Review: #6.18 Sinneswandel

"Warte ab, bis die Richtige kommt, dann wirst du schon sesshaft werden" - Barney ist nicht der erste Beziehungsmuffel, der sich in der Vergangenheit so oder so ähnlich hilfreichen Ratschlägen und Lebensweisheiten ausgesetzt sah. Bisher schien er für überzeugte Singles die Gallionsfigur schlechthin zu sein, doch die aktuelle "How I Met Your Mother"-Folge zeigt, dass nicht einmal Barneys Überzeugungen immer in Stein gemeißelt sind.

Die Richtige

Es ist Robins Freundin Nora, die Barneys Herz erobert zu haben scheint. Als die beiden sich bei einer Verabredung im Restaurant nahe kommen, spürt man einen Hauch echter Romantik, der an die Anfänge der Liebe von Robin und Ted erinnert. Der Bezug zu Ted ist nicht ganz zufällig, denn Nora scheint seine Schwester im Geiste zu sein, die Barney gleich beim ersten richtigen Date mit ihren Vorstellungen zu Ehe und Kindern konfrontierte.

Dieser wiederum scheint von ihr wirklich eingenommen zu sein und behauptet, die gleichen Familienvorstellungen wie sie zu besitzen. Obwohl Nora hübsch und sympathisch ist und einen britischen Akzent an den Tag legt, der einen zum Schmelzen bringt, lassen Barneys Gefühle für sie doch ein Fragezeichen zurück. Wirkte Nora beim gemeinsamen Laser-Tag-Spiel in #6.16 Desperation Day noch sehr cool und interessant, so gab es diesmal eigentlich nichts, das sie irgendwie hervorstechen ließ. Wenn man Barney schon eine ernsthafte Romanze andichtet, was nun auch nicht alle zwei Stunden passiert, dann sollte man bitte wenigstens den Charakter der Herzensdame besser skizzieren, anstatt ihn dem Zuschauer mehr oder minder unbeschrieben zur Verdauung hinzuwerfen.

Das EKG, mit dem in der Arztpraxis versucht wurde, einen Zusammenhang zwischen Barneys physiologischen Reaktionen und seinen Gefühlen für Nora herzustellen, war eine süße, romantische Idee. Doch wie schon Paracelsus wusste: Allein die Menge macht das Gift. Hier hat die Dosierung dazu geführt, dass die EKG-Metapher sich eher auf der Giftseite des Äquators befand. Das EKG wurde zu oft und zu plump eingesetzt, um eine Verknüpfung zwischen Physiologie und Psychologie, intern und extern zu erwirken.

Der letzte Schritt ist immer der schwerste

Als Barney am Ende gedankenversunken vor dem Café steht und schließlich hineingeht, um Noras Eltern zu treffen, will man den Autoren zwei gedankliche Watschen verpassen, einmal rechts und einmal links. Wie war das mit "never ever meet a girl's parents" – der Regel, die angeblich selbst dann gilt, wenn sowohl Mutter als auch Tochter scharf aussehen?

Doch die Rage war umsonst, denn es handelte sich nur um eine Vision, ein augenzwinkernder Gruß der Autoren – am Ende macht Barney nämlich am Absatz kehrt. Der letzte Schritt ist eben immer noch der schwerste. An dieser Stelle ist das gut so, denn Charakterentwicklung hin oder her, es wäre einfach zu unglaubwürdig, ihn und all seine Lebensvorstellungen innerhalb so kurzer Zeit um 180 Grad zu drehen.

Dass er einerseits hin geht, andererseits aber am Ende eben nicht hineingeht, beschreibt Barneys Dilemma sehr gut – zwar bedeutet ihm Nora durchaus viel und ist mehr als nur eine angepeilte Bettgeschichte, aber gleichzeitig kann und will er nicht über seinen Schatten springen. Gut, dass man hier keine plakative Antwort, kein Schwarz und kein Weiß, sondern ein Grau ausgesucht hat, um Barneys Gefühlslage zum Ausdruck zu bringen.

Dass Lily ihm hier immer mit ihrem Rat und Tat zur Seite stand, war eine der stärksten Komponenten dieses Strangs. Es ist auch ein kleines Nicken gen #4.01 Kennen wir uns?, denn schon damals war Lily Barneys erste Vertraute in Liebesdingen. Die beiden ergänzen sich gut und sind als Team wohl eine der meist unterschätzten Kombos in der Serie.

Erpresster Lobgesang

Um vor Nora gut dazustehen, erpresst Barney sogar seine Freunde – Marshall mit einer Calzone, Ted mit Thermos, Lily mit Mr. Buttons und Robin mit ihrem "Mr. T"-Traum. Was dahintersteckt, erfährt man, außer bei Marshall, zwar nicht, aber die Szenen sind lustig und enthalten ein paar amüsante Popkulturreferenzen. Wie viele (ehemalige) N*Sync-Fans wohl Ted zu ihrem neuen Liebling erkoren haben? Erpressung hin oder her, nicht allen Freunden fiel es leicht Barneys Leben schönzureden und mit höchstem Vergnügen sieht man Lily dabei zu, wie sie ihr erzwungenes Lob auf Barney geradezu in ihr Weinglas hinein zischt.

Auch Scooby sorgt für ein paar leichte, beschwingliche Momente, allerdings muss man als Zuschauer mit Befremden registrieren, dass so getan wurde, als habe Robin nie Hunde gehabt. Dabei waren ihre Hunde in Staffel 1 ein wichtiger Teil ihres Charakters und wurden von Ted damals sogar als eine der Eigenschaften angeführt, die Robin zu seiner perfekten Traumfrau machte. Ziemlich schwach für eine Serie, die sich sonst so gerne ihrer Kontinuität rühmt.

Fazit

Die Folge hatte relativ offenkundige Schwächen – etwa die permanenten EKG-Bezüge, die wie ein Auszug aus dem Lehrbuch "Metaphern für Dummies" wirkten, Noras Charakterzeichnung oder die übertrieben dargestellte Reaktion von Lily & Co., als Scooby unbemerkt aus der Wohnung abhaut.

Gleichzeitig hatte Barneys romantische Seite durchaus ihren Reiz und als er am Ende vor dem Café stand, aber in seinem Dilemma nicht reingehen konnte, fühlte man mit ihm. Auch seine Erpressungsversuche sorgten für den ein oder anderen amüsanten Moment.

Gerettet und in einen Klassikerzustand erhoben wurde die Folge aber dann durch die Schlussszene: Marshall läuft durch die Straße, versehentlich fällt ihm dabei ein Stück Calzone auf den Boden. Verstohlen schaut er sich um, hebt es auf, beißt hinein – und wird dabei vom süffisant grinsenden Barney ertappt, der lässig an ein Schaufenster gelehnt dasteht. Die relativ lose Positionierung der Szene am Ende, die Blicke, das Spiel – perfekt.

Allein für diese Schlussszene hätte ich gerne 9/9 ausgeteilt, leider waren aber über die gesamte Folge verteilt zu viele Mängel enthalten, um von einem Punkteabzug abzusehen.

Eva T. - myFanbase

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