Review: #3.03 Der Weg der Züchtigung
"Game of Thrones" hat es ein weiteres Mal geschafft, alle denkbaren Emotionen in nur eine Folge zu packen. In #3.03 Walk of Punishment geht es nun richtig zur Sache und von Action, Spannung und Schockmomenten bis hin zum Lachen schöne und Weinen traurige Szenen sowie eindrucksvollen Dialogen, ist hier jede Stimmung vertreten. Die Episode ging viel zu schnell zu Ende und die nächste Folge kann nicht früh genug kommen.
"Valar morghulis." - "Yes. All men must die. But we are not men."
Daenerys' Storyline wird immer packender und ihre Szenen waren eines der Highlights dieser Episode. In der zweiten Staffel hatte sie weder viel Screentime, noch eine großartige Storyline. Nun ist merkbar, dass sie eine innere Charakterwandlung durchgemacht hat und nach den Ereignissen von Qarth so gefestigt hervorgeht wie noch nie. Voller Stärke und Selbstbewusstsein steht sie vor dem Sklavenhändler Kraznys und verhandelt mit ihm um die Armee der Unbefleckten. Kein einziges Mal scheint sie nervös oder unsicher zu sein, im Gegenteil. Die Stadt Astapor und die Verhandlungsszene wurden richtig klasse in Szene gesetzt und hatten abermals dank Missandeis wohlwollenden Übersetzungskünsten großen Unterhaltungswert. Auch Dany hat in Missandei eine kluge Frau erkannt, was wiederum darauf schließen lässt, dass sie doch nicht so ahnungslos von der Sprache ist, wie sie vor Krazyns vorgibt. Mühelos konnte sie "Valar morghulis" übersetzen und das kleine Grinsen bei einer von Krazyns Beleidigungen ist nicht entgangen. Mir gefallen Missandei und Dany im Doppelpack schon jetzt ausgesprochen gut und Frauenpower ist in der Serie sowieso großgeschrieben. Mit Ser Jorah und Ser Barristan hat Dany zwei weise Berater, aber letztlich trifft sie die Entscheidungen und es war richtig von ihr, die beiden Männer in ihre Schranken zu weisen. Abermals mit viel Ausdruck in ihren Worten und dem drohenden Blick in ihren Augen, ohne zu aufbrausend zu sein. Noch hat es keiner der beiden Ritter geschafft, erfolgreich um ihre Gunst zu buhlen, aber eine Konfrontation zwischen ihnen zu gegebener Zeit scheint unvermeidbar.
Obwohl Dany in einer Sklavenstadt gelandet, von Grausamkeit umgeben ist und selbst Härte zeigen muss, behält sie ihre Menschlichkeit bei. Dies wurde in der Szene deutlich, als sie einem Sklaven Wasser anbot und mit den gekreuzigten Sklaven auf dem "Weg der Bestrafung" innerlich mitgelitten hat. Das Mädchen in ihr ist schon lange verschwunden und was wir in dieser Folge erleben, ist eine zielstrebige Frau, die weiß, was sie tut. Einen ihrer Drachen gegen 8.000 nahezu unbesiegbare Soldaten zu tauschen ist ein Wahnsinnsplan. Aber Daenerys Targaryen wäre nicht die Mutter der Drachen und Khaleesi, wenn sie eines ihrer Kinder, wie sie die Drachen beschreibt, für eine Armee verkauft. Ihr siegessicheres Auftreten verrät, dass sie noch ein Ass im Ärmel zu haben scheint. Zumindest hat sie nicht vor, wie der Rest ihrer Familie unterzugehen, sondern ist der letzte Drache. Für Buchkenner ist es erfreulich, Jorahs Satz über Rhaegar Targaryen mit einbezogen zu haben. "Rhaegar fought valiantly, Rhaegar fought nobly, Rhaegar fought honorably. And Rhaegar died."
"I could have had his head on a spike by now. Instead I have a mill."
Für Robb wird die Lage immer brenzliger. Seine strategischen Pläne gehen nicht auf und er droht zu scheitern. Bisher konnte er sich zügeln, doch der Wutausbruch gegenüber Edmure Tully zeigt, wie sehr Robb unter Druck steht und keine Lösung parat hat. Seine erdrückende Lage wurde mit der Einführung des Edmure Tully mitsamt dessen Unfähigkeit als Bogenschütze bei der Seebestattung charmant aufgelockert. Um kurz darauf wieder ein emotionales Gespräch zwischen "Schwarzfisch" und Catelyn zu erleben, die ihren unterdrückten Gefühle freien Lauf lässt und abermals die Sorge um Bran und Rickon hochkommt. In dieser kurzen Szene konnte Michelle Fairley wirklich zu Tränen rühren und sie spielt ihre Rolle einfach hervorragend. Es ist ein Wechselspiel der Gefühle in Schnellwasser und es ist einem zum Heulen und Lachen gleichzeitig zumute.
Emotionaler als gedacht war der Abschied von Heiße Pastete, der als Trio mit Gendry und Arya einem ans Herz gewachsen ist. Immerhin müssen sich die Zuschauer nicht durch dessen Tod, sondern lediglich durch eine wahrscheinlich auch kluge Entscheidung von Heiße Pastete von ihm loslassen. Als Bäcker ist er in der Schenke gut aufgehoben und dennoch hoffe ich, dass sich die Wege mit ihm irgendwann kreuzen werden.
Immer spannender wird die Geschichte um Theon und seinem mehrfachen Retter in höchster Not. Noch wurde nicht enthüllt, wer dieser Mann ist, der Theon vor dessen Peinigern gerettet hat. Seinem Satz "Winter is coming" nach zu urteilen, steht er in irgendeiner Verbindung zu den Starks, was wiederum für Theon nichts Gutes verheißt. Da es in "Game of Thrones" selten spannende Verfolgungsjagden auf Pferden gab, brachte diese perfekt gedrehte Szene viel Schwung und Action. Und eine weitere Frage, wie es mit Theon nun weitergehen wird. Die Zeiten seiner Machtspielchen auf Winterfell gehören definitiv der Vergangenheit an.
"When it's time I'm going to light the biggest fire the North has ever seen!"
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Jon unter Beweis stellen muss, dass er kein Spitzel ist, sondern wirklich den Wildlingen angehört. Diese Zeit scheint nun gekommen zu sein und durch Mance Rayders Plan, die Mauer zu befallen, muss Jon nun eine Entscheidung treffen. Er verzieht bei dieser Verkündigung etwas die Miene, aber was in seinem Inneren vorgeht, bleibt ungewiss. Zwar hat Jon mit Absicht Qhorin Halbhand getötet, um sich in Rayders Gruppe zu infiltrieren, aber es scheint auch, als habe er durch Ygritte Zugang zu den Wildlingen und ihren Idealen gefunden. Seine Offenbarung in #3.01 Valar Dohaeris, dass er für die lebende Seite kämpfen möchte, deckt sich mit der Vorstellung der Wildlinge. Derzeit ist es schwer zu beurteilen, auf welcher Seite Jon letztlich steht, aber da die Nachtwache seit der ersten Staffel einen Platz in meinem "Game of Thrones"-Herz hat, hoffe ich inständig, dass er das Richtige tut.
Durch die Rückkehr zu Craster, der keinen Deut sympathischer als das letzte Mal geworden ist, hat sich eine neue Wendung bei Sam ergeben. Er beobachtet, wie Gilly einen Jungen zur Welt bringt und ist genauso wie sie entsetzt darüber, da das Kind mit Sicherheit von Craster den Weißen Wanderern geopfert wird. So wie wir Sam kennen, wird er alles daran setzen, Gilly nun zum zweiten Male zu beschützen. Also war sein angedeutetes Schwärmen für Gilly in der zweiten Staffel doch von großer Bedeutung. Bisher haben wir Sam immer nur mit den anderen Nachtwächtern oder an Jons Seite gesehen und mir gefällt die Idee, dass er allem Anschein nach eine eigene Storyline bekommen wird.
"Your fire's burn low, my king."
Was in sieben Höllen plant Melisandre dieses Mal? Wir erleben Stannis als gebrochenen Mann, der komplett abhängig von ihr ist und dessen Niederlage in Schwarzwasser ihn innerlich zerfrisst. Sie dagegen hat ihn genau da, wo sie ihn haben möchte und ist eher amüsiert als traurig über seinen Zustand. Da Melisandre in die Flusslande reist und sich viele der Charaktere aktuell dort aufhalten, stellt sich natürlich die große Frage, auf welchen Charakter sie treffen wird. Der Puls schlägt schon allein bei dem Gedanken, dass sich zwei weit entfernte Charaktere endlich einmal über den Weg laufen, doppelt so hoch. Melisandre meinte, dass sie königliches Blut für ihren mysteriösen Auftrag bräuchte. An dieser Stelle darf wild spekuliert werden, wer ihr "Opfer" sein wird. Hoffentlich zögern es die Serienmacher nicht allzu lange hinaus.
"Intimate, lovely team, better chairs than the old small council chamber, conveniently to your own quarters. I like it."
Diesmal stand Königsmund nicht zu sehr im Vordergrund. Dennoch bescherte die Anfangsszene, in der alle so nah wie möglich einen Platz neben Tywin Lannister ergattern wollten, ein grandioses Zusammenspiel. Haben Kleinfinger, Varys und Pycelle für Schmunzeln und Cersei mit ihrer genialen Idee der Stuhlverschiebung für eine herzhaft witzige Szene gesorgt, schießt Tyrion erneut den Vogel ab und setzt sich demonstrativ am weitesten weg von seinem Vater. Abgesehen davon, dass Tyrion nun Schatzmeister ist und aufdeckt, dass Kleinfinger den königlichen Hof in den Ruin verschuldet, gab es ausnahmsweise keine große Aussage hinter den Szenen. Aber auch solche auflockernden Momente braucht die Serie, die vor allem so gelungen sind und bessere Gags als viele Comedys zu bieten haben. Allerdings waren die Bordellszenen mit Podrick wider einmal unnötig, aber HBO scheint auf nackte Haut und weibliche Reize tatsächlich niemals verzichten zu wollen.
"If you fight them, they will kill you, do you understand? I’m the prisoner of value, not you. Let them have what they want, what does it matter?"
Der nächste Schockmoment der Serie lässt nicht lange auf sich warten. Noch ist niemand gestorben, aber Jaime wäre es vielleicht gerne in diesem grausamen Moment, als ihm die Hand abgeschlagen wird. Noch zuvor davon überzeugt, dass er Locke mit seinen überschwänglichen Reden und Charme um den Finger wickelt, lässt dieser sich nicht auf Jaimes Gerede ein und schlägt im kurzerhand und ohne jegliche Vorahnung die Hand ab. Dass es die rechte Schwerthand von Jaime war, ist umso schockierender, da wir ihn als (beinahe) unschlagbaren Ritter der Königsgarde kennen und der Kampf seine Gabe ist. Seit Jaime ein Gefangener ist, hat sich zwar in seinem Umgang mit anderen Menschen nicht viel geändert, aber man lernt ihn von einer anderen, emotional verwundbaren Seite kennen, vor allem im Gespräch mit Brienne. Für sie, die er zuvor oft verhöhnte, setzt er sich schließlich ein, als jene einer Vergewaltigung nahe ist. Die beiden haben sich vor dem erschreckenden Ereignis als richtig gutes Duo mit vielen amüsanten Dialogen erwiesen, doch nach diesem Ende dürfte sich Jaime verändern. Wird er durch den Verlust seiner Hand in eine tiefe Depression verfallen oder wird er es wegstecken können? Die Schlussszene hat einen nicht nur gehörig zusammenfahren lassen, sondern auch in Jaimes Storyline eine erhebliche Wendung gebracht.
Allerdings war der Abspann mit der Rockvariante des Songs "The Bear and the Maiden Fair" irritierend und unpassend gewählt. Jaime Lannister wird die Hand abgeschlagen und der Aufschrei sowie der Schock sind noch nicht ganz abgeklungen, da ertönt von einer Sekunde auf die nächste dieses Lied. Es wirkte fehl am Platz und die gesungene Variante von Lockes Männern während dem Ritt wäre wohl passender gewesen.
Fazit
Obwohl wir einige Charaktere nicht gesehen haben, hat "Game of Thrones" definitiv die richtige Richtung eingeschlagen. Es wird sich mehr Zeit für einzelne Handlungsstränge genommen, die neuen Charaktere wurden bisher alle wunderbar vorgestellt und bei den alteingesessenen Figuren haben sich spannende Wendungen aufgetan. Die Serie überrascht immer wieder aufs Neue und diese Episode war nicht nur die beste der bisherigen dritten Staffel, sondern bewegt sich auf enorm hohen Niveau, welches hoffentlich in allen kommende Folgen beibehalten wird. Es fehlt nicht mehr viel bis zur vollen Punktzahl.
Tanya Sarikaya - myFanbase
Die Serie "Game of Thrones" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Walk of PunishmentErstausstrahlung (US): 14.04.2013
Erstausstrahlung (DE): 28.02.2014
Regie: David Benioff & D.B. Weiss
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
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