Bewertung
Vinke, Hermann

Das kurze Leben der Sophie Scholl

Die Verfasser führten die Tatsache an, dass seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialische Weise ermordet worden sind, sie verwiesen darauf, dass die gesamte polnische adelige Jugend vernichtet worden sei, dass polnische Mädchen in die Bordelle der SS nach Norwegen verschleppt worden seien. Niemand, der diesen Verbrechen weiter tatenlos zusehe, könne sich von ihnen freisprechen. Ein jeder ist schuldig.

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Inhalt

Am 22. Februar wurde die 21-jährige Sophie Scholl gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und dem Mitstreiter Christoph Probst im Münchner Gefängnis Stadelheim mit dem Beil hingerichtet. Sie war Mitglied der "Weißen Rose", einer Studentengruppe, die mit Flugblättern zum Widerstand gegen Hitler aufgerufen hatte. Ihr Leben vor und während des Widerstandes der Weißen Rose wird in Form von Berichten, Dokumenten, Zeugenaussagen, Briefen und Fotos beschrieben.

Weitere Hinrichtungen von Mitgliedern der "Weißen Rose": Alexander Schmorell, hingerichtet am 13. Juli 1943; Willi Graf, hingerichtet am 12. Oktober 1943; Professor Kurt Huber, hingerichtet am 13. Juli 1943.

Kritik

Hermann Vinke hat mit diesem Buch für sich wohl ein Lebenswerk geschaffen. So lange man sich an die Geschwister Scholl, als auch die weiteren Anhänger der Weißen Rose erinnert, wird man sich seinen Namen merken, wenn man mehr über das Leben derer erfahren möchte, die sich dem Naziregime entgegen stellten, immer mit der Angst erwischt zu werden, und womöglich dadurch den Tod zu finden. Es war eine, im Vergleich zu all den pompösen Dingen zu der Zeit, fast schon übersehbare Tat. Doch Mundpropaganda, als auch Gegenpropaganda egal welcher Art, führte eben zum Tode. Ohne Ausnahme.

Warum ausgerechnet Sophie Scholl so viel Anerkennung bekommt, liegt wohl daran, dass sie das einzige bekannte weibliche Mitglied der Weißen Rose war, und trotz ihres jungen Alters mehr Besinnung hatte, als die meiste deutsche Bevölkerung. Im Buch werden ihre Lebensabschnitte immer wieder schön mit Bildern ergänzt. Es wird ein Bild einer jungen, fröhlichen und doch irgendwie nicht zufriedenen jungen Frau gezeigt, deren Leben sich erst in Ulm schlagartig veränderte. Ihre Erlebnisse, wie die Verbrennung der Ulmer Synagoge oder die Schließung von jüdischen Geschäften, werden hier zum Beispiel von Augenzeugen berichtet.

Weitere Ereignisse: Ihr Leben in München und ihre Arbeit für die Weise Rose. Ihre Angst, und auch ihr Mut, stellenweise mit Briefen von ihr dargelegt, zeigt ein Bild des Schreckens, welches der Krieg wiederspiegelt, wo er sich doch eigentlich nicht befindet.

Es kommt, wie es kommen musste. Die Tapferen werden im Kriege nicht verschont. Sie und ihr Bruder werden dabei erwischt, wie sie in der Münchner Universität Flugblätter von einer Treppe herunterwarfen. Verhaftet und von dem härtesten Reichsrichter, Roland Freisler, verurteilt, wird ihre Todesstrafe schnell und ohne Verzug vollzogen. Ein Höhepunkt sind die Briefe, welche sie während ihrer Zeit im Gefängnis schrieb.

Fazit

Eine hervorragende Biographie einer jungen Frau, und ein guter Einblick in eine nicht dokumentarische Sicht der Dinge zu Zeiten der Nazi-Regierung.

Ignat Kress - myFanbase
13.12.2007

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