Bewertung

Review: #3.20 Mitgefangen, mitgehangen

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
© Paramount Pictures

Dachte ich es mir doch, dass der Fall des Blue Ribbon Panels noch nicht so einfach abgeschlossen ist und uns dieser noch eine Weile begleiten wird. Denn wie wir nun wissen, hatte Alicias neuer Gegenspieler Mike Kresteva noch einige Trümpfe im Ärmel und den festen Plan, diese gezielt gegen Alicia auszuspielen. Dabei ist mir noch nicht ganz klar, auf wen diese nun wirklich abzielen. Interessant auf lange Sicht ist aber natürlich die Tatsache, dass Kresteva als politischer Gegner von Peter aufgebaut wird, der mit diesem im den Gouverneurposten kämpft (auch wenn es noch zu klären ist, ob Matthew Perry in der nächsten Staffel zur Verfügung steht, wenn er selbst mit einer eigenen Serie bei NBC unterwegs ist). Getrieben von diesem neuen Gegner, seinen eigenen Verbündeten und natürlich auch nicht zu wenig vom eigenen politischen Ehrgeiz ist Peter nun endgültig ins Rennen eingetreten und mit ihm Alicia an dessen Seite.

Das Timing dieser Verkündung, bereits zwei Episoden vor dem Ende der Staffel lässt mich aber doch ein wenig vermuten, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Auch das diese Wahl bereits 2012 stattfinden wird, passt für mich nicht wirklich ins Bild, das man ernsthaft plant die nächste Season rund um Peters neue Kampagne aufzubauen. Dieser Wahlkampf wäre nach der Sommerpause dann doch viel zu kurz, birgt die Gefahr sich zu sehr im Bezug zur 2. Staffel zu wiederholen und würde Peter wohl bei einem eventuellen Gewinn zu sehr ins Abseits befördern. Außerdem darf man nicht vergessen, dass das Grundgefüge der Serie durchaus das Gegengewicht in der Staatsanwaltschaft benötigt. Ich habe also noch meine Zweifel, dass man diesen angedeuteten Pfad wirklich beschreiten will, aber ich lasse mich weiterhin überraschen. Alicias Rolle in dem ganzen Gefüge bleibt zudem weiterhin hochinteressant. Ich spüre da durchaus so etwas wie eigenen politischen Ehrgeiz bei ihr, den sie zwar momentan noch voll auf Peter projiziert, aber von dem ich mir gut vorstellen kann, dass sie sich irgendwann selbst einmal dazu berufen fühlt, es ihrem Mann nachzumachen. Dieses neue Machtbewusstsein von Alicia belebt momentan ungemein die Interaktion zwischen ihr und Peter. Ich stehe auch weiterhin dazu, dass ich die beiden nicht wieder als Liebespaar sehen möchte, aber als so etwas wie Verbündete mit gemeinsamem Ziel funktionieren sie für mich wunderbar. Auch die Aussicht darauf, Alicia in einem wesentlich aktiveren Part im Wahlkampf integriert zu haben, mit all den Konflikten die daraus mit Eli entstehen könnten, haben durchaus ihren Reiz. Davon bekamen wir in dieser Folge schon einmal einen Vorgeschmack, der richtig Appetit gemacht hat. Ich frage mich dabei nur, ob es nicht ein wenig naiv war von Alicia, ob der Tatsache das Mike Kresteva einfach so mit Lügen um sich wirft, dermaßen schockiert zu sein. Schließlich kennt sie die politischen Gepflogenheiten als jahrelange Politikergattin doch zu Genüge, andererseits hat es wohl bisher nie ihre eigene berufliche Integrität betroffen, und dass sie dies nicht so einfach auf sich sitzen lassen will, ist durchaus nachvollziehbar.

Mit Peters Kandidatur gerät aber auch Eli in einen Interessenkonflikt, denn gerade als er und seine Ex-Frau Vanessa wieder in alten Gefühlen schwelgen, wird er vor die Wahl gestellt: entweder Peter oder Vanessa. Mit diesem persönlichen Dilemma will man hier offensichtlich für ein wenig zusätzliches Drama sorgen, was ich aber leider als völlig überzogen empfunden habe. Auch wenn Eli dabei noch so unterhaltsam war und er sich wieder einmal fachlich und auch privat von seiner besten Seite präsentieren konnte, so hat es mir doch nicht darüber hinweggeholfen, dass die geschaffenen Umstände wahnsinnig konstruiert waren. Natürlich passiert das alles, gerade nachdem er und Vanessa wieder im Bett landeten und natürlich ist allen von Vorneherein klar, für welche Kampagne sich Eli entscheiden wird. Dazu kommt noch, dass er in für ihn völlig untypsicher Art, Vanessa nur eine Halbwahrheit bezüglich seiner Entscheidung auftischt. Ich hoffe wirklich, dass dies alles noch einmal aufgegriffen wird und in der Zukunft eine Rolle spielt. Denn wenn es sich bei diesem künstlich erzeugten Drama nur um ein einmaliges spannungsteigerndes Element handelte, wäre dies wirklich unter der Würde von "Good Wife".

Apropos unter der Würde, gibt es eigentlich etwas was unwürdig für Jackie wäre? Einen Schlaganfall vorzutäuschen um sich die Gunst ihres Sohnes zu erhalten gehört jedenfalls offensichtlich nicht dazu. Das war schon ein starkes Stück, was sich Jackie da geleistet hat und auch wenn ich einerseits nicht umhin konnte, dieses Intrigenspiel von ihr zu bewundern, frag ich mich doch ob man es nicht zu weit damit treibt, Jackie derart eindeutig zum Antagonisten zu machen. Aber es war schon eine besondere Befriedigung mit ansehen zu dürfen, wie Peter endlich einmal seiner Mutter die Grenzen aufgezeigt hat. Wie viel von dieser späten Emanzipation des Sohnes nach dem Schlaganfall bleibt, wird die Zukunft zeigen.

Neben all den Handlungssträngen, die irgendwie in Peters zukünftige politische Karriere hineinspielten war da natürlich auch noch ein Justizfall, den Alicia betreute. Dabei handelt es sich wieder einmal um eine Version einer realen Geschichte, hier bezog man sich auf den in den USA mit großem Medieninteresse begleiteten Fall der so genannten West Memphis Three. Hier bei uns sind die Details dieser Geschichte weniger bekannt, von daher greift der Bezug für uns als Zuschauer wenig. Für mich war es eher ein Standardfall, der sicher nicht schlecht gemacht war, aber auch nicht viel Neues zu bieten hatte. Auch Wills kurzes Geplänkel mit seiner neuesten Flamme, einer Anwältin mit Drogenproblemen in der Vergangenheit, bleibt hier eher eine kleine Anekdote am Rande. Ob diese nun einen schlechten Einfluss auf ihn ausübt oder nicht, werden wir sehen.

Cindy Scholz - myFanbase

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