Bewertung

Review: #2.12 Das Summen von Edina

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Autoren von "Fringe" hatten wieder ihre "Treiben wir mal nicht die Hauptstory voran"-Phase und haben stattdessen wieder ordentlich in der Horrorkiste herumgekramt. Doch nichtsdestotrotz war ich zufrieden, mit dem, was ich gesehen habe.

Ansichtssache

Den Fall der Woche fand ich persönlich sehr interessant und durchaus gelungen, auch wenn entscheidende Elemente wieder einmal ein wenig von anderen Horrorfilmen abgekupfert schienen. Dieses mal erinnerte mich das ganze an "The Hills have Eyes". Nicht nur das Aussehen der Bewohner Edinas war daran Schuld (wobei die Menschen in dieser Folge im Vergleich zu den "Menschen" im genannten Film noch recht human aussahen), sondern auch ein wenig die Story, nämlich, dass die Menschen durch missglückte Versuche zu dem geworden sind, was sie sind. Im Hollywoodstreifen waren es geheime Atomversuche, hier ein vertuschtes Experiment der US-Armee, die Soldaten mittels elektromagnetischer Impulse unsichtbar machen wollten.

Dennoch hat mit dieser Teil der Story gefallen, da ich Vertuschungen im großen Stil interessanter finde, als wenn immer nur einzelne Personen im Fokus des Falles liegen. Denn solche geheimen Testversuche sind keinesfalls abwegig. Im Gegenteil: vor über 50 Jahren gab es beispielsweise ein unter dem Namen "MK Ultra" laufendes, geheimes Projekt in den USA, das von der CIA geleitet wurde. Ziel war es, zu beweisen, inwiefern Bewusstseinkontrolle bei einem Menschen möglich ist. Dabei wurden auch zahlreiche Experimente an Menschen durchgeführt, was weltweit für Schlagzeilen sorgte. So etwas ist also, untypischerweise für die Serie, durchaus real.

Relativ abstrakt war jedoch die Tatsache, dass sich die Bewohner Edinas immer erst außerhalb ihrer Stadt zu physisch missgebildeten Menschen "verwandelt" haben. Dort drohte die Folge ein wenig in das Unlogische, wenig Wissenschaftliche abzurutschen. Doch Gott sei Dank beinhaltete die Folge einen kleinen aber feinen Clou, der zusammen mit der Verwandlung der hässlichen Motte in einen wunderschönen Schmetterling klargestellt wurde: weil einer der für das missglückte Experiment verantwortlichen Forscher Reue zeigte, entwickelte er ein Signal, das die optische Wahrnehmung der Menschen täuscht und die Bewohner Edinas somit wenigsten innerhalb ihrer Stadt als normale, gesunde Menschen erscheinen lässt.

Die Folge ist außerdem ein wenig aus dem altbekannten Schema herausgebrochen. Olivia und Co. gelingt es zwar, herauszufinden, wieso rund um der Stadt Edina furchtbar entstellte Menschen gesichtet werden, aber ein wirkliches Happy End gibt es nicht. Denn die Missbildung ist nicht rückgängig zu machen und so bleibt den Ermittlern nichts anderes übrig, als die bedauernswerten Bewohner so zurückzulassen. Richtig klasse war die Szene, in der Walter Broyles angefleht hat, das Geheimnis der Stadt ein Geheimnis bleiben zu lassen, damit die Bewohner nicht noch mehr Leid ertragen müssen. Überhaupt hatte John Noble in dieser Folge freudigerweise ziemlich viel zu tun, da er zusammen mit Astrid den Fall im Prinzip nahezu allein aufgelöst hat. Das "Ermittlerduo" Walter und Astrid auch mal außerhalb des Labors zusammen zu sehen, war eine gelungene Abwechslung, zumal die Chemie zwischen beiden einfach toll ist. Bei Olivia hingegen war nichts wirklich Abwechslungsreiches zu sehen und wieder einmal konnte sie den "Bösen" mit einem gut pointierten Schuss aus dem Weg schaffen. Die Liebe häuft eine beachtliche Menge an Leichen an. Apropos Leiche: Peter hat das erste Mal in der Geschichte der Serie (ja, ich konnte es auch nicht glauben) einen Menschen erschossen und hatte doch tatsächlich (gefühlte 30 Sekunden lang) Schuldgefühle deswegen - was viel zu kurz abgehandelt wurde und dadurch komplett unnötig erschien.

Don’t judge a Book by its Cover

Meiner Meinung nach versteckte sich hinter der Folge auch eine interessante Frage: Inwiefern beeinflusst ein unmenschliches Aussehen die Menschlichkeit eines Menschen? Am besten zeigte das die Szene zwischen Astrid und dem kleinen Jungen Teddy (außerordentlich gut gespielt von dem kleinen Liam James, bekannt für seine Rolle als kleiner Shawn aus "Psych"). Während sie liebevoll mit dem Jungen spielte, als er aussah wie ein gewöhnliches Kind, war sie sichtlich entsetzt, als er von jetzt auf nachher sein wahres Aussehen annahm. Und Teddy war sichtlich traurig, da er wohl bemerkt hatte, dass sein Aussehen Astrid schockiert hat. Es war sehr schön zu sehen, dass sich Astrid trotz des angsteinflößenden Aussehens zusammengerissen und sich um den Jungen gekümmert hat. Denn hinter diesem "Monster" steckte schließlich ein ganz normales, liebenswertes, verspieltes Kind, das für sein Aussehen wenig kann. Und auch die anderen Dorfbewohner waren (mit Ausnahme des Sheriffs) einfache, nette Menschen, denen das Schicksal eben böse zugespielt hatte. Als Zuschauer empfand ich Mitleid für diese Figuren, was vor allem auch daran lag, dass die Autoren nicht davor zurückgeschreckt sind, auch ein kleines Kind unter die "Opfer" zu bringen. "Fringe" ließ mich am Ende das erste Mal mit einem merkwürdig beklemmenden Gefühl zurück.

Außerhalb Edinas

Der Fall stand breit im Fokus dieser Episode und Randstories gab es so gut wie keine. Zwischenmenschlich passierte nicht viel, außer dass Peter sich ein wenig Sorgen um seinen Vater machte. Auffällig, wie sehr sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn verändert hat, während man mir die Olivia aus der Pilotfolge vorsetzen könnte und ich keinen Unterschied merken würde. Die Beziehung zwischen Walter und Peter ist zwar immer interessant, aber der weibliche Hauptcharakter wird dabei vollkommen vernachlässigt und hat sich bisher kaum weiterentwickelt. Weder Olivia selbst noch ihre Beziehungen zu den einzelnen Charakteren.

Was gibt es sonst noch zu sagen? Von der Aufmachung her braucht sich "Fringe" nicht verstecken, denn die Maskenbildner und die "CG"-Abteilung lieferten wieder einmal eine tolle Arbeit ab.

Fazit

Die Folge besticht mit einer recht beklemmenden Atmosphäre, einem interessanten Fall sowie mit den ein oder anderen Szenen, bei denen sich Fans von Horrorfilmen freuen werden. Außerdem hat mir das Zusammenspiel von Astrid und Walter gefallen, die viel öfter auch einmal außerhalb des Labors miteinander interagieren sollten. Trotz der üblichen Dosis an Handlungsfortschritten (also Null) eine interessante und sehenswerte Folge, der ich sechs Punkte gebe, was für eine "PotW"-Folge eine ordentliche Punktzahl ist.

Manuel H. - myFanbase

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