Bewertung

Review: #3.09 Whiskey Tango Foxtrott

Foto: Josh Charles, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Josh Charles, Good Wife
© Paramount Pictures

Die Episode beginnt mit einem Drohnenangriff und den verschiedenen Abwägungen, die damit einher gehen. In Deutschland ist das Thema Drohnen nach dem Eurohawk-Debakel sicherlich noch mal was ganz anderes, aber hier sieht man mal wieder, auf welche Art und Weise die USA sie einsetzen und welche Konsequenzen das nach sich ziehen kann. Denn auch wenn es sich um ein unbemanntes Flugobjekt handelt, so gibt es doch immer jemanden, der die Drohne steuert und dafür verantwortlich ist. Genau das führt zu dem Dilemma dieser Woche, das Lockhart Gardner mal wieder mit dem Militär zusammen führt. Und das macht es wie immer recht amüsant, weil die sonst so coolen Anwälte, insbesondere Will, mit den strengen Regeln des Militärgerichts nicht klar kommen. Das wird auch hier wieder schön deutlich, als die Richterin Will auffordert seine leisen Bemerkungen noch mal für das Protokoll zu wiederholen, wozu auch zählt, dass er Alicia auffordert den Fall zu übernehmen, weil die Richterin ihn wohl hasse.

Interessant ist bei diesem Fall auch, dass man dem Stereotyp des Soldaten hier entgeht, indem man direkt zu Beginn zeigt, dass es sich um eine Frau handelt. Das wird noch mal verdeutlicht, als Alicia später davon ausgeht, dass der Soldat ein Mann war und daraufhin korrigiert wird. Vielleicht hat man auch gerade deshalb Mitleid mit der Soldatin, die so kindlich und zerbrechlich wirkt, weil sie eben kein Mann ist, dem man vom Stereotyp her eine solche Tat vielleicht viel eher zutrauen würde. Und genau das wird einem am Ende zum Verhängnis. Während man im ersten Moment der Ansicht war, dass ein Drohnenangriff ein feiges Kriegsmittel ist, weil alles so unmittelbar und ohne Vorwarnung geschieht, und man dadurch bestätigt wird, dass so viele Unschuldige gestorben sind, wechselt man im Verlauf der Episode auf die Seite der Soldatin, die doch nur ihre Befehle befolgt hat. Doch wie die Richterin Alicia am Ende erklärt, hat die Soldatin falsch gehandelt und einen Befehl zum Abbruch, aus was für Gründen auch immer, missachtet. Und genau deshalb sollte man doch froh sein, dass das Gericht hier durchgreift und den Tod so vieler Unschuldiger nicht einfach toleriert, auch wenn es während der Verhandlung stellenweise so aussah, als wolle man hier ein Exempel statuieren. Bei einem Mann wäre das Gericht wahrscheinlich zu dem gleichen Urteil gekommen und als Zuschauer wäre man vielleicht sogar die ganze Zeit gegen ihn gewesen, weil er nicht so eingeschüchtert und verwundbar gewirkt hätte. Gerade weil man als Zuschauer hier sehr stark Alicias Perspektive einnimmt, die das Urteil für ungerecht hält, so ist es doch gut, dass die Richterin ihr am Ende noch mal erklärt, worauf es hier ankam und das ist die Verantwortung, die jeder einzelne bei solchen Einsätzen trägt - egal ob Mann oder Frau.

Parallel zu dem Militär-Fall bekommt Eli in dieser Episode wieder etwas mehr zu tun. Nachdem wir ihn zuletzt wieder mehr im Bereich der Politikkarrieren zu sehen bekommen haben, geht es nun mit dem Käse-Skandal aus #3.03 Kompromisse weiter. Obwohl die riesige Macht der Lebensmittel-Lobbyisten natürlich ein ernstzunehmendes Thema ist, wird es hier sehr lustig aufbereitet. Eli gibt alles, um Milchprodukte in der Lebensmittelpyramide wieder hervorzuheben und dafür muss er Allianzen schließen. Dass er dabei von einer neuen Konkurrentin, Stacie Hall, ausgetrickst wird, macht das ganze nur noch lustiger. Eli möchte sie ausspielen, doch sie scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Diane ermahnt ihn zwar, dass er sich auf das Wesentliche, die Interessen seines Klienten, konzentrieren soll, doch er fühlt sich herausgefordert und heckt deshalb einen Plan aus, wie er Stacie zuvorkommen kann. Dabei passiert jedoch genau das, wovor Diane ihn gewarnt hatte: Die Käse-Lobby entlässt Eli und damit auch die Kanzlei. Was mich etwas überrascht hat, war jedoch, dass Eli sich direkt in einer Art Sinnkrise stürzt und dermaßen aus dem Konzept gebracht wird. Normalerweise scheint er doch aus jeder Situation einen Ausweg zu sehen und für jede Krise eine Lösung zu haben. Aber das scheint nicht auf ihn selbst zuzutreffen. Aber wie gut, dass Diane da ist, um ihn etwas aufzufangen. Sie wirkt in dieser Episode mal wieder mehr als deutlich wie eine Art Kindergärtnerin, die alle bei Laune halten und das Chaos verhindern muss. In dieser Rolle kann sie jedoch auch einfach nur glänzen.

Dass Diane sich nicht alles gefallen lässt, wird auch in der Auseinandersetzung mit Will deutlich. Nachdem Wendy Scott-Carr sie in die Ermittlungen gegen Will hineingezogen hat, wird es spannend, denn sowas kann Diane in ihrer Kanzlei nicht gebrauchen. Sie vertraut Will zwar in Bezug auf Wendys Vorwürfe, doch sie weiß auch, dass er Geheimnisse vor ihr hat. Genau deshalb ist für sie nun der Zeitpunkt bekommen, das Thema offen anzusprechen und Will aufzufordern, nicht nur sein eigenes Problem aus dem Weg zu schaffen, sondern auch die Affäre mit Alicia zu beenden. In den letzten Folgen war sie da subtiler und deutete sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz o.ä. an. Diesmal konfrontiert sie Will direkt und dabei wird deutlich, wie sehr sie die Sache stört. Sie bleibt sachlich und argumentiert, warum es von Will unklug ist mit Peter Florricks Frau zu schlafen, und ihr Blick zeigt dabei ihre ganze Stärke. Genau dafür mag ich Diane so. In Wills Storyline kommt währenddessen wieder ein bisschen Bewegung, nachdem es in den letzten Folgen nur leichte Andeutungen gab. Während er und Kalinda lange glauben, dass sich die Staatsanwaltschaft wieder zurückzieht, da sowohl Peter als auch Cary einen Interessenskonflikt haben, ahnen sie nicht, dass inzwischen Wendy Scott-Carr mit an Bord geholt wurde. Und die verfolgt inzwischen ganz andere Ziele als bisher abgesprochen. So will sie Will direkt angreifen und ihn nicht mehr nur dazu benutzen, an Lemond Bishop ranzukommen. Es bleibt also abzuwarten, welcher Schlagabtausch uns hier noch bevorsteht. Das bezieht sich nicht nur auf Wendy und Will, sondern auch Wendy und Cary, dem sie in dieser Folge seine Grenzen aufgezeigt hat.

Ein weiteres Highlight war in dieser Folge definitiv die Eskalation zwischen Alicia und Jackie. Nachdem ihre Schwiegermutter in der letzten Episode Alicias Sachen durchwühlt und sich dabei unbewusst auch noch mit dem Laptop gefilmt hat, kommt es nun zur Konfrontation zwischen den beiden Frauen. Wie erhofft, lässt Alicia als erstes die Schlüssel zur Wohnungstür austauschen, um es Jackie unmöglich zu machen, wieder in ihre Privatssphäre einzudringen. Sie informiert darüber hinaus die Kinder darüber, was vorgefallen ist und zieht sie so, ob beabsichtigt oder nicht, auf ihre Seite. Zach ist zwar neugierig, was Jackie sich erhofft hat, auf dem Computer zu finden, in erster Linie sind sie aber schockiert, dass ihre Großmutter wohl dafür sorgen will, dass ihr Vater das alleinige Sorgerecht erhält. Dass Grace ihre Oma sogar verflucht, zeigt das recht deutlich. Ich rechne es Alicia hier hoch an, dass sie ihre Kinder versucht so erwachsen wie möglich zu behandeln. Und doch kommt wieder die Löwin, die ihre Jungen beschützt, aus ihr heraus, als Jackie dann endlich vor ihr steht. Diese schafft es wegen der gewechselten Schlösser nicht in die Wohnung und so hat Alicia direkt von Beginn an die Oberhand in der Auseinandersetzung und Jackies Tadel kann ihr nichts anhaben. Als sie Jackie dann endlich die Tür vor der Nase schließt, kommt ein weiterer Höhepunkt, als Alicia Zach sagt, dass er ein eigenes Auto bekommt, damit Jackie ihn und Grace nicht mehr abholen muss. Man empfindet in dem Moment ein wenig die Euphorie Zachs, denn Alicia entscheidet so selten etwas spontan, dass man sich darüber einfach nur freuen kann.

Fazit

Diese Episode punktet am meisten durch die grundsätzlichen Storylines, die sich bereits durch die ganze Staffel ziehen. Der Fall der Woche wirkt dagegen eher schwach, auch wenn man als Zuschauer hier wieder gut zum nachdenken über seinen eigenen Standpunkt gebracht wurde und Wills Problematik mit dem Militärgericht für einige Schmunzler gesorgt hat. Die Highlights waren aber definitiv Dianes Konfrontation mit Will und Alicias Konfrontation mit Will. Auch ganz nett ist der Titel der Episode "Whiskey Tango Foxtrott": WTF (Abkürzung für "What the Fuck"). Das lag Alicia wohl auf den Lippen, als sie Jackies Spionagevideo auf ihrem Computer entdeckt.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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