Bewertung
Houchang Allahyari

I Love Vienna

Ein Perser am Prater – könnte lustig sein, ist es aber nicht.

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Inhalt

Anfang der 90er Jahre in Wien: eine persische Familie, bestehend aus Ali Mohamed (Fereydoun Farokhzad), seiner Schwester Marjam (Marjam Allahyari) und seinem Sohn, kommt in Wien an. Aus Angst vor einem erneuten Krieg im Iran wollen sich die drei vorerst in der österreichischen Hauptstadt niederlassen bis sie ein Visum für die USA bekommen, und quartieren sich im Hotel Praterstern ein. Dort trifft Ali bereits am ersten Tag auf Marianne Swoboda (Dolores Schmidinger), die Frau des Hotelbesitzers.

Schon bald wird Ali mit den Versuchungen des Westens konfrontiert: Marianne hat ein Auge auf den Iraner geworfen und der ist der Österreicherin auch nicht ganz abgeneigt, als diese schnell dazu bereit ist, mit ihm "Erotik zu machen". Währenddessen verliebt sich die schüchterne Marjam in einen österreichischen Polen und Alis Sohn macht Bekanntschaft mit zwei Prostituierten…

Kritik

"I Love Vienna" behauptet von sich, eine Komödie zu sein. Vielleicht sollte man noch mal über das Genre nachdenken, in das man diesen Film stecken will, denn eine Komödie ist er bestimmt nicht. Die großen Lacher bleiben aus und Szenen, die wohl komödiant wirken sollen, veranlassen einen allerhöchstens zu einem Seufzen. Man denkt sich: Aha. Nächste Szene bitte.

Mehr als ein "Aha" provoziert "I Love Vienna" insgesamt nicht. Das mag daran liegen, dass man sich mit fast keinem der Hauptcharaktere auch nur in irgendeiner Weise identifizieren kann. Selbst wenn man versucht, sie sympathisch zu finden, es geht einfach nicht. Ali Mohamed ist zwar stellenweise ein ganz netter Kerl, verliert seine Pluspunkte aber mit Sätzen wie "Du tanzt wie eine Hure" schnell wieder. Marianne, die übrigens die angesprochene schmutzige Tänzerin ist, kann einen auch nicht weiter überzeugen: sie verliebt sich aus unerfindlichen Gründen innerhalb von ein paar Tagen in den Iraner und läuft ihm hinterher auch wenn er sie als Hure bezeichnet. Die Nebencharaktere wie Marjam und ihr polnischer Lover oder Django sind da schon besser, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Auch bei Marjam wirkt die Liebesstory total überzeichnet, als der Pole sie aus heiterem Himmel heiraten will. Aus heiterem Himmel heißt, nachdem sie etwa drei Worte miteinander gewechselt haben. Liegt es an mir oder war das 1991 so?

Wenn wir einen Perser am Prater haben, dann ist die Intention des Films natürlich, den Aufprall zwischen der westlichen Welt und der muslimischen Welt zu zeigen und das gelingt Regisseur Houchang Allahyari stellenweise durchaus. Wenn Ali glaubt, man hätte ihm absichtlich schlechten Käse verkauft, weil er Ausländer ist und Marianne ihm dann erklären muss, dass bei Schimmelkäse wirklich Schimmel dazu gehört, dann geht das vielleicht mal über ein "Aha" hinaus und man lacht ganz kurz auf. Aber ganz ehrlich, das war’s dann auch schon mit der Komik.

Fazit

Aha oder besser naja: "I Love Vienna" ist langatmig und meistens auch langweilig. Kaum ein Charakter kann überzeugen, die Story dümpelt vor sich hin. Muss nicht sein.

Maria Gruber - myFanbase
30.03.2007

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