Bewertung

Review: #8.02 Frühling

Foto: Scott Patterson, Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls: Ein neues Jahr - Copyright: Saeed Adyani/Netflix
Scott Patterson, Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls: Ein neues Jahr
© Saeed Adyani/Netflix

Es wird wieder wärmer in Stars Hollow und wir kehren mit #8.02 Frühling zurück zu den "Gilmore Girls". In der zweiten Episode des Revivals dreht sich alles um das Thema Beziehungen; ein Thema, dass diese Serie immer noch sehr stark macht. Wir werden von neuen Partnerschaften überrascht, sorgen uns um andere und fragen uns beim ein oder anderen Team-Up, wohin es noch führen wird. Zunächst aber geht es zum internationalen Food Festival:

Stars Hollow blüht auf

Die Veranstaltungen in Stars Hollow bringen die Leute zusammen wie eh und je und sind in diesem Fall sogar eine willkommene Gelegenheit für die Serienmacher ein lang währendes Mysterium zu lüften. In sieben Staffeln "Gilmore Girls" haben wir nämlich nur Mrs. Kim und ihre angsteinflößende, strenge Art kennenlernen dürfen, nun sehen wir aber zum ersten Mal Lanes Vater. Ja Mr. Kim lebt und scheint, dem Miniblick, den wir auf ihn werfen durften, nach zu urteilen, ein sympathischer Herr zu sein. Ein nettes Augenzwinkern der "Gilmore Girls"-Macher an eingefleischte Fans.

Ein weiteres, für Stars Hollow bahnbrechendes, Ereignis wirft außerdem kurz seine Schatten voraus: In einer seiner berühmt berüchtigten Sitzungen wirbt Taylor für Stars Hollows erste eigene Gay-Pride-Parade, dass ihm dafür aber laut eigener Aussage die schwulen Einwohner fehlen, ist mindestens genauso witzig, wie die Frage aus dem Publium, ob ihm wirklich keine weitere Person aus Stars Hollow in den Sinn kommt, die mitmachen will. Dabei wird mehr als eindeutig suggeriert, dass Taylor schwul sein könnte; ein Fakt, über den ich ehrlich gesagt nie nachgedacht habe, der aber auf jeden Fall irgendwie Sinn ergeben würde.

Emily und Lorelai

Nachdem wir also geklärt haben, wie es um unsere Lieblingskleinstadt und ihre Bewohner steht widmen wir uns erst einmal den Personen, mit denen wir #8.01 Winter beendet haben. Lorelai und Emily in einer Therapiesitzung zu sehen ist wohl etwas, was sich viele "Gilmore Girls"-Fans insgeheim immer für die beiden gewünscht haben und man wurde nun wirklich nicht enttäuscht. Es war alles mit dabei: Das unangenehme Schweigen, die gefühlten drei Sekunden Gelächter und gute Laune sowie jede Menge Vorwürfe. Meiner Meinung nach hat man das zerrüttete Verhältnis der beiden nie klarer gesehen als in diesen Sitzungen. Emily hat die meiste Zeit damit verbracht ihrer Tochter fehlenden Respekt und Verachtung gegenüber ihren Eltern vorgeworfen. Auf den ersten Blick wirkt dies mehr als unfair und gemein, aber da gibt es diese leise Stimme in meinem Hinterkopf, die anklopft und andeutet, dass sie irgendwie ein wenig Recht hat. Das Stimmchen wird besonders laut, als es um Lorelais Beziehungen geht. Emily wirft ihrer Tochter vor, beziehungsunfähig zu sein, und gibt Luke und Lorelai auf Dauer keine Chance. Zunächst einmal bin ich außer mit gewesen, denn diese beiden sind nach langem hin und her in den vorrausgegangenen sieben Staffeln am Ende dann eben doch zusammen gekommen und geblieben. Das sich Luke und Lorelai über alle Maßen lieben, steht außer Frage, aber das Emily ihrer Tochter versucht vorzuwerfen, dass sie auf Dauer die Beziehung manipulieren wird, um nicht sesshaft zu werden, ist lächerlich. Nur weil ein Paar sich nicht dazu entschließt zu heiraten, bedeutet es doch nicht, dass man sich nicht liebt, oder? Ich bin, was dieses Thema angeht zunächst auf Lorelais Seite. Doch dann passiert etwas Seltsames, Emily bringt mich tatsächlich dazu dies zu überdenken, denn unterschwellig versucht sie, denke ich, ihrer Tochter klar zu machen, wie sehr sie eigentlich genau dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit mit Luke festhalten will. Was Lorelai aber anscheinend ihrer Mutter nicht anvertrauen möchte, ist die Tatsache, dass sie wahrscheinlich Angst davor hat, dass es, wie schon zuvor mit Christopher, schief gehen könnte. Die Angst davor, Luke zu verlieren, steht einer möglichen Hochzeit im Wege und gibt Lorelai in ihrem Hinterkopf genug Argumente dafür, ihre Beziehung mit Luke ohne Trauschein zu führen.

Nach dem Streit um die Beziehungen ihrer Tochter entscheidet sich Emily dazu nicht mehr zur Therapie zu kommen. Aus ihrer Sicht scheint alles gesagt zu sein und sie kann langsam mit ihrem Leben weiter machen. Lorelai hingegen entscheidet sich die Sitzungen alleine weiter zu führen und kann somit auch über Richards Tod sprechen. Um ehrlich zu sein, mag ich es sehr, wie sie ihn weiterhin sehr präsent halten. Die Trauer um einen geliebten Menschen und die Erinnerungen an diesen begleiten einen noch sehr lange nach dem Tod der Person; es ist also schön zu sehen, wie uns das verstorbene Familienoberhaupt durch die Jahreszeiten zu begleiten scheint.

Die letzten Worte ihres Vaters aus Lorelais Mund zu hören ist nicht nur urkomisch, man kann es sich sogar irgendwie genau vorstellen, wie Richard das Krankenhauspersonal durch die Gegend scheucht. Ein schöner kleiner Moment, der mich beim Gedanken an diesen geliebten Charakter lächeln lässt.

Lorelais Vater bleibt überraschenderweise auch in Lukes Leben präsent, denn er hat ihm eine große Summe Geld hinterlassen, damit er aus Luke's Diner ein weitreichendes Geschäft machen kann. Ich war zunächst echt gerührt und ein wohliges Gefühl machte sich in meinem Herzen breit, denn so würdigte Richard irgendwie Luke und gab ihm gleichzeitig seinen Segen. Je mehr ich darüber nachdenke, ärgere ich mich aber schon fast wieder über Richards Geste. Besonders als wir Emily, Luke und die Maklerin zusammen sehen, wie sie sich mögliche Immobilien für weitere Diner ansehen, wird einem vor Augen gehalten, wie wenig Lorelais Vater die große Liebe seiner Tochter doch kannte. Luke ist ein einfacher Mensch, der vollkommen zufrieden damit ist, ein kleines Diner in einer Kleinstadt zu führen. Das bisschen Arbeit, die der Laden verursacht, übernimmt er gerne, aber er hätte nie und nimmer Lust dazu, ein Imperium oder sonst etwas aus Luke's Diner zu machen. Sicher ist es irgendwie eine schöne Geste von Richard gewesen, aber es wirkt am Ende dann doch leider nur so, als hätte er mal wieder eine Geschäftsidee gewittert. Die Tatsache, dass Luke Lorelai nichts von dem Trip mit Emily erzählt, lässt mich Probleme zwischen den beiden erahnen, die ich nicht miterleben will und die mich ehrlich gesagt etwas beunruhigen.

Rorys Irrungen und Wirrungen

Über die Phase der Beunruhigung bin ich bei Rory schon nach der ersten Folge hinweg, mittlerweile frustriert sie mich ehrlich gesagt etwas. In meiner ersten Review habe ich schon angedeutet, dass mir ihre Affäre mit Logan absolut nicht zusagt. Dieses Gefühl schlägt endgültig in ein Daueraugenrollen um, als wir erfahren, dass Logan verlobt ist. Allerdings erinnerte ich mich an dieser Stelle noch einmal daran, wieso ich ihn leider nicht sonderlich mag: Logan hat die meiste Zeit nur drei Dinge im Kopf und das wäre seine Karriere, den Spaß, den er im Leben haben kann, und das Ansehen seiner Familie! Er versucht den Schein einer glücklichen Beziehung zu seiner Verlobten zu wahren und vergnügt sich nebenbei mit Rory. An eine Auflösung der Verlobung denkt er nicht einmal, denn das würde sein Image ankratzen und das würde nicht nur ihm, sondern ganz besonders seiner Familie schaden. Was mich an dieser Situation allerdings noch mehr aufregt, ist tatsächlich Rorys Verhalten. Irgendwie habe ich nicht unbedingt das Gefühl, dass sie noch Gefühle für Logan hat, es ist vielmehr eine Geborgenheit, die sie verspürt, wenn sie bei ihm ist. Er gibt ihr eine Auszeit von ihrem mehr als chaotischen Leben und sie kann ihre Sorgen für eine Weile vergessen. Das alles ist im Grunde ja nicht verkehrt, wenn sie nicht schon wieder die "andere Frau" wäre. Was mich besonders frustriert ist, dass Rory sich sehr wohl bewusst darüber ist, dass das, was die beiden machen, falsch ist. Meine einzige Hoffnung ist es wirklich, dass sie erkennt, dass diese Affäre keinerlei Zukunft hat und sie beendet, bevor es Logan tut, denn dass das passieren wird, bezweifle ich ehrlich gesagt. Ich hoffe doch sehr, dass sich Lorelais Tochter mehr wert ist, als auf ewig die Geliebte eines in näherer Zukunft verheirateten Mannes zu sein.

Ihre berufliche Zukunft steht mittlerweile auch immer mehr in den Sternen: Nachdem Naomi sie immer mehr frustriert, ist Rory froh, dass es nicht zu einer weiteren Zusammenarbeit kommt. Da sie aber weiterhin Geld verdienen muss, kommt sie im Laufe der Folge auf Knien bei SandeeSays angekrochen. Ein weiterer Teil der Rory-Saga, der mich leider sehr genervt oder viel mehr irritiert zurück lässt. Sie wirkt auf mich irgendwie überheblich und arrogant, als sie SandeeSays absagt, nur um, als alle anderen Stricke zu reißen scheinen, wieder angekrochen zu kommen und einfach erwartet sofort eingestellt zu werden. Die Rory, die wir über sieben Staffeln "Gilmore Girls" kennengelernt haben, war zwar selbstbewusst, aber nie überheblich, was ist nur passiert? Selbst als sie die GQ-Geschichte über das "Schlange stehen" schreibt, beziehungsweise dafür recherchiert, wirkt sie teilweise nicht richtig bei der Sache. Natürlich ist es keine Story, von der sie begeistert ist, aber sie hat immer gerne über Menschen geschrieben und aus jedem Fetzen Information mit ihrem Talent und ihrer Leidenschaft einen schönen Artikel gezaubert. Diese Magie scheint ihr irgendwo zwischen London, New York und Stars Hollow verloren gegangen zu sein und ärgert mich leider etwas.

Auch ihre Beziehung zu Lorelai scheint ein wenig zerbeult zu sein, denn sie erzählt ihrer Mutter erst von ihrer Affäre mit Logan, als sie angetrunken und mit einem schlechten Gewissen nach ihrem ersten One-Night-Stand in einem New Yorker Hotelzimmer steht. Ich habe das Gefühl, die alte Rory hätte sich schon viel früher Lorelai anvertraut. Sie hat anscheinend geahnt, wie Lorelai reagieren würde und wollte das, was sie selbst in ihrem Hinterkopf rufen hört, nicht aus dem Mund ihrer Mutter hören.

Chilton

Etwas freudiger, als in Lorelais und Rorys Leben geht es beim Ehemaligentreffen in Chilton zu, zumindest für die Zuschauer: Es war so schön an diesen Ort zurück zu kommen, fast wie eine kleine Zeitreise. Sogar Direktor Charleston war wieder mit von der Partie; es war ein tolles Gefühl ihn wieder zu sehen. Wie zu erwarten war, hätten Paris' und Rorys Vorträge gegenüber den aktuellen Chilton-Klassen nicht unterschiedlicher sein können. Während die Schüler nach Rorys Worten den Klassenraum inspiriert und motiviert verlassen haben, waren Paris' Opfer verstört und panisch. Die Leiterin der Fruchtbarkeitsklinik hat sich in ihrem übertrieben strebsamen Wesen, was sie irgendwie ja auch wieder liebenswert macht, kaum verändert, was mir das Herz aufgehen lässt. Die Lachmuskeln wurden bei Paris' Zusammenbruch auf dem Schulklo bis aufs Äußerste angespannt. Wie der Anblick ihrer Jugendliebe Tristan die sonst so gefasste Geschäftsfrau immer noch so aus dem Konzept bringen kann, war herrlich mit anzusehen. Der Ort, an dem da Ganze stattfand, hat uns zurück in die erste Staffel katapultiert, denn genau so etwas hätten wir dort gesehen. Das dann auch noch Francie auftaucht, hat dem Ganzen dann die Krone aufgesetzt. "Gilmore Girls"-Humor in Bestform! Am Ende des Tages hat es mich sehr überrascht, dass Direktor Charleston Rory tatsächlich nahe legt ihren Master zu machen und in Chilton zu unterrichten. Bisher habe ich sie immer nur als Schreiberling gesehen, aber Lehren macht plötzlich auch Sinn. Ich bin sehr gespannt, ob dieser Vorschlag noch einmal aufgegriffen wird.

Überhaupt steht am Ende dieser Folge so einiges in den Sternen: Rory scheint wieder zurück nach Hause zu ziehen. Bedeutet das, dass sie die Affäre mit Logan beenden wird? Was wird mit ihrem Artikel für GQ? Fragen über Fragen, die wir hoffentlich in den nächsten beiden Folgen beantwortet kriegen.

Randnotizen:

  • Schade, dass man Chad Michael Murray nicht für einen Miniauftritt gewinnen konnte. Das wäre wirklich eine tolle Überraschung geworden.
  • Das Versteigern der Picknickkörbe war ein schöner Throwback zu vergangenen "Gilmore Girls"-Staffeln
  • Michel verlässt vielleicht das Dragonfly Inn? Das kann er doch nicht machen!
  • Was denkt ihr hat es mit dem mysteriösen Brief auf sich, den Emily in der Therapiesitzung anspricht?
  • Doyle als erfolgreichen Hollywood-Produzenten zu zeigen, ist so schön herrlicher "Gilmore Girls"-Humor. Dazu sollte man wissen, dass der Darsteller Danny Strong tatsächlich eine imposante Karriere hingelegt hat.
  • Was war das bitte für eine perfekte "Parenthood"-Reunion in einer der zahlreichen New Yorker Schlangen. Lauren Grahams Serientöchter in einer Szene zusammen auf dem Bildschirm zu sehen, war ein Traum!
  • Kirks zweiter Kurzfilm zusammen mit seinem Schwein war herzzerreißend findet ihr nicht?

Nicola Porschen - myFanbase

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