Bewertung

Review: #4.05 Der Sohn

Eine Wahnsinnsfolge mit einer Wahnsinnsleistung von Zach Gilford. Die Macher von "Friday Night Lights" haben einen Schicksalsschlag genommen, der in vielen anderen Serien klischeehaft dargestellt worden wäre und wieder einmal bewiesen, weshalb die Serie von so vielen Kritikern gelobt wird.

I gotta get up there, in front of everybody and have to say good stuff about this man. And all I really wanna say is: Here lies Henry Saracen. His mother annoyed him. His wife couldn't stand him. And he didn't wanna be a dad, so he took off...

Die Darstellung von Zach Gilford war einfach nur ergreifend. Und emotional. Und großartig. Ich habe in jeder Szene mit ihm mitgelitten. Zu Beginn schien ihm selbst nicht so bewusst zu sein, wie er über den Tod seines Vaters denken soll. Dieser hatte Matt immerhin verlassen und war freiwillig in den Irak gegangen. Schon in seiner Kindheit hat Matt sich von ihm vernachlässigt gefühlt.

Am Anfang der Folge kamen alle Einwohner von Dillon zu Matt und seiner Familie, um ihr Beileid auszusprechen. Schon da hatte ich Mitleid mit Matt, man konnte deutlich sehen, dass er viel lieber allein gewesen wäre, anstatt sich eine Lobesrede auf seinen Vater von Buddy Garrity anhören zu müssen. Zu allem Überfluss stehen auch noch J.D. und Joe McCoy vor Matts Tür und wollen ihr Beileid aussprechen. Ich hatte gehofft, dass er die Tür einfach wieder zuschmeißt, und genau das hat er auch gemacht. Da war ich innerlich sehr stolz auf Matt! Warum waren sie überhaupt da? Ich weiß, es gehört sich so und alles. Aber dachten sie wirklich, Matt würde sich über den Besuch freuen? Perfekte Umsetzung der Szene.

Besonders hervorzuheben finde ich die Unterstützung, die Matt von Tami bekam. Er hat den Tod seines Vaters noch nicht richtig realisiert, muss sich aber mit den Arrangements für die Beerdigung auseinander setzen. Tami kümmert sich um Matt, als wäre es ihr eigener Sohn. Sie übernimmt die Verhandlung um die Beerdigungskosten und bietet ihm Hilfe an. Gleichzeitig gibt sie ihm aber auch genug Platz, um selbst mit dem Verlust klar zu kommen.

Die Szene, als Matt mit Landry, Billy und Tim auf dem Footballfeld war, fand ich sehr beruhigend, jedenfalls zu Beginn. Sie hat mich an alte Zeiten erinnert. An die erste Staffel, als sich Jason und Tim wieder versöhnen und auch an den Abschied von Smash zu Beginn der dritten Staffel. Mit dem Ausbruch von Matt habe ich überhaupt nicht gerechnet, aber wenn ich so darüber nachdenke, war er in dem Moment auch angebracht. Mir würde es innerlich vielleicht auch nicht anders gehen mit einem Vater, der mich eigentlich immer im Stich gelassen hat. Und bei wem hätte er es sonst herauslassen können, als bei seinen Freunden bei einem Bier.

Der bewegendste Moment war mit Abstand die nächste Szene, als Matt seinen Vater sieht oder besser gesagt, die Überreste. Obwohl Matt seine Gesichtszüge kaum verändert, war bestimmt jedem Zuschauer sofort bewusst, welche immense Änderung in ihm vorgeht. Er hat danach nicht mehr an die Vergangenheit gedacht, sondern war nur noch traurig. Ich glaube, das war der Moment, von dem an ich bis zum Ende der Folge durchgeheult habe.

Die Szene wurde genau in dem richtigen Stil dargestellt, dass es nicht zu kitschig wurde und doch emotional ergreifend war. Auch die Kamera auf Matt ruhen zu lassen, statt die Überreste von seinem Vater zu zeigen, hat die Stimmung unterstützt. Die Szene war so einfach und doch so schmerzvoll: Die Kamera beobachtete Matt, wie dieser seinen toten Vater sieht und wie sich seine Augen langsam mit Tränen füllen, als er realisiert, was eigentlich passiert ist. Wer kann da noch vor dem Bildschirm sitzen und nicht heulen?

Abschließend wurde die Beerdigung gezeigt. Matt handelt wieder in der für seinen Charakter typischen Art und Weise. Er trägt keinen auswendig gelernten Text vor, sondern erzählt eine kleine Geschichte, die ihn immer an seinen Vater erinnern wird. Was kann ich mehr sagen als: durchweg ergreifend. Vor allem, als er dann anfängt, seinen Vater selbst zu beerdigen. Es geht immer noch ein Gefühl durch meinen Körper, dass allein der Gedanke daran neue Tränenschübe auslöst.

You all got nothing to be ashamed of.

Alle anderen Geschichten wurden angenehm im Hintergrund erzählt, ohne dabei die Grundstimmung der Folge zu gefährden. Es war schön, nach der letzten Folge in dieser schon wieder ein Spiel zu sehen. Das hatte mir zwischenzeitlich ein wenig gefehlt. Besonders gelungen fand ich die Idee, die Lions jetzt noch nicht gewinnen zu lassen, sondern dem Zuschauer zu ermöglichen, die Fortschritte Folge für Folge nachvollziehen zu können.

Ich hatte auch den Eindruck, dass sich die Beziehung zwischen Vince und Luke mit der Zeit verbessert. Dafür verantwortlich mache ich hauptsächlich Eric, der seine ganze Energie in die Lions steckt. Hoffentlich kann er Vince auch vor weiteren kriminellen Taten abhalten. Wie es aussieht, wird er sich wohl zwischen dem "sauberen" Footballleben und einem Leben mit seinen Kumpels aus dem Ghetto entscheiden müssen. Luke wird mir von Folge zu Folge sympathischer. Er hat sich endgültig gegen Joe McCoy und die Panthers und für die Lions entschieden.

It just can't happen. I can't do this.

Es war schön, endlich wieder Lyla zu sehen. Doch leider nur während der Beerdigung, und zwischen ihr und Tim gab es nur diesen kurzen Blickwechsel. Alles andere wäre in dieser Folge auch fehl am Platz gewesen. Doch ich freue mich darauf, vielleicht in der Zukunft zu erfahren, weshalb die Beziehung zwischen den beiden gescheitert ist, und wie sie zueinander stehen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Tim Lyla nicht einmal wirklich erwähnt.

Ich hoffe, dass es zunächst nicht zu einer Affäre/Beziehung zwischen Tim und Becky kommt. Irgendwie habe ich zwar das Gefühl, dass es da ein wenig Chemie zwischen den beiden gibt, aber ich denke, dass diese zu 99% von Beckys Seite ausgelöst wird. Madison Burge spielt ihre Rolle so gut, dass man ohne Probleme mit ihr mithoffen kann. Doch Luke wurde am Ende als eine gute Alternative angeboten. Ich hoffe, dass die Autoren diese Richtung fortführen.

Fazit

Zach Gilford hätte in diesem Bewertungsmaßstab schon alleine 18 Punkte verdient. Auch alle anderen Geschichten waren sehr stimmig und wurden still im Hintergrund erzählt, so dass das Schicksal von Matt wirken konnte.

Sophie Blumengarten - myFanbase

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