Bewertung

Review: #2.08 Pret-A-Poor-J

Diese Folge knüpft an die sehr gute letzte an und, wenn einen die Unausgegorenheit der Serie, die nach mittlerweile 26 Episoden immer noch anhält, nicht stört, wegen der neue Plots nach nur ein, zwei Folgen wieder komplett über den Haufen geworfen werden und Charaktere eine 180°- oder besser 360°-Wendung machen, dann konnte auch diese Episode durchaus überzeugen. Ich störe mich an sowas mittlerweile nicht mehr, solange ich gut unterhalten werde, und das ist diese Woche geschehen.

Knight in Shining Armani

Jenny macht irgendwie alle zwei Folgen eine riesige Wandlung durch. Erst ist sie das brave Mädchen, dann der Blair-Ersatz, dann wieder das arme Mädchen, das nirgends reinpasst, dann das arrogante Gör, das dem Vater vor den Kopf stößt, dann die hart arbeitende Jugendliche und dann überschätzt sie sich wieder vollkommen. Damit einher geht meist ein völlig radikaler Haarschnitt, was mir jedoch gefällt, da Taylor Momsen so ziemlich jeden Haarschnitt tragen kann und es auch ein wenig zu ihrem kreativen, künstlerischen Charakter passt, der dabei ist, sich so langsam zu finden. Einerseits kann man Jennys Enttäuschung verstehen, andererseits hat auch Eleanor vollkommen Recht. Jenny ist 15 Jahre alt und muss sich den Respekt erst verdienen, ihr Lehrgeld bezahlen, wie man so schön sagt.

Ist es fair, von seinem Boss ausgenutzt zu werden und die ganze Arbeit zu machen, dafür aber keine Anerkennung zu erhalten? Natürlich nicht. Aber Jenny hätte bei Eleanor wahnsinnig viel gelernt, was sie dann später gut hätte gebrauchen können, wenn sie ihre eigene Modelinie angefangen hätte. Niemand wird mit 15 zu einem Star-Designer, außer man hat jede Menge Kohle und wahnsinnig viele Kontakte. Dass die Eltern ersteres anscheinend nicht zum aus dem Fenster Werfen haben, wurde ja schon mehrfach thematisiert. Was Letzteres angeht, ist Jenny eben das typische, junge Naivchen, das schon bald mächtig auf die Schnauze fallen wird. Denn das Agnes ihr nicht zum großen Durchbruch verhelfen wird, ist klar. Ich bin jedoch gespannt, was es mit ihr auf sich hat und wie weit sie Jenny mit sich herunterziehen will. Denn was typisch für diese Serie ist, ist Folgendes: Sie deutet viele provokante Szenen und Storys an, aber traut sich nicht, die zu Ende zu führen, um die weiße Weste der unbescholtenen, jugendlichen Charaktere ja nicht zu sehr zu beschmutzen. Das hat bereits die letzte Staffel gezeigt, in der selten etwas konsequent zu Ende geführt wird, und ebenso geht es ja in Staffel 2 weiter. Also befürchte ich, dass Jenny sich wieder wie ein Gör aufführen, aber kurz vorher zur Besinnung kommen und ihrem Vater tränenreich in die Arme stürzen wird. Man will sich ja keinen Ärger, mit den bekannten, amerikanischen Jugendschutzbehörden einfangen...

Abgesehen davon war Willa Holland in der Rolle der Agnes in Ordnung, aber nicht überwältigend. Sie hatte weniger Pepp als noch Kaitlin Cooper in "O.C., California", doch irgendwie gefiel mir auch, dass sie nicht nur wie ein anderer Charakter erschien, sondern auch irgendwie anders sprach. Wenn ich eine Kaitlin 2.0 sehen will, kann ich mir ohnehin lieber das Original ansehen...

Was dann den Ritter in der schillernden Rüstung angeht, bin ich wahrscheinlich über die Nate-Jenny-Konstellation nicht so geschockt wie viele andere. Das liegt wohl daran, dass sie bereits in einem der ersten Bände der Buchserie auftaucht, wenn da auch alles etwas anders abläuft. Ob man das jetzt gut oder schlecht finden soll, ist sicher Geschmackssache. Was mich jedoch an dieser Story wie an so vielen anderen stört und wofür diese Folge auch einen Punkt abgezogen bekommt, ist, dass alles einfach immer sofort und plötzlich gehen muss. Kann sich bei "Gossip Girl" eine Romanze nicht mal entwickeln? Müssen sich zwei Charaktere noch in derselben Folge küssen, in der man überhaupt als Zuschauer erfährt, dass die Paarung in Betracht gezogen wird? Bin ich wirklich so altmodisch und ist die heutige Jugend einfach so? Mal abgesehen davon, dass keiner der GoGi'ler noch wirklich wie ein Teenager wirkt (außer vielleicht Taylor Momsen), kann ich das nicht wirklich glauben.

Aber wie auch immer, in dieser Folge konnte mich die Story vorerst bis auf den kleinen Kritikpunkt unterhalten. Doch ich bin sicher, dass ich auf die Serienmacher zählen kann, dass ich bereits in einer der nächsten Wochen wieder enttäuscht sein werde...

He's the ex-husband, I'm just the ex-boyfriend...

Obwohl der Dan/Serena-Zwist zumindest für eine halbe Episode amüsant war, als Serena mal nicht das leidende Opfer gespielt hat, hat man sich anscheinend erneut entschieden, das Ganze wieder über den Haufen zu werfen. Ich frage mich nur, warum man so eine Story überhaupt schreibt, wenn man bereits so kurz danach erkennt, dass man sie nicht weiterführen will. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Fan-Reaktionen so schnell umgesetzt werden und v.a. so negativ ausgefallen sind. Wo ist überhaupt die in dieser Folge angesprochene Amanda? Sollte die Dan nicht noch irgendwie ein Bein stellen oder hab ich was verpasst? Mal ganz davon abgesehen, dass ich auch dachte, Catherine habe noch ein Hühnchen mit Nate zu rupfen, aber auf Kontinuität wird hier ja ohnehin kein Wert gelegt.

Ich frage mich zudem, warum man ständig Charaktere aus den Büchern einführt, die dann aber völlig anders sind und aussehen und in einem komplett anderen Kontext eingeführt werden als dort. Kann man denen dann nicht einfach andere Namen geben? Wie auch immer, Aaron wirkt nett und dass er und Serena sich schon länger kennen, verspricht zumindest interessant zu werden und die Beziehung zu Dan für eine Weile auf Eis zu legen. So unberechenbar, wie diese Serie jedoch ist, könnte ich bereits in der nächsten Folge widerlegt werden.

Was mir jedenfalls gut gefallen hat, war, wie die beiden sich um eine normale Freundschaft bemüht haben, denn das wirkte natürlich und sympathisch. So schnell brauche ich die beiden definitiv nicht wieder als Paar sehen, da sie so einfach viel besser funktionieren. Ich bin nur gespannt, wer als nächstes als Dans neues Love Interest fungieren wird. Außer Vanessa gibt es ja derzeit kaum jemanden zur Auswahl - Blair wird es wohl nicht sein. Auch schön fand ich, dass Serena Aaron zunächst wegen Dan abgesagt, ihm dann aber gleich die Wahrheit gesagt hat. Das war rücksichtsvoll, aber auch nicht zu rücksichtsvoll. Gelungen gelöst!

I didn't win... - Then why does it feel like I lost?

Kommen wir wie immer zu meiner Lieblingsstory, die in dieser Episode besonders bezaubernd war. Und das lag nicht in erster Linie an den zahlreichen Szenen, in denen Blair und Chuck wieder ihre unbeschreibliche Chemie ausleben konnten, sondern vielmehr an der Schlussszene, die so tragisch-schön war, dass es für mich als großer Fan dieses Paares kaum zu ertragen war.

Zunächst war es für mich auch etwas schwer nachzuvollziehen und fast nervig, dass Blair nicht aufgeben wollte, aber relativ schnell konnte ich sie verstehen. Wer will sich schon gerne vor einem Menschen wie Chuck Bass emotional entblößen? Wie bereits mehrfach erwähnt, gefällt es mir auch immer, wenn in Serien total unterschiedliche Charaktere zusammengebracht werden, die sonst wenig miteinander zu tun haben. Deshalb freute mich diese Woche besonders, dass Dan sozusagen als Amor für Blair fungierte. Schade, aber verständlich und realistisch, dass er darauf eigentlich keine Lust hatte, doch niedlich waren die Szenen schon. Irgendwie war es dann etwas unglücklich, allerdings auch passend, dass er derjenige war, der in gewisser Weise die glückliche Vereinigung dieser zwei Teufelchen verhindert hat. Ich bezweifle jedoch, dass es ohne ihn die große Versöhnung gegeben hätte. Denn irgendwie hatte Chuck ja auch Recht mit dem, was er in der für mich besten Szene der Episode, wenn nicht gar der Staffel, sagte.

Die Szene, als er zu Blair geht und ihr dann erklärt, warum die beiden nicht zusammen sein können, war wirklich sehr bewegend und großartig gespielt, insbesondere von Meester. Wie erwähnt hatte Chuck genau genommen sogar Recht, zumindest in dramaturgischer Hinsicht. Da würde es dem Zuschauer schon bald langweilig werden, das Happily Ever After von Chuck und Blair zu beobachten, wobei man das sicher auch interessant gestalten kann. Doch auch wenn die meisten Zuschauer es nicht zugeben wollen, hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Vereinigung von "Kriegen sie sich oder nicht?"-Paaren meist das Zuschauerinteresse absterben lässt. Und da man natürlich diese Story auch nicht bis zum Ende der Serie in jeder Episode weiterführen kann, war dieses Ende nur der logische Schluss. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, was das nun für die beiden bedeutet? Keine Liebe oder auch kein Sex mehr? Was ist mit Freundschaft oder generellem Kontakt? Das werden die nächsten Wochen sicherlich zeigen.

Doch ich will zum Abschluss noch einige Zeilen aus diesem wunderbaren Dialog zitieren, der mich ernsthaft zu Tränen gerührt hat und diesem so tollen Paar wirklich würdig erschien.

Blair: "Well, you won... pop the champagne."

Chuck: "I didn't win."

Blair: "Then why does it feel like I lost?"

Chuck: "The reason we can't say those three words to each other isn't because they aren't true."

Blair: "Then why?"

Chuck: "I think we both know that the moment we do, it won't be the start of something, it will be the end..."

Fazit

Wirklich großartige Szenen und amüsante Unterhaltung. Definitiv eine der besten Episoden der Staffel bisher und mein kurzzeitig erloschenes Interesse ist wieder geweckt. Fragt sich nur, wie lange...

Nadine Watz - myFanbase

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