, der sein "Titanic"-Image schon lange über Bord geworfen hat, zeigt sich stark. Als skrupelloser Schmuggler, der auch nicht davor zurückschreckt, Menschen zu töten, will er endlich in ein neues Leben entfliehen, ohne die Angst, täglich einer Kugel zum Opfer zu fallen. Seine Hoffnung steckt er dabei in den Diamanten Vandys. Und ja, DiCaprio macht das fantastisch und zeigt seinen Kritikern, die ihm nach "Titanic" schon in eine dieser Teenie-Idol-Schubladen stecken wollten, die kalte Schulter. Das kettenrauchende und egoistische Kameradenschwein verkörpert er, teilweise sogar charmant, als ob er nie etwas anderes gespielt hätte und erinnert an nicht vergessene, aber nicht mehr unter uns weilende Hollywood-Legenden.

Jennifer Connelly ist schließlich als Reporterin Maddy Bowen zu sehen. Auch sie macht einen sehr guten Job und holt aus ihrer Figur das bestmögliche heraus. Diese kommt etwas zu klischeebehaftet daher, jedoch hat man auch ihr Tiefe verliehen. So gesellt auch sie sich zu den Reporten, die Opfer eines Attentats ohne Scham fotografieren. Das ist es wiederum, was die Person nicht zu einer oberflächlichen Helferin macht, die es in der Story benötigt, sondern glaubhaft als fester Bestandteil in die Geschichte integriert. Und auch wenn die Liebe im Film keinen Platz findet, zeigt sie sich mit Schauspielkollege DiCaprio unglaublich sympathisch, was am Ende natürlich auf einem emotionalen Höhepunkt endet und einwandfrei funktioniert. Alle Figuren können beim Publikum Sympathiepunkte sammeln, obwohl es gerade bei Danny Archer und Maddy Brown nur wenig bis gar nichts zu sympathisieren gibt. Es wird trotzdem geschafft.

Die vielen politischen Elemente des Films sind schockierend und berührend zugleich. Wenn von den Rebellen ausgebildete Kindersoldaten Menschen einfach erschießen und kurz darauf feiernd in ihren Lagern gezeigt werden oder ganze Dörfer innerhalb weniger Minuten ausgelöscht und dessen Bewohner entstellt werden, bleibt vermutlich jedem für einen kurzen Moment die Luft weg. Man verzichtet zum Positiven auf sämtliche Ausschmückungen gezeigter Gräueltaten und inszeniert "Blood Diamond" somit opulent und realitätsnah.

Fazit

Mit "Blood Diamond" serviert uns Edward Zwick ein hervorragendes Abenteuer-Epos mit Tiefgang. Mit großartigen schauspielerischen Leistungen versehen ist Zwicks bisher bester und konsequentester Film großes und spannendes Politkino, dem sich keiner entziehen sollte.

René Krieger - myFanbase
28.01.2007

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