Bewertung
Dirie, Waris

Nomadentochter

Waris Diries Buch hielt sich über 100 Wochen lang auf den Bestsellerlisten.

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Inhalt

Nach der Trennung von ihrem Lebenspartner und Vater ihres Sohnes Aleeke fasst Waris Dirie den Entschluss, nach 20 Jahren wieder in ihre Heimat Somalia zurückzukehren. Zusammen mit ihrem Bruder macht sie sich auf die beschwerliche Reise nach Afrika. Allen Anstrengungen zum Trotz erreicht sie ihr Ziel und kann ihre Eltern wieder in die Arme schließen.

Schon bald nach ihrer Ankunft bemerkt Waris, dass sie sich in den vielen Jahren Abwesenheit sehr verändert hat. Zwar sind ihre Wurzeln in Somalia, doch durch ihr Leben in Amerika hat sie gelernt, eigenständig zu denken und zu handeln. Damit stößt sie in ihrer Heimat nicht nur die Männer vor den Kopf, sondern auch die Frauen.

Obwohl sie im Dorf ihrer Eltern für viel Unruhe sorgt, wird ihr alle Liebe entgegen gebracht, die es gibt. Es scheint fast so, als wäre sie nie weg gewesen. Dennoch ist Waris' Besuch in Somalia befristet, denn sie muss zurück zu ihrem Sohn und in die USA. Doch bevor es soweit ist, versucht sie so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und so viele Erinnerungen wie möglich wieder aufzufrischen.

Kritik

Es ist lange her, dass ich ein Buch so verschlungen habe wie "Nomadentochter". Waris Dirie hat es geschafft, sehr flüssig zu schreiben und einen in ihren Bann bzw. in den Bann Somalias zu ziehen.

Wenn man in den Medien etwas über dieses afrikanische Land mitbekommt, so ist es fast durchweg negativ. Man erfährt vom Krieg, Terroristen oder der grausamen Beschneidung der Frauen. Waris Dirie beleuchtet andere Themen, die in ihrer Heimat eine Rolle spielen und es wird deutlich, wie sehr sie ihr Land liebt. Dennoch verschönt sie keineswegs die Zustände in Somalia. Auch die oben genannten Themen spielen eine Rolle in ihrem Roman.

Waris Dirie wurde neben ihrer Arbeit als Model vor allem dadurch bekannt, dass sie im Westen auf die Beschneidung von Frauen in Afrika aufmerksam machte. Obwohl es ihr immer schwer fiel über dieses Thema zu sprechen, gibt sie nicht auf im Kampf gegen diese Verstümmelung und versucht die Frauen in Somalia aufzuklären. Neben der Rückkehr in ihre Heimat ist dies immer ein großes Thema in Diries Romanen.

"Nomadentochter" ist genau der richtige Titel für dieses Buch. Obwohl Waris Dirie seit etwa 20 Jahren nicht mehr in ihrer Heimat war, und obwohl sie bereits einige der Sitten und Gebräuche ihres Volkes vergessen oder verlernt hat, ist sie immer noch die gleiche Person, die sie als Kind gewesen ist. Sie stammt immer noch von den Nomadenvölkern Somalias ab und noch immer steckt dieser Geist des Landes in ihr. Man merkt es so deutlich an jedem Wort, das sie schreibt. Sie erkennt, dass ihre Verwandten zufrieden sind mit ihrem Leben, obwohl sie scheinbar so am Existenzminimum leben. Obwohl sie ein Leben führen, dass wir aus der "zivilisierten Welt" vielleicht nicht einmal Leben nennen würden...

Meiner Meinung nach, gibt es keine bessere Möglichkeit einen Einblick in die Bräuche Somalias zu bekommen, als die Geschichte einer Person zu lesen, die von dort kommt. Gerade weil Waris Dirie sich selbst wieder an einige Dinge aus ihrer Kindheit erinnern muss und selbst in einige Fettnäpfchen tritt, da sie schon sehr lange in Amerika gelebt hat, sind ihre Erzählungen für uns Europäer noch besser nachvollziehbar.

Fazit

Für jeden, der eine liebevoll geschriebene Geschichte über die Rückkehr in seine Heimat lesen möchte, ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Auch Fans von Afrika sollten diesen Roman keinesfalls verpassen. Und wem eine rührselige Geschichte über eine junge Frau, die ihre Eltern wieder trifft, zuwider ist, der interessiert sich vielleicht eher für die Zustände in Somalia, die Probleme, die das Volk dort hat, denn auch diese Seite der Medaille wird hinreichend beleuchtet.

Die Autorin

Waris Dirie erzählt in "Nomadentochter" ihre eigene Lebensgeschichte. 20 Jahre zuvor war sie noch als Jugendliche aus ihrer Heimat Somalia geflüchtet, da sie mit einem viel älteren Mann verheiratet werden sollte. Sie wuchs bei Verwandten in London auf, bevor sie nach Amerika ging und Model wurde.

Heute nutzt sie ihre Bekanntheit in den Medien, um auf die Ungerechtigkeit gegenüber den Frauen in ihrem Heimatland aufmerksam zu machen. Vor allem das Thema Beschneidung sorgt weltweit für Aufregung, da es sich um ein typisches Tabuthema handelt. Nicht nur durch Vorträge auf Konferenzen z.B. von der UNO, sondern auch in ihren autobiografischen Romanen beleuchtet sie dieses Thema ausführlich, obwohl es ihr bis heute schwer fällt, darüber zu sprechen.

Catherine Bühnsack - myFanbase
19.05.2007

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