Review: #3.08 Glück und Glas

In "How I Met Your Mother" ist für mich der Weg das eigentliche Ziel: Teds Suche nach der Frau fürs Leben ist die Hintergrundgeschichte, die alles zusammenhält, der rote Faden, den es zu verfolgen gilt. Aber HIMYM ist eine Serie, in der eher die kleinen Stories ausschlaggebend sind. So stört es mich persönlich auch nicht großartig, dass die Suche nach der Mutter teilweise stagniert. Diese Folge hier zeigt nämlich, dass die Serie auch gut ohne große Entwicklung der Mutter-Story auskommt. Zwar ist es immer wieder schön (und auch nötig) Bewegung in der Ted-Mutter-Story zu sehen, aber auch Stand-Alone-Folgen (oder wie man bei einigen Frauen in dieser Serie teilweise auch sagen könnte: "Monster of the Week"-Episoden), funktionieren im HIMYM-Universum oftmals wirklich gut.

So schaffen es die HIMYM-Produzenten in dieser Folge wirklich überzeugend sowohl Probleme als auch Comedy gut unter einen Hut zu bringen. Es sind Probleme, mit denen sich jeder Zuschauer identifizieren kann. Das Arrangieren mit Ticks anderer Menschen, die Prüfungen, die wie eine unüberbrückbare Mauer zu sein scheinen: all das hat jeder Mensch schon einmal mitgemacht.

"Wow, she just never shuts up!"

Beginnen wir mit Teds neuer Freundin, die ohne Punkt und Komma redet. Eine gute Idee, die Tischszene erst später aufzulösen. Denn im Nachhinein ist die genervte Reaktion der Freunde vollkommen verständlich. Dabei legt Teds neue Freundin (von der ich, obwohl sie so viel redet, nochmal nach dem Namen schauen musste) die Grundlage für den weiteren Verlauf der Folge. Zwar ist es relativ unwahrscheinlich, dass Marshall Lilys lautes Kauen noch nie bemerkt hat, aber dieser Umstand wird mit dem "shattering glass" eigentlich erklärt: Einige Ticks von Menschen fallen einfach nicht auf, bis man mit der Nase drauf gestoßen wird. Und genau diese Angewohnheiten, die manchmal süß, manchmal nervig sein können, stehen in dieser Folge im Mittelpunkt. In Beziehungen, ob nun auf familiärer, partnerschaftlicher oder freundschaftlicher Basis, gibt es immer irgendwelche Ticks, die an einem anderen Menschen auszusetzen zu sind. Wichtig ist es, sich mit diesen Ticks zu arrangieren.

"Don't they teach vocabulary in Canada?"

Besonders gut gefällt mir der Tick von Marshall: Die Angewohnheit, selbst über die banalsten Kleinigkeiten zu singen, ist einfach süß und passt, zusammen mit der "Dancer's Hip"-Geschichte, absolut zu dem Anwalt.

Ich bin mir nicht sicher, ob Teds Besserwisserei schon mal erwähnt wurde, aber mir kommt es zumindest bekannt vor.

Robins Tick ist relativ unspektakulär, denn eigentlich hat jeder Mensch irgendein Wort, dass er übermäßig oft benutzt. Barney wiederum schießt mal wieder den Vogel ab: Eigentlich ist der Mann ein wandelnder Haufen schlechter Angewohnheiten ("all three... right there") und trotzdem: irgendwie findet man den Womanizer super. Wahrscheinlich macht ihn genau das zum Kultcharakter.

"I didn't know I didn't wanna know. You knew and you know me, and should've known I didn't wanna know. You know?"

Es kommt, wie es kommen musste: Nachdem Ted mit der Nase auf die Fehler seiner neusten Flamme gestoßen wird, kann er sie nicht ignorieren. Ich musste sehr schmunzeln, als Ted alles Mögliche versucht, Cathy ruhig zu stellen. Dass Marshall und Lily ihre Angewohnheiten schnell als gegeben hinnehmen, war vorausschaubar. Es wäre auch wirklich enttäuschend, wenn die beiden sich von solchen Kleinigkeiten beeinflussen lassen würden. Aber trotzdem ist es ist einfach großartig anzusehen, wie Marshall mit Lilys lautem Kauen zu kämpfen hat.

"I mean, half the people pass, that's fantastic, go Marshall!"

Wichtige Prüfungen können einen wirklich nervös machen. Deswegen hat mir Marshall wirklich Leid getan, als er vor dem PC sitzt und sein Passwort nicht mehr weiß. Und zusätzlich, wie sollte es anders sein, wird auch noch Salz in die Wunde geschüttet: Es ist einfach unglaublich fies, dass Marshall jedem am Telefon erklären muss, dass er seine Ergebnisse nicht abrufen kann.

Ein wenig komisch war es, dass Marshall, der moralisch eigentlich immer vorne mit dabei ist, Barneys Plan zustimmt, die Homepage zu hacken. Und das auch noch in dem Wissen, die Zukunft eines anderen Menschen dabei massiv in Gefahr zu bringen. Gerade als baldiger Anwalt und gerade, weil er Marshall ist, hätte er eigentlich gegen die Nutzung der Software sein müssen. Somit handelt er für mich in dieser Szene ziemlich "out of character". Na ja, immerhin löst sich das Problem mit der Software ja kurzerhand in Luft auf und Barney hat wieder einmal seinen Spaß. Ich persönlich wusste mit den Szenen bzgl. des Videos jedoch nicht wirklich etwas anzufangen. Dabei finde ich es übrigens angebracht, den Autoren zu danken, dass sie dem Zuschauer das Video erspart haben. Es gibt Dinge, die will und muss man (bzw. ich) nicht sehen. Aber irgendwie wirkt dadurch das Ganze wie ein ziemlicher Füller.

"You guys seem perfect for each other."

Sehr gut, dass die beiden Storylines am Ende wieder zusammengeführt werden: Nachdem sich die gesamte Gruppe wegen ihrer Ticks ziemlich gestritten hat, ist es gerade eine dieser Angewohnheiten, die wieder Frieden unter den HIMYM'lern stiftet. Die Message, die die Folge damit vermittelt, ist einfach wahr und wichtig: Störe dich nicht an Kleinigkeiten, sondern arrangiere dich mit den Ticks von anderen Menschen, denn es gibt viel Wichtigeres im Leben.

Fazit

Hach, ich mag diese Episode, da sie sowohl gute Comedy-Elemente beinhaltet als auch ernste, wichtige und alltägliche Themen. Nebenbei gibt es auch wieder ein wenig Kontinuität (Teds Zeichensprache), eine schöne Anspielung von Future-Ted und die tolle letzte Szene, als Cathys neuer Freund mit Untertiteln ebenfalls in den Genuss des "shattering glass"-Erlebnisses kommt. Alles in allem eine wirklich gute Folge, die von mir fast die perfekte Punktzahl erhält.

Amelie L. - myFanbase

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