Bewertung
Cechov, Anton

Drei Schwestern

Zwei Jahre hat er sich gehalten, und jetzt packt es ihn plötzlich, und er betrinkt sich ...

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Inhalt

Seit elf Jahren leben die drei Schwestern Irina, Mascha und Olga mit ihrem Bruder Andrej in einer Provinzstadt fernab der Hauptstadt Moskau. Hierher kamen sie wegen ihres Vaters, welcher Brigadeoffizier war, doch ist er nun verstorben. Doch anstatt wieder nach Moskau zu ziehen, blieben sie in der Brigadestadt, da ihr Bruder Andrej eine Frau heiratete, und dem Glücksspiel verfiel, womit er das Erbe verloren hatte.

Die drei Schwestern versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen, und werden von mehreren Offizieren abgelenkt. Während Olga alle Hoffnungen auf eine gute Ehe aufgegeben hat, will Mascha es noch einmal wissen. Sie sucht nach dem Richtigen, der wahren Liebe, denn als sie mit 18 den Lehrer Kulygin heiratete, fand sie diese nicht. Ebenso Irina, welche ihre Liebe noch in der Provinzstadt fand. Die Harmonie von ihr wird durch Rivalität gestört.

Kritik

Die Eile, mit welcher Cechov dieses Stücke schrieb, kann man sehr deutlich lesen. Nicht nur, dass der Anfang sehr verwirrend für den/die Leser/in ist, sondern auch, dass man in diesem Stück sehr träge auf einen Punkt kommt, wenn es diesen denn überhaupt gibt. Natürlich, der Umzug nach Moskau, oder die Liebschaften der Schwestern. Aber dies bis zum letzten Akt hinauszuzögern und davor nur lange Gespräche, meist sinnlose, wiederzugeben und ein wenig zu philosophieren, macht aus einer guten Idee noch kein Meisterwerk.

Wie aus einem Philosophiehandbuch werden hier Dinge aufgebracht, die andere Schriftsteller vor ihm schon verfassten. Als Beispiel die Vergänglichkeit des Menschen, oder die Liebe, welche zumeist im Unglück ende, oder eben auch die Glückseligkeit des einzelnen im Hier und Jetzt, und die ungewisse Zukunft der Nachfahren. Dies und viel weiteres wird kurz von der Figur Andrej angesprochen, aber nie kommt er wirklich zu einem Resultat, was man sich aber sehnlichst wünscht.

Dagegen kommt die Geschichte um Natalja, der Frau von Andrej, und den drei Schwestern wesentlich interessanter vor. Vom Hass ist nie die Rede, doch spürt man die Spannung aller Anwesenden, dass sie eine Teilschuld daran hat, dass der Umzug nach Moskau verschoben worden ist.

Die Figur Soljonyj erscheint einem zunächst sehr fragwürdig, da von ihm nur der Kommentar "Ziep, ziep, ziep" kommt. Schüchternheit? Keine Frage. Um aber jedem sein Glück zu geben, entschloss sich Cechov dazu, den Schwestern eine Lektion des Lebens zu erteilen.

Ignat Kress - myFanbase
14.10.2007

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