Review: #14.24 Drei Hochzeiten
Dieses Finale war fröhlich, für "Grey's Anatomy"-Verhältnisse sogar fast euphorisch. Im Laufe von #14.24 All of Me verfolgt man die tausend kleinen Katastrophen, die schlussendlich zu Alex' und Jos Hochzeit führen, man verabschiedet sich endgültig von April und Arizona und baut gleichzeitig schon eine der Hauptstorylines für Staffel 15 auf. Trotzdem bin ich irgendwie enttäuscht. Denn diese ganze locker-lustige Atmosphäre und die perfekt inszenierten Happy Ends fühlen sich eben auch genau so an – inszeniert.
Fangen wir mit Arizona an. Deren Ausstieg wurde ja schon längere Zeit vorbereitet und hat jetzt noch seinen krönenden Abschluss bekommen, indem man eine mögliche Beziehung mit Callie in den Raum wirft. Klar ist das hauptsächlich Fanservice, um die Gemüter der aufgebrachten Meute etwas zu beruhigen, aber trotzdem hat man so einen schönen offenen Schluss gefunden, in den man nun frei hineininterpretieren kann. Auch ihre letzten Szenen mit Alex waren sehr schön anzusehen. Die beiden hatten immer eine besondere Beziehung und von dem her ist es nur richtig, dass wir sie noch einmal zusammen sehen. Arizonas Abschied aus der Serie wirkte geplant und verständlich. Sie entschließt sich, für ihre Tochter nach New York zu ziehen, hat dort schon einen tollen neuen Job parat und sogar noch die Chance auf eine Zukunft mit Callie am Horizont. So stelle ich mir einen Serienausstieg vor, der auf einer positiven Note endet.
"I want April to be happy. She deserves it."
Bei April bin ich leider alles andere als zufrieden. Zwar ist ihr Ende auf den ersten Blick genauso happy und perfekt – nur erscheint es hier von der Seite der Writer aus einfach unglaublich gestellt und erzwungen. Schon seit bekannt geworden ist, dass Jessica Capshaw und Sarah Drew die Serie verlassen werden, hatte ich das Gefühl, dass man nur Arizonas Weggang ordentlich rechtfertigen kann. Auch wenn es schade war, dass sie nun nicht mehr Teil der Serie ist, konnte man ihren Handlungsstrang gut abschließen. Anders ist es bei April, die nicht nur noch viele Verbindungen zum Serienuniversum hat, sondern in dieser Staffel auch noch eine unglaublich vielversprechende Storyline bekommen hat. Ich war nie ein großer Fan von April, aber das ändert nichts daran, dass mich ihre Geschichte und besonders auch Sarah Drews geniale Darstellung absolut mitgenommen hat. April ist in den letzten Monaten durch die Hölle gegangen und hat sich eben erst wieder heraus gekämpft. Jetzt sollte eigentlich der Zeitpunkt sein, zu dem wir sie wieder aufblühen sehen, sehen, wie sie sich selbst erfüllt. Und dann wird ihre Storyline mal eben schnell innerhalb weniger Folgen beendet und ihr Charakter praktisch aus der Serie geworfen. Das passt für mich einfach nicht. So froh ich auch bin, dass keiner der beiden so lieb gewonnenen und wichtigen Charaktere den Serientod sterben musste, wie es schon so oft zuvor geschehen ist, es wäre in diesem Fall wohl fast logischer gewesen, als das, was einem hier als Erklärung angeboten wird.
Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, dass April und Matthew zusammen enden. Okay, meiner Meinung nach ist es eine Schande, dass zwei Charaktere wie April und Jackson, die eine so tolle Chemie miteinander haben (und das nicht zuletzt in den vergangenen Folgen wieder bewiesen haben) nicht zusammenkommen, aber das ging in diesem Fall nun mal nicht. Aber trotzdem entschuldigt das nicht, dass die komplette Beziehung von April und Matthew praktisch für den Zuschauer unsichtbar abgelaufen ist. Wir haben nur das Drama mit seiner Frau und ihre vorsichtige Annäherung in der Kirche gesehen – und auf einmal sind sie seit Monaten zusammen. Immerhin haben die beiden schon einiges an gemeinsamer Vorgeschichte, und gerade nachdem Matthew so fies vorm Altar abserviert wurde, wäre es sicherlich interessant gewesen, zu sehen, wie diese beiden wieder zusammen finden. Aber dafür war schlicht keine Zeit. Also passiert das alles einfach im Hintergrund und wir werden mit Matthews plötzlichem Heiratsantrag vor vollendete Tatsachen gestellt. Praktischerweise versöhnen sich Jackson und Matthew vorher auch noch. Diese ganze Liebesgeschichte hätte einiges an Potential haben können und es ist schade, dass nichts davon so richtig genutzt werden konnte, denn so freut es mich zwar für die Charaktere, emotional bin ich aber gar nicht involviert. Okay, April und Matthew sind nun also verheiratet, aber das erklärt ja noch nicht, wieso April plötzlich nicht mehr dabei ist. Und spätestens hier sind den Serienmachern wohl auch die guten Ideen ausgegangen. Denn wie will man es rechtfertigen, dass April plötzlich nicht mehr am Krankenhaus ist? Aber hey, April hat doch ihren Glauben an Gott wiedergefunden, also entscheidet sie sich einfach mal, ihren Job aufzugeben und Obdachlosen in der Gegend bei der medizinischen Versorgung zu helfen. Der Gedanke ist zwar zweifellos sehr christlich von ihr, aber es ist einfach eine unglaubliche Verschwendung von ihrem Talent. Als ob sie in der Notaufnahme nicht genauso helfen könnte. Natürlich hat man sich so schön aus der Affäre gezogen. April bleibt in der Gegend, also stellt sich nicht die Frage, was denn bitteschön aus Harriett werden soll. Trotzdem kommt es mir so vor, als hätte man zuerst die Entscheidung getroffen, Sarah Drew aus der Serie zu schreiben und dann erst an ihren Charakter gedacht. Denn so bekommt April zwar ein Happy End, aber im Gegensatz zu dem von Arizona erscheint dieses hier einfach nur leer und erzwungen.
"Another wedding catastrophe orchestrated by me."
Aber eigentlich ging es in diesem Finale ja um Alex und Jos Hochzeit. Bei der ging es wirklich drunter und drüber, aber irgendwie passt das zu dem Paar. Es war chaotisch, lustig, kurzweilig und hin und wieder ein bisschen lächerlich (wirklich, ein Skelett im Schuppen?), aber so wurde eine lockere Rahmenhandlung für die Folge aufgebaut. Inmitten all der Hektik und der Missgeschicke bleibt vor allem eines immer klar: Diese beiden lieben sich. Schon die ganze Staffel über sehen wir Alex und Jo als dieses starke Paar, das allen Problemen trotzt und nur noch näher rückt. Egal, ob Paul, Alex' Mutter oder jetzt das Fellowship, nichts scheint sie aufhalten zu können. Das tut einfach gut in einer Serie, in der keine Beziehung so richtig von Dauer zu sein scheint. Und die beiden bekommen schließlich doch noch ihre Hochzeit. Zwar nicht die geplante, sondern ganz spontan zusammengewürfelt auf der Fähre und mit Meredith als Priester, aber diesen beiden war eine klassische Hochzeit ja sowieso nicht wirklich wichtig. Wichtig ist nur, dass sie endlich zusammen sind – und es hoffentlich auch bleiben.
Apropos bleiben, ein kleines Problem ist da noch: Jos Fellowship in Boston. Nachdem Alex sie überzeugt hat, ihrem Herzen nachzugehen, scheint Jo es wirklich annehmen zu wollen. Nur bedeutet das ja, dass diese beiden aus Seattle weg müssten. Da konnte ich Merediths Panik nur allzu gut verstehen, auch wenn es in dem Moment vielleicht etwas egoistisch von ihr war. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass gleich die nächsten Charaktere verschwinden werden, von dem her wird man sich für die nächste Staffel wohl einen Grund einfallen lassen müssen, warum Jo doch auf Merediths Angebot eingeht.
"Are you expecting? " - "I am."
So viel zu den Haupthandlungen. Doch da hat sich ja noch etwas im Hintergrund abgespielt, etwas von dem noch fast keiner der Charaktere weiß. Teddy ist wieder da – und schwanger. Ich möchte ja gerne sagen, dass mich das völlig überrascht, aber irgendwie konnte man sich schon fast denken, dass da noch was kommt. Ansonsten wäre Owens heroischer (oder wohl eher unüberlegter) Spontantrip zu Teddy nach Deutschland ja komplett sinnlos gewesen. Dramaserien brauchen Drama, ist schon klar, aber auf diese Entwicklung hätte ich ehrlich verzichten können. Denn jetzt gibt es zwei Parallelgeschichten, die mir einzeln betrachtet beide gut gefallen würden: Owen, der endlich mal die Initiative ergriffen und ein Kind in Pflege genommen hat und das jetzt gemeinsam mit Amelia (in einer Mischung aus Freundschaft und vielleicht ein bisschen mehr) und der Mutter aufzieht und auf der anderen Seite die Möglichkeit auf eine Beziehung mit Teddy (die ja immer schon ein Thema waren) und ein eigenes Kind. Wie gesagt, einzeln funktionieren beide Geschichten für mich – zusammen nicht so sehr. Denn wir segeln mal wieder auf ein Love Triangle zu. Yay. Dieses Mal Mit Owen, Amelia und Teddy in den Hauptrollen. Das Thema Omelia wurde jetzt schon so oft aufgewärmt und wieder fallen gelassen, dass mir allmählich echt die Lust daran vergangen ist. Und Teddy? Die tut mir eigentlich nur Leid, weil sie mal wieder in das ganze Owen-Chaos gezogen wird.
Randnotizen:
- Wieder wird Merediths Liebesleben am Rande erwähnt. Vielleicht bekommt sie ja nächste Staffel ihre Chance (sorry Andrew).
- Lustigerweise war es der Song "The Story", von Callie gesungen, der mich in dieser Folge fast am meisten berührt hat.
- Natürlich müssen gleich auf zwei der drei Hochzeiten Leute umkippen. Glücklicherweise sind ja mehr als genug Ärzte anwesend.
- Es gefällt mir, dass Bailey sich wieder etwas zurückbesinnen will. Für sie ist es sicherlich die richtige Entscheidung, vor allem nachdem ihr doch so viel am OP liegt. Trotzdem finde ich es mehr als merkwürdig, dass ausgerechnet Teddy die Stelle als neuer Chef angeboten wird.
- Ich weiß nicht, was mir besser gefallen hat: Die betrunkenen Assistenzärzte, Andrews deprimierende Rede oder Glasses, der erst mal die Hochzeitstorte runterreißt.
Fazit
Die 14. Staffel wird mit einer ungewohnt glücklichen und lockeren Episode beendet. Während ich mit Arizonas Ende mehr als zufrieden bin, erscheint das von April zu undurchdacht und gestellt. Auch wenn die Folge viele Geschichten abgeschlossen hat, gibt es bereits einen Hinweis darauf, was der Schwerpunkt der nächsten Staffel werden könnte. Durch Teddys Auftauchen und ihre Neuigkeiten wird sich Staffel 15 wohl um Owen und seine Beziehungen drehen. Nachdem dieser Charakter in letzter Zeit eher stagniert ist, bin ich gespannt, ob man es schafft, hieraus eine tatsächlich interessante Storyline zu machen.
Denise D. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: All of MeErstausstrahlung (US): 17.05.2018
Erstausstrahlung (DE): 17.10.2018
Regie: Debbie Allen
Drehbuch: Krista Vernoff
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