Bewertung

Review: #6.05 Ablenkungsgefahr

Foto: Archie Panjabi, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Archie Panjabi, Good Wife
© Paramount Pictures

Nach dem Höhenflug der letzten Wochen konnte es ja kaum unendlich auf diesem hohen Niveau weitergehen und so legt "Good Wife" mit #6.05 Shiny Objects eine in meinen Augen höchstens durchschnittlich Folge vor. Während weite Teile der Episode mit oft überzogenem und schrägen Humor, einem recht blassen Fall und neuen Sexkapaden von Kalinda im Mittelmaß versanken, boten die letzten Szenen immerhin noch starke Momente, in denen sich der Serientitel in Sachen Geschlecht ins Gegenteil verkehrte.

Vorhang auf zur "Elsbeth Tascioni Show"! So hatten es sich möglicherweise die Autoren der von mir durchaus gemochten Anwältin gedacht. Aber mit inzwischen etwas Abstand zur Ausstrahlung bin ich von ihrem Auftritt doch weniger begeistert. In der Vergangenheit gefiel mir vor allem auch Elsbeths Dynamik mit Alicia und den Anwälten von Lockhart/Gardner. Sie nun als Anwältin der Gegenseite zu erleben, ließ mich gerade diesen Elan doch ein wenig vermissen. Dass Alicia sich in Kenntnis der Eigenheiten von Elsbeth darum bemühte, sie gezielt aus dem Konzept zu bringen, entpuppte sich für mich letztendlich aber nur als gut gemeinte Idee. Insgesamt war mir das ab einem gewissen Grad einfach zu absurd und schien letztendlich auch nur als Mittel dazu eingesetzt worden zu sein, um von dem doch ziemlich langweiligen Fall abzulenken. Auch wenn man im "Good Wife"-Universum nichts vorschnell als unwichtig abtun sollte, glaube ich persönlich nicht, dass der Fall an sich noch eine größere Rolle spielen wird. Die darin involvierten Personen könnte dies jedoch durchaus betreffen, denn die Rückkehr von Josh Perotti, interessanterweise tauchte Kyle McLachlan hier als Gaststar erst am Folgenende und nicht in den Opening Credits auf, schien mir doch nicht ganz beliebig zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt zu sein. In Staffel vier hatte er bereits dem von Elsbeth vertretenen Eli das Leben schwer gemacht. Könnte er nun in Sachen Alicias Kandidatur und der in der Öffentlichkeit unbekannten Unterstützung von Lemond Bishop bald eine Rolle spielen, auch wenn er es primär noch immer auf Eli abgesehen hat? Das wird sich natürlich erst noch zeigen müssen und ist reine Spekulation meinerseits.

Nicht weniger absurd war auch die Geschichte um den Trojaner-Angriff bei Florrick/Agos. Zunächst einmal musste man ja schon schlucken, dass Diane wirklich so naiv war, den recht auffälligen Warnhinweis zu ignorieren und die E-Mail zu öffnen, die die Sperrung der Kanzlei-Computer verursachte. So war letzten Endes auch hier die Auflösung der Situation mit der Gegen-Erpressung von Kalinda und der damit gleichzeitig verbundenen Russland- bzw. Putin-Kritik ein eher billiges Politik-Statement der Autoren als ein inhaltlich brillanter Schachzug im Rahmen der übergreifenden Handlung. Diese wurde jedoch in Form von Dianes Besuch an ihrer alten Wirkungsstätte noch einmal relevant. Ihr Gespräch mit David Lee offenbarte leider Gottes einen doch recht zahnlosen Ex-Kollegen. Etwas mehr Gegenwehr hätte ich mir von ihm schon erwartet. Mit der nun bekannten Information, dass die Lockhart/Gardner Büroräume noch über den von Diane gehaltenen Mietvertrag laufen schwant mir jedoch bereits eine Entwicklung, die mir auf den ersten Blick nicht so recht gefallen mag. Diane hat also möglicherweise die Macht, ihre alte Kanzlei räumen zu lassen und mit Florrick/Agos dort selbst (wieder) einzuziehen. Das würde meines Erachtens einen Rückschritt für die Serie bedeuten. Die neuen Räumlichkeiten symbolisierten den Umbruch nicht nur der Serie, sondern auch der vieler Charaktere bestens. Eine bloße Änderung des Schriftzuges an der Wand in der alten Umgebung würde dies zumindest gefühlt zunichtemachen. Allen voran Cary dürfte davon genauso wenig begeistert sein wie ich. Ähnlich gering ist auch meine Freude über Kalindas Rolle im Zusammenhang mit der Erpressungsnummer. Zum gefühlt einhundertsten Mal setzt sie wieder einmal Sex dafür ein, um an relevante Informationen zu gelangen und geht auch wieder einmal davon aus, dass es ihr Gegenüber ihr gleichtut. Da frage ich mich, was sie wohl glaubt, was Cary von ihr im Gegenzug haben will? Aber auch bei Lana hat sie sich getäuscht. Dennoch will ich diese Art der Ermittlung bei "Good Wife" nicht mehr sehen. Als einzig wahrer und vor allem humoriger Höhepunkt blieb bei der Sache immerhin noch Elis Kommentar beim Anblick der Countdowns auf den Computerbildschirmen: "I feel like I’m in a Bruckheimer movie.

Kommen wir aber noch zum interessanten und guten Teil der Folge. In Sachen Alicias Kandidatur zum States Attorney sind wir nämlich inzwischen einen Schritt weiter und ihre Kandidatur ist nun offiziell. Zuvor gab es aber noch ein vermeintliches Problem aus dem Weg zu räumen, denn nicht nur Peter auch Finn Polmar sollte Alicia offiziell unterstützen, was Eli nicht besonders gefiel. Alicia ist also noch vor der eigentlichen Bekanntgabe ihres Antretens bereits mitten drin in den politischen Ränkespielen hinter den Kulissen. In der letzten Folge ging es bereits mit ihrem Background-Check los und nun grätschen die Berater bereits dazwischen, wenn es um die Auswahl ihrer Befürworter geht. Und das wird mit Sicherheit erst der Anfang sein. Umso erfreulicher ist es, dass sich Alicia zu Beginn ihrer Kandidatur (noch) nicht verbiegen lassen will. So besteht sie nach einem Gespräch mit Finn auch weiterhin auf seiner Fürsprache und Peter bekommt hinter den Kulissen einen heftigen Einlauf verpasst, der aufzeigt, dass sie durchaus dazu bereit ist, ihren Weg alleine zu gehen. Gleichzeitig setzt das Peter natürlich auch unter Druck. Insgesamt war es aber sehr amüsant zu sehen, wie sich plötzlich die Rollen umkehren können. Peter besinnt sich eines Besseren und gibt auf der Bühne prompt doch noch den "Good Husband“, sofern es diesen Ausdruck überhaupt geben sollte. Alicias Verwandlung zur Frau mit eigenen Ansichten und Zielen vollzieht sich immer stärker und ich bin wirklich gespannt, wie weit sie in diesem Kandidatenrennen noch zu gehen bereit sein wird. Die erste offizielle Konfrontation mit James Castro wird sicher nicht lange auf sich warten lassen und das könnte durchaus schmutzig werden. Das zeigt natürlich auch, trotz meiner Skepsis für Alicias Vorhaben, dass mit diesem Handlungsfaden spannende Geschichten erzählt werden können.

Hervorheben möchte ich auch noch einmal, was für eine schöne Bereicherung Matthew Goode für den Cast der Serie in so kurzer Zeit geworden ist. Die unaufgeregte, souveräne und sympathische Art seines Charakters ist mehr als angenehm und ich freue mich aktuell einfach über jede gemeinsame Szene von Finn und Alicia. Gerade das Platonische zwischen den beiden gefällt mir derzeit gut. Aber für eine Liebesgeschichte ist es auch einfach noch viel zu früh und würde Alicias Charakter auch gar nicht entsprechen. Was mich übrigens an der Kandidatur-Geschichte wundert und auch ein wenig stört ist, dass das in ihrer Kanzlei überhaupt kein Thema ist. Beispielsweise wäre ich an Carys Stelle als Mitinhaber doch sehr daran interessiert, was meine Partnerin tut und welche Konsequenzen Alicias Wahl möglicherweise nach sich ziehen werden. Ich hoffe das wird zeitnah, wenn in meinen Augen auch reichlich spät, noch ein Thema.

Fazit

Mit #6.05 Shiny Objects legt der erzählerische Höhenflug seit dem Staffelauftakt trotz einer Reihe von prominenten und bekannten Gaststars eine kleine Verschnaufpause ein. Stattdessen stehen ein recht blasser Gerichtsfall und ein weitgehend belangloser Trojaner-Angriff in der Kanzlei im Mittelpunkt. Beide Geschichten fielen mit ihrem klamaukartigen Humor eher negativ auf, so dass die Folge für mich letztendlich nur durch das Voranschreiten in Sachen Alicias Kandidatur entscheidend punkten konnte. Humor bei "Good Wife" ist zwar ein gern gesehener Bestandteil der Serie, hier war es mir persönlich aber einfach zu viel des Guten. Ich bin jedoch optimistisch, dass dies nächste Woche schon wieder ganz anders aussehen wird.

Jan H. – myfanbase

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