Review: #3.06 Diplomatie

In "Good Wife" herrscht momentan ein wenig das Gefühl des Stillstands herrscht, zumindest wenn man auf die große Entwicklung innerhalb der neuen Staffel blickt. Nach dem Drama um die Kanzlei und dem aufregenden Wahlkampf um das Amt des oberen Staatsanwalts ist etwas Ruhe eingezogen und man scheint bei einigen Charakteren wohl noch nach einem neuem, spannenden Storyelement zu suchen. So lange man aber solche Episode wie die #3.06 Diplomatie vorzeigen kann, ist die Serie weit davon entfernt, langweilig zu werden. Denn allein durch den verschobenen Blickwinkel in dieser Folge, erleben wir eine komplett neue Dynamik, und da der neue Mittelpunkt Cary Agos und sein Alltag in der Staatsanwaltschaft ist, bin ich mehr als erfreut darüber. Cary ist schon lange eine Art Geheimwaffe der Serie, spätestens seit seinem Wechsel zur Staatsanwaltschaft. Dabei bleibt Matt Czuchry in seinem Schauspiel weiterhin eher subtil und zurückhaltend, was dem rechtschaffenen Cary aber sehr gut zu Gesicht steht.

Wir sehen hier den Fall des jungen Vergewaltigers, der durch Verwicklungen in die Diplomatie unnötig verkompliziert wird, mit seinen Augen, was von besonderer Wichtigkeit ist, denn hier vertritt Lockhart/Gardner einen Schuldigen. Nichtsdestotrotz sehen wir auch noch einen großen Teil des Falles mit Alicias Blickwinkel, besonders unter dem Gesichtspunkt, dass sie die junge Caitlin D'arcy bei ihren ersten Schritten in der Kanzlei betreut. Die erweist sich nach ihrer Einführung in der letzten Folge, in der sie ja eher negativ belegt war, zumindest im Vergleich zur kompetent-sympathischen Martha Reed, als erstaunlich fähig und durchaus auch interessant. Ich hoffe nur, man bewegt sich mit ihr nicht in eine Richtung, die sie als Gefahr für Alicia in Bezug auf Will Gardner macht. Es gab hier einige Andeutungen, die man so interpretieren könnte, aber es wäre nicht die einzige Auslegungsmöglichkeit von Caitlins Handeln. Es wäre zu schade, wenn man nicht die Möglichkeit nutzt, einen weiteren, weiblichen Blickwinkel aus einer ganz anderen Richtung einzuführen, denn die Chance hat man mit Caitlin nun eröffnet. Hoffen wir darauf, dass die klugen "Good Wife"-Autoren diese auch nutzen.

Cary, der ja der eigentliche Hauptcharakter in dieser Folge ist, hat es auch bei der Staatsanwaltschaft nicht leicht. Besonders Matan Brody beäugt ihn skeptisch und empfindet ihn als Emporkömmling. Wir wissen, dass Cary ein sehr fähiger Anwalt ist, dass Brody aber nur dessen überaus schnellen Aufstieg sieht, kann man durchaus auch nachvollziehen. Und diese Feindschaft wird sicher nicht einfacher werden, nun da Cary über seinen Kopf hinweg befördert wurde. Wie das neue Gesicht, die Staatsanwältin Dana Lodge, die aber im Serienuniversum gar nicht neu sein soll, dazu passt, müssen wir erst einmal abwarten. Ihr Zusammenspiel mit Cary in dieser Episode war bisher aber wirklich sehr erfrischend.

Auch Elis Teil dieser Folge hat enormen Spaß gemacht, nach dem eher mauen Geplänkel rund um seine Lobbyarbeit, war der Einblick in seine gescheiterte Ehe wirklich interessant. Dazu kommt dass seine Ex-Frau Vanessa von der großartigen Parker Posey verkörpert wird, die mit Alan Cumming wunderbar harmoniert. Es war aber auch wirklich spannend, Eli hier einmal so verletzlich und emotional zu sehen. Davon kann man gerne mehr einbinden, sollte es auf beruflicher Ebene für die nahe Zukunft keine spannenden Geschichten geben.

Der juristische Fall war für meine Begriffe in dieser Episode nicht wirklich spannend, dafür wurde er doch zu oberflächlich behandelt. Er diente aber eben auch nur als Mittel zum Zweck, dem Zuschauer einmal die Perspektive der Staatsanwaltschaft näher zu bringen, sowie die neue Lockhart/Gardner Mitarbeiterin Caitlin D'arcy ordentlich vorzustellen. In dieser Hinsicht kann man #3.06 Diplomatie als gelungen und vor allem sehr unterhaltsam bezeichnen.

Cindy Scholz - myFanbase

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