Bewertung
McKee, Stacy & Chris van Dusen

OP-Getuschel / Bargeflüster

"Was tun, wenn sich der nette One-Night-Stand von letzter Nacht als der neue Chef entpuppt? Augen zu und durch und bloß keine Schwäche zeigen, lautet die Devise für Meredith Grey, als sie ihren ersten Arbeitstag am Seattle Grace Hospital antritt. 'Grey's Anatomy' zeigt fünf junge Ärzte am Beginn ihrer Karriere: Begleitet von Unsicherheit, Neid und Ehrgeiz schlagen sie sich durch den harten Klinikalltag, immer nur mit einem Ziel: Den Tag überstehen, ohne einen Patienten umzubringen oder im eigenen Beziehungschaos zu versinken..."

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Inhalt

OP-Getuschel

Krankenschwester Debbie liebt es, über den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Seattle Grace zu schwatzen. Als Stationsschwester auf der Chirurgie bekommt sie davon so einiges mit, vor allem als ein neuer Schwung Assistenzärzte das Lehrkrankenhaus betritt. Nichts entgeht der aufmerksamen Debbie, die sich nun einen Blog zugelegt hat, um die Welt da draußen daran teilhaben zu lassen, wer mal wieder mit wem Sex im Bereitschaftsraum hatte und welcher Praktikant in welchen Arzt verliebt ist...

Bargeflüster

Joe ist Barkeeper in der Emerald City Bar, die dem Seattle Grace Hospital direkt gegenüber liegt. Die Bar ist Treffpunkt für Ärzte und Schwestern, die sich nach ihren anstrengenden Schichten gerne mal bei einem Drink entspannen wollen. Dass Alkohol dabei die Zunge lockern kann, ist hinlänglich bekannt. Joe bekommt vom neuesten Klatsch und Tratsch also auch so einiges mit, was er natürlich nicht für sich behalten will...

Kritik

Eigentlich ist so ein Wendebuch keine so schlechte Idee. Ein und dieselbe Geschichte wird aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt, was ab und an interessante Details aufdecken könnte, die man sonst vielleicht gar nicht in der Art wahrgenommen hätte. Um der ganzen Sache noch einen richtig modernen Touch zu verleihen, lässt man die beiden Beobachter ihre Geschichten nicht einfach erzählen, sie teilen dem Leser ihre Neuigkeiten in einem Blog mit.

Das liest sich zunächst einmal nicht schlecht, doch leider hapert es gewaltig an der Umsetzung. Joe, den Barkeeper, kennen wir bereits aus der Serie, doch Stationsschwester Debbie ist uns noch nie zuvor über den Weg gelaufen, obwohl sie nach eigenen Aussagen die Chirurgie am Laufen hält. Komisch, dass sie mir in der Serie noch nie aufgefallen ist. Ich werde auch beim Lesen nie wirklich warm mit ihr, weswegen mir der Teil "OP-Geflüster" auch wesentlich weniger gefällt als der Teil von Barkeeper Joe.

Die Idee mit dem Blog ist auch nicht uninteressant, da derzeit wohl jeder mitteilungsbedürftige Tratscher ein eigenes Tagebuch im Netz sein eigen nennt. So erfahren wir Tag für Tag nützliches in Sachen Bestattung und erfreuen uns der interessanten Erzählungen eines Spar-Markt-Besitzers im Hohen Norden. Alle Blogs haben dabei eines gemeinsam – sie respektieren die Privatsphäre von demjenigen, über den gebloggt wird. Unsere beiden Schnattergänse interessiert die Privatsphäre ihrer Mitmenschen allerdings herzlich wenig. Ungeniert wird hier Vor- und Nachnahme der Ärzte genannt, so dass für jeden ersichtlich wird, wer mit wem, wo und wann in die Kiste steigt. Wenn ich über meinen zukünftigen Chirurgen lesen würde, dass er sich mit einer AIPlerin im Bereitschaftsraum vergnügt, hätte ich doch gleich viel mehr Vertrauen zu ihm. Schließlich wüsste ich ja dann, dass der besagte Arzt sehr entspannt an seine Arbeit geht.

Die Geschichten an sich sind für einen Fan von "Grey's Anatomy" genauso uninteressant wie Debbies gelegentliche Versuche, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, da sie einfach alle schon einmal so passiert sind. Das heißt im Klartext, dass die Blogeinträge einfach Nacherzählungen einzelner Szenen aus den ersten beiden Staffeln der Serie sind. Natürlich beschränkt man sich in erster Linie auf die Beziehungen zwischen den Hauptcharakteren und verzichtet auf interessante Fälle oder tiefgründige Charakterdarstellungen. Aber das war bei Fanbüchern zu Serien bisher meist so.

Joes Geschichten gefallen mir wie gesagt wesentlich besser als Debbies, vor allem, weil wir hier einen uns bekannten Charakter ein wenig näher kennen lernen düfen. Wir erfahren zum Beispiel von seinem ersten Date mit Walter und seinen Gefühlen nach der überstandenen Hirnoperation. Das wertet das Buch zwar etwas auf, jedoch können auch diese kleinen Lichtblicke nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch auf der ganzen Linie versagt.

Fazit

Für Fans der Serie, die von den jungen Assistenzärzten des Seattle Grace einfach nicht genug bekommen können, ist das Buch vielleicht eine willkommene Abwechslung in der Wartezeit auf die neuen Folgen. Leider bietet es dabei nur sehr wenig Neues und hält sich auf einem sehr einfachen sprachlichen Niveau, dass das Lesen manchmal fast schon zur Qual werden lässt.

Melanie Brandt - myFanbase
09.12.2007

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