Bewertung

Review: #5.19 Eine fesselnde Beziehung

Foto: Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Good Wife
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Manipulationen unterschiedlichster Ausprägung und allerorten prägen die neueste Ausgabe von "Good Wife". Während der Fall der Woche unter Beteiligung eines alten Bekannten einen schalen Beigeschmack hinterlässt, überzeugen sowohl die Geschehnisse im Büro des Bezirksstaatsanwaltes als auch das Zusammenspiel des Gouverneurs und seiner Frau. Wohingegen die vermeintlichen Eskapaden des Florrick Sprösslings beim Rezensenten Fragezeichen hinterlassen.

Das Ränkespiel innerhalb und zwischen den Kanzleien nimmt in dieser Woche ein kleine Auszeit und wir bekommen mit der Rückkehr von Colin Sweeney einen klassischen Fall der Woche präsentiert, der nicht nur wendungsreich daher kommt, sondern insbesondere in der Art der Inszenierung zu überzeugen weiß. Zunächst einmal werden wir als Zuschauer unmittelbar in die Party im Hause Sweeney hineingeworfen. Was zunächst den Anschein erweckt, es ginge vordergründig um dessen finanzielle Geschäfte entwickelt sich jedoch vom vermeintlichen Selbstmord zum vorsätzlichen Mord. Der Clou in der Umsetzung der Geschichte steckt dabei in der schrittweisen Offenlegung der Spielchen, die das Ehepaar Sweeney nicht nur mit Alicia, sondern auch mit Diane und dem Gericht spielt. Für Alicia muss das auch ein wenig wie ein déjà-vu erscheinen, da dies nicht das erste Mal ist, dass in ihrem Beisein im Umfeld von Sweeney ein Todesfall zu beklagen ist (#1.22 Unter Mordverdacht). Außerdem ist ihre Situation vor allem auch daher nicht einfach, weil sie durch ihre Rolle als Anwältin von Sweeney zunächst einmal seine Interessen zu vertreten hat, im Zuge der Ermittlungen aber auch selbst zur Zeugin wird. Insbesondere letzteres verunsichert sie und bringt sie in Gewissensnöte, denn wenn sie ehrlich ist, dann kann sie vor Gericht nicht bezeugen, Colin Sweeney während des besagten Abends pausenlos im Blick gehabt zu haben. In geschickt eingebundenen Rückblicken gelingt es den Serienmachern, Alicias Unsicherheit diesbezüglich sehr anschaulich zu vermitteln. Immer wieder gehen ihr die Bilder des Abends durch den Kopf, die sich zudem zu verändern scheinen und neue Perspektiven auf den Fall werfen. Um nicht in Interessenskonflikte zu geraten, übernimmt Diane letztendlich die Verteidigung von Renata, wird aber letztendlich genauso zum Spielball in einem morbiden Schauspiel der Sweeneys, das offenbar von Anfang an so eingefädelt war.

Ehrlich gesagt bin ich kein großer Anhänger der Figur des Colin Sweeney, da habe ich doch deutlich andere Favoriten unter den wiederkehrenden Charakteren. Dennoch muss ich zugestehen, dass es Dylan Baker immer wieder hervorragend gelingt, diesen zwielichtigen Charakter zu verkörpern. Auch in diesem Fall läuft einem nahezu ein kalter Schauer über den Rücken, als die tatsächliche Auflösung nach dem erfolgten Freispruch erst das ganze Ausmaß über den von den Sweeneys betriebenen Aufwand zur Verschleierung eines von Anfang an geplanten Mordes offenbart, der lediglich dazu diente, die schon wirklich krankhafte Liebe der beiden zueinander zu bekräftigen. Dass Alicia sich in der ihr in diesem Schauspiel zugedachten Rolle im Nachhinein alles andere als wohlfühlt sieht man ihr in der letzten Einstellung mehr als deutlich an. Ihr Blick wird dabei auch von Abscheu begleitet und genau das trifft den Nagel wohl auf den Kopf wenn man an dieses perverse „Spiel“ der Sweeneys denkt. Dieser sicherlich gewollte und provozierte Schockmoment ist mir persönlich jedoch eine Spur zu viel des Guten. Es ist sicherlich nicht das erste Mal in einer Anwaltsserie, dass nach einem Freispruch aufgedeckt wird, dass der vermeintlich Unschuldige doch der Täter war, von daher war es gar nicht diese Entwicklung die mir hier sauer aufstieß, sondern dieser doch recht widerwärtige Gedanke, aus Liebe zueinander eine solch abnorme Tat zu begehen.

"You and Dad are playing Bill and Hillary"

Dieser von Zach geäußerte Vergleich seiner Eltern mit den Clintons war für mich das persönliche Highlight einer etwas absurd anmutenden Geschichte um Zach und dessen vermeintlichen Marihuana-Konsum auf einer Party. Grundsätzlich würde das Ganze schon Sinn machen, weil es eben im Kontext zu der von Peter geführten Anti-Marihuana-Kampagne zu einem ungelegenen Konflikt führt wenn der eigene Sohn beim Kiffen erwischt wird. Dennoch scheint mir die ganze Aktion gar nicht zu Zach zu passen und sein mit der Mitschülerin geführtes Gespräch zeigt mir auch eher, dass er offenbar wirklich die Wahrheit sagt, auch wenn diese alles abstreitet. Vielleicht war das ja auch eine Aktion eines politischen Gegenspielers von Peter. Auf jeden Fall bleibt die Folge in dieser Hinsicht letzten Endes doch ziemlich im Dunklen und unabgeschlossen. Wenn sich das in naher Zukunft nicht doch noch als Teil eines großen Ganzen entpuppen sollte, dann war dieser Handlungsstrang für mich insgesamt einfach nur überflüssig. Aufgelockert wurde das Ganze immerhin noch durch die Einbindung von Owen, der sich in einem Interview auch nicht gerade vorteilhaft in Sachen Peters Kampagne äußert. Nein, dieser Part konnte mich für sich allein gesehen nicht überzeugen. Da hilft auch Zachs Clinton-Analogie nicht, die im Übrigen aber auch viel mehr auf einen anderen Aspekt der Folge zutrifft.

Es überrascht nämlich doch ziemlich, wie gut die neu getroffene Vereinbarung zwischen Peter und Alicia funktioniert. Die private Trennung haben beide offenbar gut überstanden und auch im beruflichen Umfeld arbeiten die Florricks scheinbar harmonisch zusammen. Das hätten Bill und Hillary wohl kaum besser hinbekommen. So ist es dann auch recht unterhaltsam mit anzusehen, wie sowohl Peter als auch Alicia es verstehen, mit ihrem Zusammenspiel ihre jeweiligen Gegner gemeinsam auszuspielen und gleichzeitig davon profitieren zu können. Für Alicia springt dabei ein Sieg gegen die Intrigen um Finn Polmar heraus, den sie aus Dankbarkeit für seine Hilfe für Will unterstützt, während Peter mit der Unterstützung von Finns Kandidatur als Bezirksstaatsanwalt seinem einstigen Rivalen James Castro den Wind aus den Segeln nimmt. Eine Hand wäscht die andere. Das funktioniert ganz hervorragend und ich bin schon sehr gespannt, welche Vorteile aus der Zusammenarbeit der Florricks sich zukünftig noch ergeben werden.

Fazit

#5.19 Tying the Knot ist ein Paradebeispiel, wie man es schafft, trotz eines klassischen Falls der Woche auch die Rahmenhandlung weiter voran zu bringen. Während Alicia von Sweeney und seiner Frau gnadenlos ausgespielt wird, spielt sie mit Peter ihr ganz eigenes Spiel mit James Castro. Was allerdings die Sache mit Zach sollte, erschließt sich mir nicht wirklich. Da hilft auch die Einbindung von Owen nichts mehr. Da ich wie gesagt kein großer Anhänger von Colin Sweeney bin und mir der Dreh am Ende auch nicht das erste Mal begegnete, konnte mich die Episode trotz der ansprechenden Inszenierung leider nicht vollends überzeugen.

Jan H. – myfanbase

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