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Review: #4.21 Gemeinsam ist man stärker

Foto: Chris Noth, Julianna Margulies & Josh Charles, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Chris Noth, Julianna Margulies & Josh Charles, Good Wife
© Paramount Pictures

Ein von Alicia übernommener Fall hat plötzlich auch Auswirkungen auf Lockhart/Gardner und führt für Alicia schließlich zu wichtigen Entscheidungen auf privater Ebene. Außerdem nehmen Carys Pläne für eine eigene Kanzlei weiter Gestalt an, die wiederum Kalinda zu taktischen Spielchen für sich zu nutzen weiß.

"You are really amazing, you know that." – "I do know that."

Ein ziemlich kurioses Aufeinandertreffen von Alicia mit ihrem Bruder Owen und ihrer Mutter Veronica auf einer Beerdigung führt zum Fall der Woche. Weder Alicia noch Owen kennen den Verstorbenen und machen dies auch in einem amüsanten Dialog am offenen Sarg zum Thema. Es stellt sich jedoch heraus, dass es Veronica war, die Alicia zu der Trauerfeier lotste, um sie dazu zu bringen, das Anliegen der Witwe und einer Reihe von Mitarbeitern der Tech-Firma Blowtorch zu vertreten.

Sobald Alicias Familie eine Rolle spielt, kommt es eigentlich immer zu kleinen Highlights und so erleben wir neben diesem recht bizarren Auftakt auch im weiteren Verlauf noch eine sehr emotional aufgeladene und intensive Szene zwischen Alicia und ihrer Mutter. Doch dazu später mehr.

Im Rahmen der Fallhandlung gibt es noch ein weiteres Wiedersehen mit einer alten Bekannten, Nancy Crozier, die Blowtorch vertritt. Es wurde aber auch wieder einmal Zeit, dass uns Mamie Gummer mit einem Gastauftritt bei "Good Wife" beehrt. Nach dem vorschnellen Ende ihrer eigenen Serie "Emily Owens M.D." bot sich damit endlich wieder die Gelegenheit. In ihrer gewohnt naiv gespielten, aber dennoch skrupellosen Art, schafft sie es wieder einmal, Alicia aus der Reserve zu locken. Das führt hier erneut zu einigen amüsanten Wortgefechten, sowohl am Verhandlungstisch in der Kanzlei, als auch beim National Labor Relation Board, vor dem der Fall verhandelt wird.

Den klagenden Mitarbeitern droht die Kündigung ihrer Arbeitsverhältnisse, doch Alicia und der in den Fall ebenfalls involvierte Cary finden ein Schlupfloch. Die Mitarbeiter sollen sich gewerkschaftlich organisieren und damit der Entlassung zuvorkommen. Aber am Ende ist dennoch alles verloren, als Nancy Crozier verkündet, dass Blowtorch inzwischen von Chum Hum (#2.16 Great Firewall) aufgekauft wurde, die wiederum auch Klienten von Lockhart/Gardner sind. Somit bleibt nicht nur ein bitterer Beigeschmack für die Blowtorch Angestellten, denn das Urteil bietet durch den möglichen Einfluss der Kanzlei auf die Kaufentscheidung von Chum Hum einen weiteren spannenden Aspekt. Auch in Alicia reift dieser Verdacht und sie stellt Diane und Will diesbezüglich zur Rede. Ihre Vorwürfe werden zwar von Will zurückgewiesen, aber dennoch bleibt hier mehr als ein kleiner Zweifel und ich kann Alicia sehr gut verstehen, dass sie konsterniert und wohl auch von der eigenen Firma und insbesondere Will und Diane enttäuscht ist. Es gibt jedoch bezüglich des Falls noch eine weitere Entwicklung, die sich innerhalb der Kanzlei zuträgt und stark an Alicias Prinzipien und Wertvorstellungen rüttelt.

"These assistants they think we need them."

Bei Lockhart/Gardner bekommen einige Assistentinnen Wind von den Forderungen der Blowtorch-Mitarbeiter und wollen sich nun ebenfalls gewerkschaftlich organisieren, um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn zu bekommen. Wenig überraschend kommt das bei den Partnern und v.a. David Lee nicht gut an. Alicia stellt sich auf die Seite der Angestellten und man kann ihr den Unmut über die Handhabe der Partner förmlich ansehen und der Blick, mit dem sie Will in dieser Sache belegt, zeigt das immer tiefer werdende Zerwürfnis von Alicia nicht nur gegenüber Will, sondern Lockhart/Gardner insgesamt. Eine gemeinsame Kanzleigründung mit Cary scheint mir spätestens jetzt immer wahrscheinlicher.

Auch hier gibt es wieder zwei Aspekte der Handlung: den Konflikt, den Alicia bezüglich der geschäftlichen Seite mit sich austragen muss, aber auch in ihrer Beziehung zu Will, von dem sie sich damit zunehmend entfernt und sie zurück in die Arme von Peter treibt.

"I don’t know... because things are good right now."

Das Liebesdreieck um Alicia, Peter und Will nimmt diese Woche deutlich Kurs in Richtung Fortführung der Florrick-Ehe. Alicias Liebesleben wird dabei auch durch Owen und Veronica beeinflusst. So ist es zu Beginn der Folge noch Owen, der Alicia dazu rät, ihrer körperlichen Anziehung zu Will nachzugeben. Als er später plötzlich zu einem Fürsprecher Peters wird, kommt es zu einem heftigen Streit zwischen Alicia und Veronica. Ihre Mutter hat Peter seine früheren Fehltritte immer noch nicht verziehen und will mit ihm über die Erneuerung des Eheversprechens reden. Das veranlasst wiederum Alicia zu der drastischen Drohung, ihrer Mutter den Zugang zu ihren Enkeln zu verweigern, sollte sie doch zu Peter gehen.

Es sind Szenen wie diese, die mich an Alicia und ihren Entscheidungen in Liebesdingen immer wieder (ver-)zweifeln lassen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn Alicia Eingriffe von außen in ihre privaten Entscheidungen missfallen. Allerdings entsteht bei mir auch stets der Eindruck, dass sie in solchen Situationen immer genau das Gegenteil von dem tut, was ihr geraten wurde. Macht sie das aus Trotz oder ist es wirklich ihre freie Entscheidung, die nicht nur auf Vernunft beruht, sondern auch von Herzen kommt? Gerade an letzterem habe ich in dieser Folge wieder großen Zweifel. Hier macht die Serie ihrem Namen wieder einmal alle Ehre, denn Alicia scheint mir lediglich die gute Ehefrau spielen zu wollen. So willigt sie in Peters Wunsch hinsichtlich des Ehegelübdes ein und tritt außerdem in einem Fernsehinterview zu seinen Gunsten und zu Lasten seines Widersachers Mike Krestiva auf, der inzwischen in aktuellen Umfragen fünf Prozentpunkte vor Peter liegt. Zudem drängt sich mir der Gedanke auf, dass Peter Alicia für seinen Wahlkampf instrumentalisiert. Wie Veronica habe ich auch immer noch Zweifel an seiner Aufrichtigkeit. Der Zeitpunkt seines Antrags lässt doch stark an seinen wahren Gefühlen zweifeln und hinterlässt zumindest einmal einen faden Beigeschmack.

Zusätzliche Brisanz bekommt diese Konstellation durch einen Besuch von Veronica bei Will. Sie nutzt hier sehr intelligent das von Alicia ausgesprochene Redeverbot mit Peter aus, indem sie stattdessen seinen Rivalen aufsucht, um ihm von Peters Absichten zu unterrichten. Mein Respekt gegenüber Veronica steigt damit deutlich. Ihre unkonventionelle und mitunter auch verantwortungslose Art hinterließen bei ihren bisherigen Auftritten nicht nur Sympathien bei mir. Es gefällt mir jedoch, wie sie hier im Kontrast zu Alicia steht und eben genau das verkörpert, das ich mir in der vorliegenden Situation von Alicia erhoffen würde. Zwar zeigt Will gegenüber Veronica keine sichtbare Reaktion auf diese Nachricht, dennoch wird es mit Sicherheit in ihm rumoren, ob der kurzen Zeit, die ihm noch bleibt, Alicia wieder für sich zu gewinnen. Ich hoffe jetzt durchaus auf einen letzten Versuch von Will, doch sehe ich hierin auch zwei Probleme bzw. Gefahren. Mit seinem Verhalten in Sachen Chum Hum und in der Angelegenheit mit den revoltierenden Assistenten hat Will in Alicias Augen mit Sicherheit an Zuspruch und Sympathien verloren. Zudem besteht für das nun anstehende Staffelfinale die Gefahr, dass sich einfach der Cliffhanger aus Staffel eins wiederholen könnte. Damals kam Wills Anruf zu spät und Alicia stieg zu Peter auf die Bühne vor die Presse.

Bei der politischen Komponente in diesem Handlungsstrang ist übrigens auch auffällig, dass Eli hier überhaupt keine Rolle spielte. Gerade aufgrund des Angriffes auf den Gegenkandidaten und dann auch noch durch Alicia, die er ohnehin schon immer gerne mehr in den Wahlkampf integriert hätte, wäre doch ein Auftritt von ihm schon ein Muss gewesen. Wenn ich jedoch richtig informiert bin, spielt Alan Cumming gerade Theater am Broadway und konnte so wohl nicht parallel auch für "Good Wife" drehen. Schade.

"They don't value you here. We will value you."

Etwas am Rande spielt sich eine weitere womöglich wegentscheidende Handlung ab. Kalinda erfährt durch Zufall, dass Robyn über Lockhart/Gardner krankenversichert ist. Das weckt offenbar Neid und so kommt ihr Carys Angebot, in seine geplante Kanzlei zu wechseln, gerade recht, um zwischen Cary und Will einen Gehaltspoker zu entfachen. Natürlich wäre das durchaus reizvoll, wenn neben Alicia auch Kalinda zu Cary wechseln würde. Dennoch verursacht Kalindas Verhalten in der Angelegenheit bei mir einen starken Widerwillen. Hatte sie in der letzten Folge noch Pluspunkte bei mir sammeln können, so verliert sie hier für mich doch wieder gehörig an Sympathien. Sie ist nicht bereit, sich exklusiv an einen Arbeitgeber zu binden, will aber dennoch alle Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Noch viel mehr stört es mich aber, dass Kalinda doch erst in #4.13 eine Gehaltserhöhung bei Will aushandelte und nun offenbar gar nicht genug bekommen kann. Sorry, aber für dieses gierige und egoistische Verhalten habe ich kein Verständnis.

Kurz irritiert war ich übrigens noch, als Cary Kalinda über seine Kanzleipläne informierte. Ich hatte eigentlich bereits in der letzten Episode den Eindruck, dass sie darin schon eingeweiht war, als sie über gegenseitiges Vertrauen diskutierten.

Fazit

Auf der Habenseite steht eindeutig das Wiedersehen mit Alicias Familie und Nancy Crozier, die mit ihren Auftritten für die amüsanten Momente sorgten und im Fall von Veronica auch noch einmal zu einer Wendung bezüglich der Beziehung von Will und Alicia im Staffelfinale führen könnten. Dennoch war mir der Rechtsfall in der Folge etwas zu unspektakulär und die Idee mit den parallel verlaufenden Ereignissen um die Assistenten bei Lockhart/Gardner letztendlich doch zu belanglos. Das hatte zwar alles durchaus einen wichtigen Einfluss auf Alicias Handlungen und ihre Gefühlswelt, aber es wirkte für mich einfach zu gezwungen. Außerdem würde ich mir wirklich wünschen, Alicia könnte inzwischen endlich mehr nach ihrem Instinkt und Gefühl, als nach bloßer Vernunft handeln. Und im Liebesdreieck droht damit nun sogar eher die Gefahr der Wiederholung früherer Ereignisse. Für Kalindas mir unverständlichen, unsympathischen Gehaltspoker gibt es außerdem einen weiteren dicken Punktabzug.

Jan H. - myfanbase

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