Bewertung

Review: #6.03 Zwingende Beweise

Foto: Claire Danes, Homeland - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Claire Danes, Homeland
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

So langsam nimmt Staffel 6 von "Homeland" Fahrt auf. Allerdings nicht, weil man das Tempo angezogen hätte. Vielmehr verstricken sich die Storylines mehr und mehr ineinander und sind dabei teilweise so sehr verknotet, dass man gar nicht genau weiß, wer jetzt eigentlich was genau vorhat.

"So, that's the two thousand I owe you, less the two thousand you stole from me leaves what? How much I owe you now?"

Fangen wir aber zunächst mal bei Peter Quinn an, der sich nach wie vor quält und überraschenderweise Albträume von dem Video seines Beinahe-Ablebens hat. Ich hoffe, man hört die Ironie heraus. Ich fand es am Ende der letzten Episode schon ganz schön abartig, Quinn sich das Video ansehen zu lassen, auch wenn das insgesamt eine sehr starke Szene war. Jetzt muss er erst mal mit den Bildern im Kopf leben, doch offenbar hat es ihm auch tatsächlich geholfen, eine Art Abschluss zu finden und sich nun wieder neuen Zielen zu widmen. Hierbei ist nun allerdings erst mal die Frage, ob es um Paranoia geht oder ob er wirklich wieder seine Intuition zurück gewinnt. In einer starken Szene beschafft er sich zumindest erst mal eine Waffe. Ich war überrascht, wo Quinn die Energie hervorgeholt hat, aber im Prinzip war er ja ganz in seinem Element. Zudem bin ich froh, dass er jetzt wieder kontrolliert agiert, denn wenn er schon so viel Screentime bekommt, soll da auch was Produktives dabei rumkommen. Ich bin nun gespannt, ob er immer wieder Rückfälle bekommt oder doch stabil bleibt, inwieweit er die Gefahr vorahnt oder doch nur Paranoia hat und wie er in diesem Zusammenhang überhaupt Teil der Handlung werden wird. Bisher habe ich seine Geschichte eher als Tempodrossler empfunden, weil die Zeit für seine Story den anderen fehlt, um in Gang zu kommen.

"You were supposed to secure funding, investigate, advise. What you weren't supposed to do is take matters into your own hands, break the law."

Nachdem sich Carrie nicht an die Regeln gehalten hat, muss sie nun mit den Konsequenzen leben. Reda kehrt ihr den Rücken zu und möchte quasi nicht mehr mit ihr zusammen arbeiten. Sekou ist auch zurecht sauer, auch wenn er eigentlich eh keinen Deal wollte. Es läuft also so gar nicht für Carrie. Immerhin versucht sie die Verantwortung zu übernehmen und schiebt auch nicht die Schuld auf andere. Die Frage bleibt nur, warum sie so naiv war und glaubte, dass man die richterliche Anweisung umgehen könnte und dann nicht mal alles aufgenommen hat. Als wenn sie so etwas zum ersten Mal macht. Immerhin bringt das ordentlich Bewegung in die Storyline, zumal Carrie nicht aufgibt, sondern sich mit Ray Conlin anlegt und ihn mit ihrem Wissen konfrontiert. Mal schauen, ob sie damit etwas bewirken kann und Sekou doch frei kommt. Allerdings frage ich mich weiterhin, wie dieser Part mit dem Rest der Storyline im Zusammenhang stehen könnte. Conlins Wunsch nach der Überführung von Terroristen hat doch bestimmt auch noch einen weiteren Interessenten, der ihm die Befehle gibt.

"I think I'll stick with you."

Apropos Befehle geben. Die Präsidentin in spe, Elizabeth Keane, wird intensiv in die Arbeit des CIA mit einbezogen und auf dem aktuellen Stand gehalten. Zumindest will man es ihr glauben machen. Und hier beginnt die Staffel wirklich richtig interessant zu werden. Dar Adal erzählt Keane, dass Saul überzeugt sei, was ziemlich übertrieben ist und regelrecht eine Lüge genannt werden könnte, damit sie Entscheidungen in seinem Sinne trifft. Er gewinnt offenbar sogar ihr Vertrauen, aber da bin ich noch nicht entschlossen. Die Lage ist schon sehr undurchsichtig. Wieso konnte Dar das Gespräch mit Keane und Carrie mithören? Hat Keane ihm das ermöglicht oder hat er den Raum ohne ihr Wissen verwanzt? Ich halte das noch nicht für klar. Carrie hat im Gespräch mit Keane deutlich gemacht, welch eine gute Agentin sie ist. Die Formulierung kam ihr gleich seltsam vor, sodass sie sofort gespürt hat, dass da etwas faul ist. War das aber nur ein Vertrauenstest der Präsidentin oder hat das Gespräch dafür gesorgt, dass sie Dar Adal nun doch nicht über den Weg traut. Es fehlen schon noch entscheidende Teile im Puzzle, aber das macht es wirklich interessant. Spekulieren macht durchaus Freude. Jedenfalls habe ich jetzt große Lust auf die nächste Episode und das war nach den letzten beiden tatsächlich noch nicht der Fall.

"These are the same tactics you used to counter U.N. sanctions, fund Hezbollah, export your revolution to the rest of the world."

Im Nahen Osten ist Saul im Einsatz und verhört Nafisi. Ich fand das Verhör wirklich spannend und es war interessant, wie Saul schrittweise der Wahrheit näher zu kommen versucht. Auch die Ausreden von Nafisi und dessen Souveränität waren spannend. Ich muss dabei aber auch gestehen, dass es wirklich nicht einfach ist, die Zusammenhänge zu verstehen. Nafisi war also angeblich gar nicht in Nordkorea sondern nur in Russland, um dort Geschäfte zu machen, die zwar nicht ganz erwünscht, aber auch nicht illegal sind. Allerdings kommt dann noch die Zigarettenschachtel ins Spiel, die ja eine Aufschrift zeigt, die nordkoreanisch sein könnte. Irgendwie war das allerdings sehr offensichtlich. Mir will einfach der Gedanke nicht aus dem Kopf gehen, dass Nafisi von Dar Adal gekauft wurde, damit Saul von selbst das Gefühl bekommt, dass der Iran ein Parallelprogramm hat. War das ganze Verhör also fingiert, um Saul erst zweifeln zu lassen und durch die Zigaretten dann überzeugen zu können? Es wäre auf jeden Fall ein großes Risiko. Und das Saul die Schachtel noch findet, sind ja auch eher Zufälle gewesen. So richtig gefällt mir meine Theorie also selbst nicht. Da ich aber Dar Adal alles Mögliche zutraue, könnte ich mir eben hier alles vorstellen. Jedenfalls gehörte auch dieser Teil zu den Faktoren, die die Staffel interessant werden lassen.

Sauls Besuch bei seiner Schwester war aus politischer Sicht ganz wunderbar. Die Diskussion hatte richtig viel Potenzial und "Homeland" hat es mal wieder geschafft, beide Seiten der Medaille bestens darzustellen. Ich war prinzipiell auf Sauls Seite und finde, er hat wunderbare Argumente geliefert. Seine Schwester aber hat gut gegengehalten und auch wenn es nicht meiner Meinung entspricht, so kann man zumindest nachempfinden, was sie meint. Hier zeigte "Homeland" wieder seine ganze Stärke. Gerne mehr davon.

Fazit

Die politischen Verstrickungen haben eine Dichte erreicht, die bei mir nun endlich für Neugier sorgen. Es passt zwar noch nicht alles zusammen, aber es geht steil bergauf. Ich bin schon richtig auf die kommende Episode gespannt.

Emil Groth - myFanbase

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