Bewertung

Review: #1.06 Das zweite Gesicht

Foto: Ali Larter, Heroes - Copyright: 2008 Universal Pictures
Ali Larter, Heroes
© 2008 Universal Pictures

Evolution oder Schicksal?

"Evolution ist ein unvollkommener und oft gewalttätiger Prozess. Die Moral verliert ihre Bedeutung. Die Frage um Gut und Böse wird auf eine einfache Wahl reduziert: Überleben oder Sterben." – So beginnt und beendet Mohinder aus dem Voice-Over dieses sechste Kapitel der "Heroes"-Saga. Philosophisch und keinesfalls stumpfsinnig. Es ist nämlich eine Grundessenz in "Heroes", nicht nur die Action spielen zu lassen, sondern vor allem auch einen Blick hinter die Dinge zu wagen, hinter die Helden, das Weltgeschehen, dem Großen und Ganzen.

Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der natürlichen Selektion und dem Überirdischen drängt sich immer mehr in den Vordergrund und wird sich höchstwahrscheinlich zu einer Art Leitfaden entwickeln: Ist es Evolution oder Schicksal, das unseren Heroes ihre Fähigkeiten gegeben hat? Oder beides? Einerseits, so erfahren wir ja immer wieder durch Mohinder, war es die Evolution, die die genetische Weiterentwicklung verursachte. Andererseits haben die Helden aber auch das ständige Gefühl, sie wären für etwas Höheres bestimmt, sie wären Teil von etwas Wichtigem. Diese Episode greift die Schicksalsfrage zum ersten Mal ganz eindeutig auf, doch eine klare Antwort gibt sie nicht. Zwar scheint es so, dass sich Mohinders Aussage "Überleben oder Sterben" zum Schluss bewahrheitet, doch ist Niki wirklich tot?

Familienprobleme, Teil 1: Niki, Micah und D.L.

Der Schwerpunkt von #1.06 Das zweite Gesicht liegt – wie der Titel ja auch schon andeutet – auf Niki und damit auch auf Micah und D.L.. Endlich bekommen wir Nikis Ehemann zu sehen und können somit einen weiteren Hero in der Runde begrüßen: D.L. kann also durch Wände spazieren, die Barriere von Materie je nach Belieben überwinden und damit wäre auch geklärt, wie er aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Sehr, sehr cool.

Wirklich überzeugend ist die Beziehung zwischen Niki und D.L, die keineswegs klischeehaft oder gezwungen wirkte, sondern sehr authentisch. Irgendwie stimmte die Chemie zwischen Ali Larter und Leonard Roberts einfach und man konnte schnell nachvollziehen, dass es zwischen Niki und D.L. früher glücklichere Momente gegeben haben musste. So war Nikis Reaktion nachvollziehbar, als sie D.L. schließlich von der Couch holt und tief in ihrem Inneren froh war, ihn wieder bei sich zu haben, all der Zweifel zum Trotz. Gut dargestellt war ebenfalls die Vater-Sohn-Beziehung zwischen D.L. und Micah, die die Ehe von Niki und D.L. wiederum verstärkte: Sie waren wirklich einmal eine glückliche Familie gewesen.

Ein Lob verdient ebenfalls Ali Larter, die nach einigen Anlaufschwierigkeiten in dieser Episode ihr wahres Können zeigte und die zweischneidige Niki sehr glaubhaft porträtierte. Ob Niki nun tot ist? Das können wir bezweifeln. Umso neugieriger können wir sein, wie Nikis Geschichte in der nächsten Episode weitergeht.

Familienprobleme, Teil 2: die Bennets

#1.06 liefert uns zudem auch einen tieferen Einblick in das Familienleben der Bennets: Da hätten wir Sandra Bennet, die etwas exzentrische und hundefanatische Adoptivmutter von Claire, ihren Bruder Lyle (bei dem wir nicht wissen, ob er ebenfalls adoptiert ist oder der "echte" Sohn des Bennet-Ehepaares) und natürlich noch Mr. Bennet alias Hornbrille. Letzterer hat sich mittlerweile als Anführer der bösen Seite herauskristallisiert und auch wenn wir jetzt mehr über ihn und seine Machenschaften wissen, so bleiben die Details immer noch im Dunkeln.

Es ist nun klar, dass Mr. Bennets Einfluss viel weitreichender und organisierter ist, als gedacht: Er weiß nicht nur von Matt (den er in #1.04 an sämtliche Geräte angeschlossen und anschließend sein Kurzzeitgedächtnis gelöscht hatte), sondern offenbar auch von Peter und Isaac (den "Precog"). Und es ist niemand andere als Eden McCain, die ihm diese Informationen beschafft hat. Zu dem Gespann gehört zudem noch der "Mystery Man" (der "Gedankenlöscher") sowie der Mann und die Frau, die vorgaben, Claires biologische Eltern zu sein.

Das interessanteste an Hornbrille ist, dass er nicht ein durch und durch fieser Bösewicht ist, den man auf den ersten Blick hassen muss. Nein, die Autoren haben keinen der Charaktere so schwarz oder weiß kreiert, vielmehr steckt hinter Hornbrille gleichzeitig auch ein eigentlich sympathischer Adoptivvater, der zwar seine Tochter belügt und auszunutzen scheint, bei dem man aber trotzdem einfach nicht weiß, was man mit ihm anfangen soll: Hassen? Doch nicht hassen? Ein bisschen mögen? Gar nicht so einfach.

Und der Rest...?

Leider war das dann auch das Einzige, was wir in dieser Episode erfahren haben: Wir wissen nun von den Problemen und Hintergründen rund um Niki, Micah und D.L. sowie weitere Details von den Machenschaften von Mr. Bennet – aber das war's leider auch schon. Bei den anderen Charakteren hat sich in dieser Folge leider nicht viel, wenn sogar überhaupt nichts getan: Hiro und Ando sorgten wie immer (auf geniale Weise) für die Gags und Mohinder verlässt nun New York. Bei Peter und Isaac ist im Grunde gar nichts vorangekommen und Matt, Nathan und Simone glänzten durch ihre Abwesenheit. Schade. Denn dadurch, dass wir in #1.06 eigentlich nur zwei Hauptstorylines verfolgen konnten, wurde das Tempo sehr gedrosselt.

Doch auch wenn diese Episode meiner Meinung nach "nur" 6 von 9 Punkten verdient, sie hat es dennoch wie immer geschafft, unser Interesse weiterhin auf Trab zu halten. Und das ist es einfach, was "Heroes" auszeichnet.

Maria Gruber - myFanbase

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