Bewertung

Review: #1.06 Der Geist der Ziege

Foto: Ben McKenzie, Andrew Stewart Jones & Victoria Cartagena, Gotham - Copyright: 2014 Fox Broadcasting Co.; Jessica Miglio/FOX
Ben McKenzie, Andrew Stewart Jones & Victoria Cartagena, Gotham
© 2014 Fox Broadcasting Co.; Jessica Miglio/FOX

"Gotham's golden rule, Harvey. No heroes."

In "Gotham" herrscht ein ewiges Auf und Ab. Nachdem die Serie anfängliche Schwierigkeiten hatte wirklich in Fahrt zu kommen, scheint es nun wie bei einer Achterbahnfahrt zuzugehen. Es gibt Höhen und Tiefen und den Drehbuchautoren und Regisseuren scheint es nicht zu gelingen konstant starke Episoden zu kreieren. Mit #1.06 Der Geist der Ziege wurde eine zugleich unheimliche und sehr starke Folge erschaffen, die es weiß die Zuschauer bei der Stange zu halten und langsam hibbelig werden zu lassen.

Der Start der Episode ist hervorragend gewählt. Es beginnt mit einer Rückblende, in der man endlich Einblicke in die Vergangenheit von Detective Harvey Bullock bekommt. Durch einen Fall der sich zehn Jahre zuvor abgespielt hat, hat Bullock seinen damaligen Partner Dix verloren, der schwer verletzt wurde und seither im Rollstuhl in einer Pflegeeinrichtung sitzt. Schon die gesamte Serie über wirkt Bullock wie ein sehr wütender Mann, der tiefen Schmerz in sich hineinfrisst. Er ist von außen hart und lässt scheinbar niemanden wirklich an sich heran. Durch diese Episode kann man sein bisheriges Verhalten sehr gut nachvollziehen. Er ist geplagt von Schuldgefühlen, da er damals seinen Dickkopf durchsetzen musste und ohne auf Verstärkung zu warten in das Gebäude gestürmt ist, um den Fall zu lösen. Dadurch hat er das Leben seines Partners von Grund auf verändert und es kann niemals wieder so werden wie es einmal war. Endlich kann man mit dem sonst so grimmigen Detective sympathisieren.

Auch wenn sich die Episode im Grunde um Bullock und den Nachahmungstäter der Ziege dreht, kommen auch die anderen Charaktere hier nicht zu kurz. Man bekommt die Mutter von Oswald Cobblepot wieder einmal zu sehen, was einem Einblick in das Umfeld, gibt in dem er aufgewachsen ist. Gertrud ist eine sehr seltsame ältere Frau, die ihren Sohn jedoch über alles liebt. Sie hat Angst, dass er eine Freundin hat und sie somit nicht mehr die Nummer eins im seinen Leben wäre. Den beiden scheint Familie sehr wichtig zu sein und Oswald möchte es seiner Mutter dabei immer recht machen und verspricht ihr, dass er bald ein sehr mächtiger Mann in Gotham werden wird. So kommt man seinem Geheimnis ein kleines Stückchen näher und weiß nun mit Sicherheit, dass er bei den ganz Großen wie Fish Mooney und Falcone mitmischen, wenn nicht sogar ihren Platz einnehmen möchte. Der Pinguin ist und bleibt der interessanteste und vielschichtigste Charakter der Serie. Er schmiedet eine Intrige nach der anderen und hat sich mit einem Cop den wohl besten Verbündeten ausgesucht.

Was die Storyline von Jim Gordon und Barbara betrifft wird es immer nerviger und man hat die Hoffnung, dass diese Handlung bald vorbei sein wird. Sie hat ihn schon so weit gebracht, dass er ihr auf jeden Fall die Wahrheit über Oswald sagen will, auch wenn er sie dadurch vermutlich in Gefahr bringen wird. Doch sie möchte davon einfach nichts wissen und drängt ihn weiter. Hinzu kommt die Dreiecksbeziehung zu Renee Montoya, die Barbara erneut sagt, dass Jim schlecht für sie sei und sie ihn hinter Gittern bringen wird dafür, was er Oswald angeblich angetan hat. Was einen an Renee sehr stört, ist dass sie sich von ihren Gefühlen für ihre Ex-Freundin leiten lässt. Sie handelt nicht objektiv, was für ihren Job eine sehr schlechte Eigenschaft ist. Und Barbara möchte Jim so gerne glauben, doch wirkt es eher so als befinde sie sich in einem Zwiespalt und wisse nicht, wem sie wirklich trauen sollte. Dadurch wirken sie und Renee beide sehr unsympathisch, noch verstärkt dadurch, dass dieser Handlungsstrang einfach nur unnötig ist und es wirkt als diene er nur zur Überbrückung von kostbarer Zeit, die man auch anders nützen könnte.

Das kann man auch von der Storyline von Edward Nygma behaupten, die sich in eine Richtung dreht, die fehl am Platz ist. Er hat ein Auge auf Kristen Kringle geworfen, die im Archiv des GCPD arbeitet. Er verhält sich ihr gegenüber seltsam, gewissermaßen unheimlich. Das liegt daran, dass er keine Ahnung hat, wie man soziale Kontakte knüpft und sich anderen gegenüber verhält. Das ist den Zuschauern aber auch so schon bewusst, ohne dass man den neuen Charakter einführen muss. Es gibt in "Gotham" mit dem Dreieck zwischen Jim, Barbara und Renee schon genügend Liebesdrama für eine düstere Mysteryserie.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt an dieser Episode ist das plötzliche Auftauchen von Selina Kyle, die in das Anwesen der Familie Wayne einbricht und einige wertvolle Gegenstände entwendet. Sie war in den vergangenen Folgen nur wenig präsent und die paar Sekunden die man sie nun gesehen hat wirken leicht fehl am Platz, da sie in keinster Weise relevant sind. Vermutlich sollte diese Szene nur als kleiner Weckruf dienen, dass es die junge Catwoman noch gibt und man sie bloß nicht vergessen sollte. Eine andere logische Erklärung fällt mir beim besten Willen nicht ein.

Doch das sind schon die einzigen Punkte, die in dieser Folge etwas negativ ins Gewicht fallen, denn im Grunde lief hier alles rund. Die Charaktere haben einmalige Entwicklungen vollzogen und es fällt einem langsam leichter sich mit ihnen zu identifizieren. Bruce möchte zwar noch immer mehr über Gotham und den Tod seiner Eltern in Erfahrung bringen, doch daran hat man sich mittlerweile gewöhnt. Der in dieser Episode vorrangige Handlungsstrang wurde sehr gut ausgearbeitet und es gibt viele unerwartete Wendungen ins besondere in Bezug auf die wahre Identität des Goat-Mörders, der die erstgeborenen Töchter von den reichsten Familien in der Stadt auf qualvolle Weise umbringt. Man fiebert und rätselt mit, wer wohl der Täter sein könnte, doch im Endeffekt ist die Auflösung anders, als man vermutet hat. Die Atmosphäre ist durchgehend sehr düster und die Anspannung dementsprechend groß, doch genau das sollte in "Gotham" durchgängig der Fall sein. Die Rückblende zu Beginn weht frischen Wind in die Serie und man bekommt einen besseren Einblick in die Vergangenheit der Stadt. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer wird gewonnen und hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so, denn sonst könnte der ein oder andere auf Dauer die Lust verlieren, wenn man nicht an der Stange gehalten wird. Doch so wie in der sechsten Episode, vor allem mit diesem unfassbaren Cliffhanger, kann es gerne weitergehen.

Fazit

Eine hervorragende Folge mit einem guten Bösewicht, düsterer Atmosphäre und interessanten Entwicklungen. Einziger Kritikpunkt sind die unnötigen Handlungsstränge, die zwischendurch eingefügt werden, auf die man getrost verzichten könnte. Das plötzliche Auftauchen von Oswald Cobblepot am Ende schreit auf jeden Fall nach viel mehr. Die nächste Folge kann kommen und bringt hoffentlich genauso viel Schwung in die Serie, wie diese es getan hat.

Sanny Binder - myFanbase

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