Bewertung

Review: #1.11 No Sex mit Jason

Auf den ersten Blick mag es in dieser Folge so aussehen, als hätte man einen kleinen Zeitsprung eingebaut, da die Kluft zwischen Jason und Lyla schlagartig kleiner geworden ist, während man zwischen Matt und Julie nicht mehr die große Verliebtheit spürt. Auf den zweiten Blick wird allerdings klar, dass es lediglich der Alltag ist, der sich hier in die Beziehungen einmischt, gepaart mit dem Bestreben nach Geborgenheit.

Matt

Nachdem wir Matt und Julie in der letzten Episode als strahlendes Paar verlassen haben, fokussiert man nun sehr stark Matts Familienleben und die Probleme, die schon öfter einmal oberflächlich angeschnitten wurden, aber nie richtig zur Sprache kommen. Dabei entwickelt sich die Geschichte von heiterer Wiedersehensfreude hin zu schierer Verzweiflung, als sich die Charaktere eingestehen müssen, dass es so nicht weiter gehen kann.

Die Eröffnungsszene mit Matts Großmutter Lorraine, die vor sich hin murmelt, Matt solle doch endlich seinem Vater helfen, sorgt für etwas Verwirrung, da man sie zunächst nicht ganz ernst nimmt und sich zu fragen beginnt, wie es um ihren Geisteszustand steht. Schnell wird allerdings klar, dass Lorraine vollkommen Recht hat und man kann nur über den gut eingebauten Gag schmunzeln. Dass Matt und sein Vater sich beide über das Wiedersehen freuen, steht außer Frage, es wird jedoch schnell klar, dass sie sehr verschieden sind. Während Matt ein hilfsbereiter junger Mann ist, der alles für das Wohl seiner Familie tun würde, trägt Henry Saracen seine Gefühle nicht so leicht zur Schau. Auch er ist ein pflichtbewusster Mann, projiziert sein Bedürfnis nach Ruhe und Frieden allerdings nicht auf seine Familie und wirkt dadurch weniger zugänglich als Matt. Dass er seine Familie unterstützen möchte, sieht man Henry sofort an, allerdings ist er weder mit Matt noch mit seiner Mutter so vertraut, dass er wüsste, wie die Sache anzupacken ist. Es ist traurig, Henry so zwischen den Stühlen zu sehen und noch erschütternder ist Matts fehlgeleitete Hoffnung darin, seinen Vater bald wieder an seiner Seite zu wissen. Ganz offensichtlich ist Henry nicht der Typ, der die Füße still halten kann, was er seinem Sohn durch seine leicht grobschlächtige Art jedoch nicht recht zu verstehen geben kann.

Die Männerliebe zwischen Vater und Sohn spürt man dennoch, als sie sich in Henrys Stolz über Matts Erfolg beim Football wiederspiegelt. Im gleichen Moment greift man aber auch Matts Charakterzüge auf und zeigt dem Zuschauer, dass Matt ein sehr emotionaler Mensch ist und es ihm nicht leicht fällt, sein Footballspiel so von seinen Gefühlen abzukapseln, dass ihm der Frust über seinen Vater zum Vorteil gereicht.

Der Showdown zwischen Matt und Henry war für Matt ein dringend notwendiges Ventil und sorgte dafür, dass man zum ersten Mal eine ganz andere Seite an ihm gesehen hat. Der selbstlose Matt ist nun einmal doch nur ein Junge und nicht dafür geschaffen, den Haushalt ganz auf sich allein gestellt zu meistern. Ich hoffe sehr, dass wir in der nächsten Episode mehr von Henry und Matt sehen, da sich ihre Beziehung zum Ende der Folge hin schon wieder ein wenig gewandelt hat. Nach dem Streit lässt Henry nämlich seine sensible Seite zu und scheint damit einen Interessenkonflikt auszulösen. Bleibt er nun bei seiner Familie und macht die beiden dadurch glücklich? Oder widmet er sich seines Seelenfriedens Willen wieder seinem Job?

Tami

Wie schon so oft ist Tami als Vermittlerin tätig und schafft es auf wundersame Weise, jedes Problem in den Griff zu bekommen, auch wenn sie unerwartete Wege einschlägt oder Menschen zusammen bringt, die augenscheinlich nicht viel gemeinsam haben. Neben der witzigen, lehrreichen und tiefgründigen Begegnung von Landry und Tim, erzielt Tami besonders bei ihrem Gespräch mit Jason einen schönen Moment. Tami scheint eine Ausstrahlung zu haben, bei der man sich einfach nur geborgen fühlt, da es bisher jeder geschafft hat, ihr sein Herz auszuschütten. So geht es in dieser Episode auch Jason, der trotz seiner redlichen Versuche, Lyla nicht vergeben kann. Die einfühlsamen und von Herzen kommenden Worte, die Tami mit Jason wechselt, stellen eine der schönsten Szenen der Episode dar.

Jason

Noch in der letzten Episode war Jason wegen Lylas Seitensprung vollkommen zermürbt, doch seine Liebe für diese junge Frau ist dadurch nicht verschwunden. Man zeigt uns in dieser Folge, wie die beiden krampfhaft versuchen, ihre Beziehung zu kitten und dabei feststellen müssen, dass sie durchaus wieder Spaß mit einander haben können, der Schmerz über den Seitensprung allerdings noch immer in ihnen verankert ist. Es ist einfach ein Stück Vertrauen auf dem Weg verloren gegangen und jeder hat wohl schon einmal festgestellt, dass es sehr schwer ist, einen solchen Verlust wieder auszugleichen. Der Alltag einer strauchelnden Beziehung wird hier in vielen Aspekten dargelegt und man zeigt durch Lylas stetige Bemühungen, dass körperliche Nähe viel leichter ist, als emotionale.

Tim

Da Tim nun fast ohne Freunde da steht, hat es viel Spaß gemacht, ihn mit Landry agieren zu sehen. Das ungleiche Paar findet auf wundersame Weise einen Draht zu einander und Landry, von dessen starkem Charakter wir bisher nur wenig gesehen haben, beweist sich als unerschütterlich. Mit aller Mühe versucht er, aus Tim etwas Wissen heraus zu kitzeln und zeigt dadurch sehr deutlich auf, dass Tim keinesfalls der Hohlkopf ist, als den man ihn oberflächlich betrachtet einschätzen könnte. Ganz im Gegenteil, in Tim steckt viel mehr, als es den Anschein hat. Er ist jedoch ein Buch mit sieben Sigeln, das einem nur dann Einblick gewährt, wenn man es mühsam hegt und pflegt. Wie Landry Tim krampfhaft einen Spiegel vorhält und versucht, dass Tim sich selbst reflektiert, war grandios inszeniert.

Fazit

Die Geschichte nimmt ihren Lauf und obwohl man nicht nahtlos an den Stellen ansetzt, die man von der Folge erwartet hätte, entwickelt sich ein schönes Gesamtbild. Die neue Konstellation einiger Charaktere bringt einen netten frischen Wind auf, während es gleichzeitig beruhigend ist, dass die vertrauten Bindungen bestehen bleiben.

Marie Florschütz - myFanbase

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