Bewertung

Review: #6.16 Der Verzweiflungstag

Foto: How I Met Your Mother - Copyright: 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.
How I Met Your Mother
© 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.

Der Valentinstag wird jährlich am 14. Februar gefeiert und gilt in vielen Kulturen als Tag der Liebenden. Der Legende nach traute Bischof Valentin von Terni vor vielen Jahrhunderten Liebespaare auch gegen den Willen des Kaisers, wofür er schlussendlich mit dem Märtyrertod büßen musste. Der Valentinstag soll seiner gedenken. Obwohl heutzutage kaum einer mit dieser Überlieferung vertraut ist, lebt der Valentinstag als Fleurop-Day weiter, der verbandelte Frauen um Blumen und Schmuck bereichert, während er manch Single-Dame in die Sinnkrise stürzt.

Der Tag der Verzweiflung

Wer sollte das besser wissen als der hauseigene Frauenkenner von "How I Met Your Mother"? Mit gewohnter Chuzpe referiert Barney über die Partner-Bedürftigkeit von Frauen am Valentinstags-Vortag. Barneys Repertoire an Beziehungs- und Frauenweisheiten, wie etwa der Hot-Crazy-Skala oder der Meerjungfrauen-Theorie, erhält Zuwachs und man kann nicht anders als zu schmunzeln, denn so nonchalant seine Beobachtungen auch sein mögen, so enthalten sie meist doch ein Körnchen Wahrheit.

Robin will Barneys Theorie widerlegen und trifft sich mit Kolleginnen, die ebenfalls solo sind und angeblich nichts auf den Valentinstag geben. Es ist nicht das erste Mal, dass Robin sich bewusst mit einem Grüppchen anderer alleinstehender Frauen trifft – wir erinnern uns alle peinlich berührt an die "Woo"-Girls in #4.08 Woooo!. Angesichts Robins normalerweise recht jungenhaften Naturells eigentlich eine recht bemerkenswerte Vorliebe.

Die meisten Kolleginnen von Robin knicken leider ein, wie ein morbider Grashalm nach einer Windböe, aber eine hält tapfer die Flagge hoch – Robins Kollegin Nora. Sie mag den Valentinstag und weigert sich, sich dem infantilen Farben-Kodex der anderen Damen zu unterwerfen. Gleichzeitig durchschaut sie aber Barney, schafft es jedoch dennoch, eine entspannte Unterhaltung aufrechtzuerhalten. Bravo, jemand mit ein bisschen Mehrdimensionalität!

Nicht nur wir sind davon beeindruckt, auch Mr. Stinson erkennt den Juwelen und lässt die anderen Frauen für Nora sausen. Dies ist ein Beleg dafür, dass Barney trotz seiner Womanizer-Gewohnheiten inzwischen eine Entwicklung durchgemacht hat. Der alte Barney hätte schon allein beim Gedanken daran, sich ernsthaft für eine Frau zu interessieren, einen Schreikrampf erlitten. Robin erkennt das und verschafft den beiden ein unverbindliches Valentinstagsdate beim Lasertag-Spiel - hier hat man glücklicherweise ein herrlich klischeefreies Ambiente für ein Rendezvous ausgewählt. Als Nora am Schluss ansetzt, Barney zu "rächen", erhält dieser Strang ein zuckersüßes i-Tüpfelchen zum Schluss – ganz ohne sülzige Liebesbekundungen oder Rosen.

Kalte Füße

Weniger einträchtig geht es bei Zoey und Ted zu – erst wird er ihr zu aufdringlich, dann geht ihm alles zu schnell. Der Strang wirkt schlecht durchgeplant und ist mit Abstand die schwächste Storyline der Folge. Ted ist also zu doof, um zu realisieren, dass seine Übernachtungsutensilien Zoey einschüchtern könnten – geschenkt. Aber warum flüchtet er dann nach Minnesota? Richtig, es ergibt keinen Sinn. Falls man uns tatsächlich weismachen wollte, dass Ted kalte Füße bekommt und vor Zoeys Liebesbekundungen flüchtet, dann ist die Mission misslungen. Hat Ted etwa vergessen, dass er die "I love you"-Slut der Serie ist? So leicht kommt er nicht davon. Zoeys Scheidung kann hier nicht als Ausrede dienen – diese hat ihn schließlich kürzlich auch nicht davon abgehalten, Zoey auf dem Hausflur fast bis zur Ohnmacht zu knutschen.

Zwischen Ted und Zoey fehlt jegliche Chemie. Reger Speichelaustausch hin oder her, die Atmosphäre zwischen den beiden wirkt immer steriler. Mit Wehmut erinnert man sich an die Zeiten, in denen Ted in Robin oder Victoria verliebt war. Können die Autoren dem Elend nicht einfach ein Ende setzen und Cupcake zurückholen?

Erwachsenwerden in Minnesota

Auch Lily hadert mit sich, seitdem Marshall wieder temporär nach Minnesota zurückgekehrt ist. In typischer Lily-Manier hat sie ein Kissen in der Form eines menschlichen Körpers "marshallisiert" – man merkt einmal mehr, wie sehr sich die beiden lieben. Auch wenn das Geturtel von Lily und Marshall manchmal grenzwertig nahe an der tiefroten Nerv-Zone lokalisiert ist, so gehört Lilys Ansprache an Marshall in Minnesota mit zu den schönsten Liebesbekundungen, die in der Serie jemals geäußert wurden.

Aber Marshall braucht noch Zeit und mit einem verständnisvollen Lächeln sieht man ihm dabei zu, wie er in Muster aus seiner Kindheit zurückfällt und sich wie ein unbeschwerter Knabe verhält, der außer Spiel und Essen keine Sorgen in der Welt hat. Damit die Szenerie nicht zu sehr ins Rührselige abdriftet und Auflockerung erfährt, schaut Judy ab und zu vorbei, um Lily inständig zu bitten, Marshall mit nach Hause zu nehmen.

Ihren brillanten Höhepunkt erhält die Episode, als Marshall vor Ted darüber sinniert, warum er in Minnesota geblieben ist und wie er sich seit dem Tod seines Vaters fühlt. Als Kinder fühlen wir uns von unseren Eltern beschützt - wie in einen Kokon gehüllt. Wir haben das Gefühl, dass sie uns vor Gefahren schützen, vor keinem Hindernis verzagen und keine Schwächen besitzen. Für Marshall ist dieses Gefühl mit dem Tod seines Vaters zerbrochen und es fällt leicht, einen Bezug zu seiner Verlorenheit aufzubauen. Marshalls Abtauchen in seine alte Kindheitsidylle ist eine Flucht vor der vater- und damit schutzlosen Realität. Schön daran ist, dass es sich hierbei nicht um eine externe Analyse handelt – Marshall selbst erklärt dies Ted und kommt dabei auch selbst zum Schluss, dass sowohl Ted, als auch er selbst, sich der realen Welt stellen müssen.

Die Wiederauferstehung Marshalls – und als solche muss man seine Entwicklung bezeichnen – ist einer der größten Geniestreiche der Autoren in dieser Staffel. Marshall war als Figur stagniert, seine Welt drehte sich nur noch um Lily und ein Baby. Durch die Minnesota-Episoden ist er wie ein Phönix aus der Asche auferstanden und hat sich emanzipiert. Er hat getrauert, er hat eine Reise in seine Kindheit unternommen und ist dann ein Stück erwachsener und reifer aus Minnesota zurückgekehrt.

Fazit

Mal wieder brachte die Folge gute wie auch weniger gute Momente hervor. Ted und Zoey? Lieber nicht. Barney und Nora? Hatte Potential, nächstes Mal aber bitte mit weniger Nerv-Robin-Anteil. Zudem hätte man gerne mehr über Nora erfahren.

Eindeutige Glanzpunkte der Folge waren alle Momente um und mit Marshall. Seine Trauer, seine Flucht vor der Realität und sein Festklammern an seiner Kindheitsidylle, aber auch seine neu gewonnene Reife nach all diesen Ereignissen haben ihn dem Zuschauer näher gebracht. Man hat Marshall begleitet, als er am tiefsten Punkt seines Lebens angelangt war und freut sich für ihn, dass er die Talsohle so weit durchschritten hat, dass es wieder aufwärts geht.

Eva T. - myFanbase

Die Serie "How I Met Your Mother" ansehen:


Vorherige Review:
#6.15 Oh Honey
Alle ReviewsNächste Review:
#6.17 Die Müllinsel

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "How I Met Your Mother" über die Folge #6.16 Der Verzweiflungstag diskutieren.